# Interview Dieses Interview wurde 2018-08-05 aufgezeichnet und 2018-08-08 auf dem ABS-Magazin (http://absmagazin.de) gesendet. Die Seite des Interviews ist hier: http://absmagazin.de/Members/radio/sendung/abs180808.mp3 Bitte die Linkliste für die Referenzen anschauen. Bitte die Korrekturen am Ende durchlesen. # Transkription von der Audioaufzeichnung [Intro Musik] Michael (M): Hier ist das ABS Magazin, Arbeit, Bildung und Soziales - Euer gesellschaftspolitisches Magazin hier bei Radio X, dem Frankfurter Bürgerradio. Schön, dass ihr dabei seid! Schön, dass Ihr zuhört! Wir haben wieder eine neue Sendung für Euch, spannende Sachen aus der Welt der Kommunikationstechnologie. Konkret wollen wir uns ein bisschen übers Internet... Nein, übers Internet wollen wir uns nicht unterhalten. Wir wollen uns eigentlich auch nicht übers dark net unterhalten, sondern noch was viel obskureres. Und zwar geht es um den 'gopherspace'. 'gopher' ist ein Protokoll, das ein bisschen früher als das world wide web erfunden und eingeführt wurde. Aber das ist inzwischen schon sehr in Vergessenheit geraten. Ein Protokoll, das muß man vielleicht sagen, ist eine Art und Weise, wie Computer miteinander sprechen, wie sie ihre Daten austauschen. Und Ihr kennt bestimmt das HTTP Protokoll. Das tippt Ihr immer ein, wenn ihr eine URL in Euren Browser eintragt. Oder es gibt auch ein Protokoll mit dem E-Mail abgewickelt wird. Und es gibt eben das 'gopher' Protokoll. Das ist insofern interessant, als dass es wirklich ganz einfach ist und mit dem web doch ein bisschen verwandt ist. Insofern, dass ähnliche Sachen funktionieren. Ganz konkret: Gopher Server stellen Text zur Verfügung, die stellen Links zur Verfügung. Was man nicht hat, sind jetzt irgendwelche Bildchen, Zusatzfunktionen, Javascript, da gibt es ja die kompliziertesten Sachen heute. Diese Reduktion auf nur Text und nur Links bedeutet auch, dass man damit sehr schnell arbeiten kann, also die Seiten sind superschnell geladen und es gibt auch einige Leute, die sagen: "Das web ist uns heute viel zu überfrachtet, es ist viel zu überbrodend. Da gibt es zu viel Werbung, da ist zu viel Schi sich dabei. Es wird immer schwieriger an die Information zu kommen, die man eigentlich haben möchte." Dann ist es unter Umständen genau richtig, mal das gopher Protokoll zu verwenden. Wir haben uns jetzt mal mit jemandem unterhalten, der sich damit ein bisschen auskennt, der sich damit beschäftigt. Und da gibt es sogar Leute, die treffen sich demnächst zu einer Konferenz, wo sie ein bisschen bequatschen wollen, wie es mit dem gopher Protokoll auch weitergehen kann. Wie man vielleicht eine wirkliche, interessante Alternative zum world wide web aufbauen kann. Also, erst mal gibt es noch ein bisschen Musik: Mrs. Beep mit 'The spring is comming' -- ein bisschen 8bit Musik. Und danach unterhalten wir uns mit Christoph, der uns was zum Thema gopher Protokoll erzählen kann. Ja wir unterhalten uns jetzt mit Christoph. Er ist so ein bisschen ein Computer nerd, ein Computer Bastler, der kennt sich aus. Der beschäftigt sich mit Software, Hardware, mit Protokollen, mit Programmierung. Das heißt alles was mit Computern zu tun hat und wie man mit ihnen kommunizieren kann. M: Hallo Christoph! Christoph(C): Gruesse Michael, hier ist Christoph! M: Ich hab gelesen, Du hast so ein Projekt, das heißt 'bitreich'. Das verwendet so ein paar Protokolle, die nicht so bekannt sind. Aber, was macht dieses Projekt denn? Was heißt denn dieses Projekt bitreich? Was muss ich mir darunter vorstellen? C: bitreich da geht es darum, dass wir einfache Software schaffen. Und da gehört auch gopher bzw. einfache Protokolle dazu. Also mit einfachen Prinzipien, Software, die Spaß macht. M: hmm C: Da hat man mit einfachen Regeln - also die stehen auf der Webseite bzw. dem 'gopherhole' oder dem 'gopher' Loch zu finden. M: Ja C: Da gibt es… Also, wir wollen ja eher über gopher reden. Da geht es darum, dass man statt große komplexe Dinge, einfache Sachen verwendet, die man auch selber implementieren kann zum Beispiel. M: Da muss man sich auf der einen Seite vielleicht ein bisschen auskennen, aber es ist ja auch nicht so schwierig. Also 'gopher' heißt ja übersetzt 'Maulwurf' oder? C: Ja, dass heißt Maulwurf, aber es kommt ja vom dem gopher des MIT, eine Universität in den USA und die haben den ja als Logo Und es ging aber auch darum, dass man '[to] go for' also 'gopher' importiert[?]. Also es ist einfach bloß, weil sie das Logo gehabt haben M: Und dieses Protokoll existiert wohl auch schon relativ lange, das ist wohl zeitgleich oder sogar ein bisschen früher als das world wide web entstanden: C: '91 wurde das entwickelt, da ging es darum, dass beim MIT die verschiedenen Datenbanken vernetzt werden, unter Einsatz eines hierarchischen Protokolls. Es ist ja dann leider vom web überholt worden, das hat sich schneller entwickelt, um es kurz zusammenzufassen. M: Wie unterscheidet sich denn das web und das gopher Protokoll. Also da geht es eher um Text oder andere Möglichkeiten des Austausches? Was sind denn die Unterschiede? C: Man muß jetzt unterscheiden erst einmal beim web, da gibt es HTTP, das ist das Übertragungsprotokoll und dann HTML, das ist die Darstellung, das was ich im Browser sehe. Bei gopher habe ich ein Protokoll, da sind einfache Menüs implementiert. Ich weiß schon 'Da gehe ich hin, wenn ich weitergehen will'. Die Links, die ich im web habe, habe ich dort schon implementiert. Das heißt, ich habe eine striktere Struktur, die ist aber schon geordnet. Im Gegensatz zum web. M: Ah, Du meinst. Wenn ich auf einer beliebigen Webseite bin, habe ich ja oft das Problem, die sieht irgendwie aus und ich muss ja die Navigation immer komplett neu lernen, wo was versteckt ist oder angezeigt wird. C: Da ist das ja schon wieder komplett anders im web. Da habe ich Sprachen, die einem das verstecken können und der Link ist ja heutzutage auch nicht mehr 'ich geh zu dieser anderen Webseite'. Das ist aber das Grundproblem. Bei gopher ist das Vereinfacht, da habe ich einen Link und der ist ein Link, da gehe ich einfach weiter. Beim nächsten ist das wieder so. Da habe ich einen Baum von Informationen, da kann ich immer weiter gehen. M: Wenn ich das richtig verstehe, ist die Darstellung in diesem gopher Protokoll ja so, dass ich wirklich nur Text sehe oder? C: Genau so ist es definiert. Es geht nur um Text. Man hat versucht es um Bilder zu erweitern. Früher gab es diese ganzen Terminals. Da hat man diese alten Bildschirme gehabt, auf denen nur Text dargestellt werden konnte. Aber es geht ja um Text, es geht um Information und der einfachste Weg, um Information zu übertragen ist Text. M: Oder zweit Leute unterhalten sich miteinander, da können sie ja auch Information austauschen und kommunizieren. C: Ja, die Verarbeitung von Text ist aber viel einfacher. Wenn man etwas weiter sieht, z.B. gibt es Linux, wenn das die Hörer kennen. Da geht darum, wie kann ich über eine Kommandozeile Text mit Text verarbeiten. Bei Bildern habe ich das Problem, dass ich komplexe Programme, die mit höheren Logiken arbeiten und nicht so leicht zu bedienen sind, brauche. M: Wenn ich das so höre geht es wohl ein bisschen darum, wie man einfache Programme verwenden kann, die auch wenig Ressourcen verbrauchen. Wenn ich eine Text Datei übertrage, dann ist die ja u.U. sehr viel kleiner im Vergleich zu einem Bild oder einem Video. C: Ja, das stimmt. Da kann ich ein Beispiel nennen, wo ich das gebraucht habe. In Butan, das Land nördlich von Indien, wo es um das Glück der Menschen geht, nicht wie bei uns. Da haben die ein großes GSM (Handy) Netz. Und da ist mal der Strom ausgefallen und es gab nur dieses ganz langsame Handynetz. Aber ich konnte perfekt meine Informationen über gopher abholen. Es braucht keine großen Kapazitäten. M: Das heißt es ist auch ein Protokoll, dass für Gegenden sehr interessant ist, die nicht so in der 1. Welt sind und nicht so viele Ressourcen zur Verfügung haben. C: Ja das spart, aber insgesamt, weil das Problem mit dem web ist, wie bei YouTube: Da wird Text vorgelesen in einem Video und das wird verbreitet in HD Format auf einem 4K Monitor. Und ich hätte ja einfach den Text übertragen können! M: Das ist jetzt ein Ansatz, dass man sagt: Man hat hier ein Protokoll und Programme dazu, mit denen man sehr schnell und sehr einfach ressourcenschonend Informationen übertragen. Und unter Umständen genauso viele Informationen, wie in einem vorgelesenen Video. Ist das jetzt ein neuer Trend oder gibt es da viele Leute, die sich darum kümmern? C: Also das gopher war eingeschlafen als das web groß geworden ist. Bis jetzt habe wir ja die Sache, dass die Handys immer größer werden, immer mehr Kerne haben usw. Aber sie sind viel langsamer geworden. Das hat viele Leute dazu gebracht darüber nachzudenken. Und da gibt es in den Expertenkreisen auch viele die wissen welche Komplexität im web stattfindet und versuchen Alternativen zu finden. Und da ist gopher ein Teil davon. M: Das heißt, es ist auch eine Bewegung, die sagt: Wir wollen das gar nicht so kompliziert und ressourcenschonend machen? C: Genau, das ist der Teil für das Internet, nicht nur das web. Neben dem web gibt es noch viel mehr im Internet. Sondern bitreich ist hier auch der Teil, wo die Software einfacher werden soll, weil das zusammenhängt. M: Bei der Softwareentwicklung, geht es darum Programme zu schreiben, die man auch selber schreibt, um sie selbst zu benutzen. Oder weil die so einfach sind, dass man sie auch selbst benutzen kann? C: Bei bitreich geht es eher um die Kommandozeile, für fortgeschrittene Entwickler. Die graphischen Oberflächen verbrauchen viele Ressourcen Da ist gopher eher [der Teil] für den Endnutzer. Für die Entwickler geht es darum eine schöne Kommandozeile zu haben. Also Spaß an der Benutzung zu haben. Das ist das Ziel. Das geht nur durch Einfachheit. M: Sind die modernen Entwicklungswerkzeuge zu kompliziert mit ihren grafischen Oberflächen? Ist das wirklich ein Spaß-Killer? C: Naja, früher hat man einfach einen Text Editor geöffnet, der hat 200 Kilobyte RAM verbraucht. Heutzutage, wenn man einen Editor öffnet, lädt der im Hintergrund einen Webbrowser, der Webbrowser lädt Javascript und das verbraucht mehrere Gigabyte [RAM]. Und der generiert dann noch Quelltext, der nochmal komplexer ist. So weit sind wir! M: Wenn ihr sagt, mit dem bitreich Projekt versucht ihr Wege zu finden, dass man weniger Ressourcen verbraucht. Funktioniert das? Was sind Eure Erfahrungswerte? Macht das wirklich so viel Spaß, anstatt irgendwelchen schicken Videos auf YouTube anzugucken? C: Ich merke das ganz einfach: Wenn ich gopher benutze brennen meine Oberschenkel nicht. Wenn ich irgendeine Webseite benutze, läuft der Lüfter an und das alles. Gopher hat hat aktuell 300 Server, wir haben da bloß einen kleinen Anteil, was wir sparen. Das web verbraucht aktuell 2% des globalen Stromverbrauchs, manchmal mehr... M: Aber du musst dich dann schon ein bisschen auskennen, dass Du solche Sachen dann auch benutzen kannst oder? Wenn ich mir heute vorstelle, als durchschnittlicher Smartphone Benutzer wird es einem ja sehr einfach gemacht ins web zu gehen oder einen chat aufzurufen, mit anderen Leuten Textnachrichten austauschen kannst. Du musst ein einen [app]store gehen, wo du dann die Programme schon vorbereitet vorfindest. Ein klick und es wird installiert. Das ist ja nicht so einfach, wenn ich das gopher Protokoll benutzen will um Informationen zu suchen oder ein Protokoll benutzen will um zu chatten? Das ist doch ein bisschen komplizierter oder? C: Nein, es ist... Wir haben hier verschiedene Ebenen. Man fängt einfach an und geht auf die gopherproject.org Seite und wenn man keinen gopher Client hat, wird man auf einen Übersetzer von 'web nach gopher' umgeleitet. Man sieht im Browser gopher. Und so kommt man dann weiter zu welchen gates ich noch habe. M: Also ein Gateway, mit dem ich mit einem normalen Webbrowser, der gopher nicht implementiert hat, auf die Informationen zugreifen kann. C: Aber es gibt auch noch für die Browser plugins. Also für Firefox und chromium. Aber das Problem ist, dass Firefox und chromium ihre plugins gerade geändert haben. Das heißt, da könnten Inkompatibilitäten sein. Aber es gibt noch andere Klienten auf der gopherproject.org Seite M: Wie ist das mit chat? Da gab es früher ein chat Protokoll, dass sehr viel benutzt wurde: IRC, also Internet relay chat. Das ist ja heute nicht mehr so ganz bekannt oder? C: Also in Entwicklerkreisen ist das sehr bekannt, weil jedes open source Projekt einen IRC Kanal hat. Der einfachste Weg, um sich mit Entwicklern oder Benutzern zu treffen. Da gibt es web Klienten, Klienten fürs Handy, da gibt es Kommandozeilen Klienten IRC ist fast überall implementiert. M: Das kann eigentlich auch die meisten Sachen, die Du mit einem chat Programm auf deinem Smartphone hast? C: Es könnte alles, will es aber nicht! M: Ach so? C: Ich habe zwar die Möglichkeit um, sagen wir mal, Videos zu übertragen in whatsapp oder auch Bilder. Das will man im IRC aber nicht, IRC ist ein einfaches Protokoll. Es geht darum Texte zu übertragen. Wenn ich das alles hinzufügen würde, könnten Hobbyisten die Server nicht mehr tragen und man müsste das alles aufbereiten. Man bräuchte also die Infrastruktur von Facebook z.B... M: Du sagst 'Hobbyisten können die Server nicht tragen', das heißt es ist einfach so einen Server einzurichten und zu betreiben? Wie muss ich mir das vorstellen? C: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Es gibt Debian - eine bekannte Linux Distribution - da gibt es einfache Anleitungen und Tutorials, wie ich das einrichte. Eine Server kostet z.B. 3 EUR / Monat, da kann ich meinen IRC Server betreiben. M: Und das ist auch nicht zu kompliziert, den zum laufen zu bringen? C: Der Server ist kompliziert, der Zugriff durch Klienten ist einfach. M: Was gibt es denn noch für Protokolle, die von dieser Idee her interessant sind, weil sie nicht so viel Bandbreite oder Ressourcen verbrauchen, aber hier fast dasselbe Ergebnis liefern können? C: Vor dem web gab es schon sehr viele Protokolle, so ist das entstanden. TCP/IP ist das Grundprotokoll und da gibt es 65000 Ports. Und wir betreiben heute alles über einen bzw. verschlüsselt über 2 ports HTTP und HTTPS. Da gibt es noch viele andere. Zum Beispiel 'dict': Ein Protokoll um in einem dictionary, also einem Verzeichnis, nachzuschlagen. Da schickt man einfach an den Port: 'Ich will gerne die Definition von einem Wort' und der Server hat als Text die Definition zurückgeliefert M: Ist das noch im Einsatz? Wie würde ich das heute benutzen wollen? C: Es gibt dict.org, da wird das dict Protokoll noch gepflegt. Oder bitreich hat auch einen mit dem urban dictionary, in dem Spaßige Definitionen von Wörtern hochgeladen wurden. So schwer ist das nicht, das ist einfach ein Service, den ich unter Linux installieren kann. M: Und was gibt es sonst noch für Protokolle, die da aus Eurer Sicht interessant sind, weil sie Ressourcen schonend sind? C: Newsgroups gibt es noch, aber das Problem mit news ist Spam Es gibt keine effiziente Methode, um Spam aus Newsgroups zu filtern, deswegen sind sie auch am Ende gestorben. Newsgroups überleben nur als Austausch von binär [Dateien]. Deswegen wurden sie auch überall gesperrt, weil sie zur Piraterie verwendet wurden. Und es skaliert nicht, weil jeder Server ein gesammtabbild des Netzes hat. Daher sind die Server auch unter der Last der Webnutzer zusammengebrochen. Dann hätten wir noch das Tor Protokoll... M: Das Tor Protokoll ist ja auch schon ein bisschen länger am Start. Da gab es ja auch schon einige spektakuläre Sachen, die über das Tor Protokoll abgewickelt wurden, da geht es eigentlich um Anonymisierung der Benutzer oder? C: Ja, es geht um die reine Anonymisierung, weil heutzutage, wissen wir durch Snowden, sitzen die Geheimdienste an den Kern Routern in Frankfurt und überall. Das heißt die wissen, wo das Paket losgeht und ankommt. Tor verschlüsselt bzw. verpackt das so, dass man nicht sieht, wo das Paket entlang gegangen ist. Das Problem bei Tor mit dem web zusammen ist: Im Webbrowser sind zu viele Meta-Informationen, also Informationen, die den Nutzer identifizieren können. Und darüber wurden ja viele Whistleblower/Geheimnisverräter identifiziert. Und da kann gopher helfen. M: Also Tor ist eine Methode, um als Benutzer von Webseiten, die Identität zu verbergen und zu anonymisieren. Wenn Du sagst, es gibt zu viele Metainformationen im Browser, dann heißt das: Wie sind die konfiguriert, welche Fonts sind auf der Maschine installiert, wie groß der RAM ist und solche Informationen können dann in der Masse ein einzelnes Gerät doch genau zu identifizieren, da es auf der Welt nur ein paar 1000 Geräte die genau so konfiguriert sind. Dadurch kann man also einen Menschen relativ genau wiederfinden? C: Genau so funktioniert das. Gopher kann hier helfen, weil es eine definierte Menge an Meta-Informationen gibt, mit der ich einen Nutzer finden kann, nämlich: gar keine. Bei Tor gibt es zwei Dinge, die ich beachten muss. Ich kann aus dem Tor Netzwerk herausgehen und auf das web zugreifen oder ich kann innerhalb des Tor Netzwerkes auf einen Service zugreifen. Wenn ich vollkommen innerhalb von Tor Zugriffe mache, gibt es keine Möglichkeit für die Geheimdienste ein ausgehendes Paket zu finden. Das ist dann vollkommene Anonymität. Wenn ich z.B. über Tor auf einen Endpunkt von Facebook zugreife, identifiziere ich mich ja immer noch mit meinem Login, das ist eigentlich sinnlos. Bei gopher kann ich mich gar nicht identifizieren. M: Wenn du über Tor gehst und dich dann auf einer Webseite irgendwo einloggst mit deinem Benutzer bist du natürlich nicht mehr anonym... C: Das ist das Problem bei unerfahrenen Nutzern. Die laden sich den Torbrowser herunter, die wollen ihre Geheimnisse in ihrem Regime verraten. Und wenn ich denen jetzt aber den Torbrowser gebe, hat der genau definierte Metadaten, da gibt es extra filter bei den Geheimdiensten um den zu finden. Dann sind die ganz schnell gefunden. Das heißt, die ganzen Grundschichten müssen schon so gemacht sein, dass der einfache Whistleblower keine Probleme bekommt. M: Jetzt gibt es ja schon verschiedene andere Versuche, was jetzt Daten und Privatsphäre angeht sich nicht großen Konzernen auszuliefern, in dem man in den großen Netzwerken nicht mitmacht. Gibt es da schon schon Versuche bei sozialen Medien, bzw. was die machen auch andere Protokolle zu benutzen? Als jetzt zum Beispiel nur zu Facebook und Co zu gehen. C: Da gibt es zum Beispiel GNU Social oder mastodon. Wenn ich zu Facebook gehe, kommen da keine Daten mehr heraus. Wenn ich aber ein (komplexeres) Protokoll habe kann ich auf meinem Heimat Server mit meinem Freund auf seinem französischem Server Nachrichten austauschen: 'Der hat gerade ein Bild geteilt, der hat eine Textnachricht an die Gruppe verteilt'. Das ist Dezentralisierung M: Es gibt also kein einzelnes Rechenzentrum mehr, das alle Informationen zusammen sammelt, sondern es sind viele Server, die verteilt sind und es weiß auch nur jeder Server das, was er wissen muss. C: Da war der Facebook Skandal gerade sehr gut. Da hat man gemerkt, es gibt einen politischen Gegenwind. Da haben die Facebook, Microsoft usw. gerade ein Projekt gestartet um die Daten zwischen sich hinundher zu exportieren. Facebook fehlt aber hier, Facebook hat noch keinen Export M: Mit Export meinst du jetzt Nutzerdaten? C: Ich meine meine Zeitleiste, was ich an wen geschrieben habe usw. M: Benutzen viele Leute GNU Social oder mastodon oder ist das etwas für die Spezialisten und Nerds, die sehr viel Wert auf Privatsphäre legen? C: Das ist sehr einfach zu benutzen: Gib 'gnu.social' ein und dann wirst du auf einen Server weitergeleitet. Da gibt es viele Instanzen und ich such mir eine heraus, am besten da, wo meine Freunde auch schon sind. Und dort kann ich mich einfach anmelden. Und sobald ich mich angemeldet habe ist das der Server von dem aus mich ins restliche Netz verbinde. Das ist sehr einfach mit dem Webbrowser zu benutzen. Es gibt Anleitungen dazu und es sieht auch genauso aus wie Facebook M: Wir haben uns vorhin ja schon über Software unterhalten und wie man die installieren kann. Man muss sich ein bisschen auskennen. Kommandozeile, ja, da muss man auch schon ein bisschen wissen was man tut. Also bei der Kommandozeile hat man ein Fenster da erst mal nur Text dargestellt werden und da gibst du deine Befehle als Text ein. Wie seht ihr das denn so, als Leute die sich dafür interessieren und damit arbeiten: Hat das, das Potential, dass das von wirklich vielen Leuten, also dem Mainstream, benutzt werden kann? Kann das funktionieren? Oder ist das für heutige Computerbenutzer nicht alles zu unbequem, zu aufwändig, nicht schnell genug und nicht einfach genug? C: Nehmen wir mal das Argument das jemand Linux zu Windows wechseln will und sagt: Ah, da gibt es nur die Kommandozeile! Das ist aber die Sache: Wenn ich die Liebe zu meinem Gerät wieder habe( was ich bei Windows nie habe), dann lerne ich es auch zu bedienen. Früher konnte ich ein Radio reparieren, heutzutage weiß ich nicht, was diese komische Kiste macht... M: Ja? C: Darum geht es. Es geht um den Spaß am Gerät, diesen Spaß wiederzufinden. Wenn man den findet, lernt man auch, wie das Gerät funktioniert und dann geht man auch tiefer. Und kann es selbst modifizieren. M: Auf der anderen Seite ein modernes Radio im Vergleich zu einem Röhrengerät oder ein moderner Computer mit aufwändiger Software gegenüber einem einfachen Computer der begrenzte Möglichkeiten hat, die modernen Sachen bieten schicke moderne Möglichkeiten. Moderne Radios suchen automatisch den besten Sender, empfangen Daten, auf verschiedensten Kanälen und können Kanäle (analog, digital, Internet) bündeln und anbieten, da sind schon komfortable Möglichkeiten gegenüber einem Röhrenradio, das von Hand bedient wird und man am Senderknopf rumschraubt, bis man den Sender hat, den man haben will. C: Ich hab einen Gegenvorschlag: Das Problem ist, dass ich jedes Jahr ein neues kaufen muss, wenn das nächste Protokoll herausgekommen ist. Aber es gibt ja auch den Raspberry Pi, da gibt es auch ein Linux darauf und da baue ich meine Peripherie darum herum, und kann dann Teile gegen leistungsfähigere austauschen. Es geht darum, dass es modular wird, weniger verschwendet wird. Bei Computer und Handys gibt es Entwicklungen, dass wir open source Geräte bekommen. Das dauert nur sehr lange, weil die Hersteller Hürden geschaffen haben, um das zu erschweren. M: Die Einfachheit der Bedienung und die Einfachheit der Geräte sorgt ja auch dafür, dass mehr Menschen moderne Computertechnologie benutzen können. Also zum Beispiel einen Kartenservice auf dem Handy verfügbar zu haben, ist einfacher als früher eine Papierkarte mitnehmen zu können. C: Deswegen sprechen wir gerade im Radio, um den Leuten begreiflich zu machen, dass wenn ich das alles zu einfach mache, ich voll überwacht werde und ich unter der Kontrolle des Rechners bin. Daher muss ich ungefähr wissen, wie der funktioniert. Ansonsten bleibt er Magie und Magie ist nie gut. Wir brauchen Wissenschaft. M: Wenn ich zum Beispiel beim Kartenservice bleibe. Da habe ich ein Smartphone mit einer App und kann da sehen, wo ich bin mit genauer Ortung. Das sind schon Zusatzinformation die man gerne benutzen möchte, aber du möchtest dich ja nicht wirklich einarbeiten in komplizierte Software mit Textoberfläche und installieren und kompilieren. Das ist doch vielen Leuten zu viel oder? C: Da wird ja auch niemand mehr angezogen: Wir propagieren ja, dass jedes Projekt wiederverwendbar ist. Wenn wir jetzt über Karten sprechen gibt es openstreetmap, als Datenbank, jemand der die Karten erzeugt und Programme, die die Karten generiert. Dann hat jemand die Datenbank und die Generierung benutzt und eine Text Oberfläche davor gesetzt Also nicht wie bei Facebook, wo alles hinter der Weboberfläche steckt und wenn Facebook Pleite geht ist alles weg, sondern: wiederverwendbar. Das wäre ja ne Riesenverschwendung, wenn ich das alles wieder aufarbeiten muss. M: Woran denkst Du liegt das, dass diese Idee, die es ja auch schon vor 20/30 Jahren gab, dass das heute nicht mehr so ist. Als es ist ja eher die Rede von großen Konzernen, die Daten sammeln und weniger davon dass viele Leute da beisteuern können und das Wissen durch viele Einzelbeiträge erweitert wird. C: Das Problem ist der Konsum. Was überlebt hat an sozialer Struktur ist das 'ich verlange' und das 'ich bekomme'. Das dazwischen das Warten bzw.'ich muss das erst mal schaffen' das ging durch den Hyperkapitalismus verloren. M: Meinst du denn, da kann was dagegen tun? Ist denn Euer Versuch sich auf Protokolle mit wenig resourcenverbrauch zu fokussieren das der Versuch, nicht das Rad ein wenig zurückdrehen, doch die Richtung ein wenig zu ändern? C: Ich kann nicht die ganze Welt konvertieren das geht gar nicht. Es geht darum zu zeigen, dass es anders geht. Es gibt das Gegenteil [zu heute]. Irgendwann kommt jemand vorbei, der das nützt und braucht genau dieses Beispiel. Wenn ich heute die Generation der Smartphone Benutzer habe, von denen mancher noch nie einen PC benutzt hat, die kennen nur Smartphone mit web. Die müssen sehen, dass es auch anders, einfacher geht. Die Hand muss nicht warm sein, wenn ich im web surfe. M: Um das jetzt noch ein wenig überspitzt zu formulieren: Wir hatten früher auch Dampfmaschinen und wir hatten Pferdefurhwerke, mit denen wir Lasten durch die Gegend gefahren haben. Die heutige Lage ist dann doch ein bisschen effizienter und auf jedenfalls bequemer, schneller und bietet mehr Möglichkeiten? C: Nein! Da sehen wir was anders. Manche Protokolle früher, die konnten sich nicht ausbreiten, weil sie technische Probleme hatten. Aber jetzt habe ich Gigabit Verbindungen usw. Da hab ich gopher (Inhalte) instant also sofort im Zugriff. Man wird einen Unterschied sehen. Oder bei Microsoft Windows einfach die Maus bewegen. Man merkt das ist langsamer als man das Gerät bewegt, auch wenn man daneben ein Windows 95 Gerät setzt. Da gibt es weniger Abstraktionsschichten. Das ist einfacher. Es geht ja darum, dass der Computer etwas praktisches tut, er ist nicht nur theoretisch da, wie Bürokratie, sondern das praktische, der Spaß M: Der Spaß am Gerät hatten wir schon mehrere Male. Das ist also für dich und vielleicht deine Mitstreiter, die sich da engagieren oder damit rumbasteln ein ganz zentraler Punkt. C: Ja da geht es wie bei jedem Verein dadraussen, wenn er keinen Spaß mehr macht, warum geh ich hin? Wir sind ja im Hobbybereich. Wir gehen sonst 8-10 Stunden auf Arbeit, ich muss ja einen Grund haben das zu tun. Deswegen ist vielleicht im open source Bereich der Grundton etwas rauer, es liegt einfach daran, dass wir Menschen sind, keine Kundenberater. Da kann es auch mal sein, dass wir manchmal fordern, dass man manchmal etwas selber macht. Es ist ja kein Selbstbedienungsladen sondern ein Hobby. Wie im Verein, wenn ich dazu komme, muss ich auch mitspielen. [Werbejingle] M: Hier ist das ABS Magazin: Arbeit, Bildung und Soziales. Euer Gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem Frankfurter Bürgerradio. Wir haben uns jetzt ein bisschen über das gopher Protokoll unterhalten, das heißt die Art und Weise, wie man ganz einfach Information über das Internet austauschen kann, nämlich nur mit Text ohne überflüssiges Grafik schischi oder Werbung oder so. Wir werden uns jetzt noch ein bisschen mit dem Christoph weiter unterhalten und zwar gibt es jetzt ja ein paar Leute, die sich wirklich darum kümmern wollen, wie man das weiterentwickeln kann. Wie ist der Stand der Dinge und wo kann es hingehen? Und die treffen sich demnächst zu einer Konferenz und wir werden mal hinhören, was dort stattfindet und wie das aussehen kann. Ihr werdet euch demnächst mit ein paar Aktivisten in den nächsten Wochen treffen. Was macht ihr und worum geht es da? C: Es geht um die bitreich con oder heutzutage 'Konferenz'. Die ist nächste Woche Samstag und Sonntag in Rodez in Südfrankreich, weil dort ein Mitglied von bitreich ist. Aber man muss nicht hinkommen, es ist alles online. Wenn man auf das gopher Loch bzw. gopher hole geht, per ssh zugreift gibt es Folien, per gopher audio- stream und man kann sich voll einbringen. über IRC wenn man noch mit den Leuten reden will. Drei verschiedene Protokolle und hocheffizient. M: Man kann also den Sachen folgen, die dort erzählt werden bzw. wenn man Zwischenfragen oder etwas beitragen möchte kann man das über den IRC chat in den Kanal geben und wird dann von Euch auch direkt gesehen und allen die sich eingeklingt habe. C: Genau! Und man verbrennt sich dabei nicht die Oberschenkel, weil der Laptop zu heiß wird. M: Was ist denn das Programm von Eurem Treffen? C: Samstag reden wir um bitreich, was wir getan haben, die verschiedenen Services, dann hat sich etwas in unseren Manifest bzw. unserer Ideologie getan. Neue Nutzer und neue Projekte. Und am Sonntag geht es ausschließlich im gopher. Da freuen sich auch die Amerikaner, das ist nämlich der letzte Teil der community der noch von damals existiert und es gab schon lange keine gopher con mehr und da finden wir uns mal wieder zusammen. M: Und was werdet ihr machen? Gibt es da Vorträge oder Programmierrunden oder sitzt man nur so zusammen und unterhält sich ein bisschen Wie muss ich mir das vorstellen? C: Das wichtige ist erst einmal bei gopher, dass wir wieder zusammenkommen, weil das ein wenig eingeschlafen ist in den letzten Jahren. Da gibt es erst einmal wieder einen Teamgeist. Wie gesagt, wir haben 300 Server vor einem Jahr waren es noch 100, das hat sich gesteigert. Das Protokoll hat auch ein paar Ecken und Kanten, das muss besprochen werden damit wir die in Zukunft definiert haben. Man muss noch die Interaktion zwischen gopher und dem web besprechen, das ist noch nicht ganz definiert. Und es geht darum ein Forum zu schaffen, dass man miteinander redet. M: Du sagst es gibt 300 Server, was findet man denn da hauptsächlich? Ich hab ein bisschen gestöbert und sehr viele phlogs angetroffen, was man im web sonst als Blog bezeichnet, richtig? C: Ja genau phlog, wie Blog Da gibt es sehr viele, es gibt auch viele neue. Weil die Distribution sehr einfach ist. Man lädt einen Text hoch und liest den dann. Sehr einfach, so wie es sein soll. Mehr ist ja ein Blog eigentlich nicht. Es geht um die direkte Übertragung. Viele Menschen kommen wegen dem retro Ansehen, dass alles so schön ist wie früher, aber manche kommen auch wegen der Idee, dass es einfacher ist. Ich öffne mal eben meinen Vortrag, den ich vorbereitet habe, dann kann ich Dir alle Services sagen, die ich herausgesucht habe, die gerade interessant wären für neue Nutzer des gopherspace. M: gopherspace kann man ja mal erläutern. Wie ich das verstehe, ist das sozusagen, wie man vom world wide web redet, also die Gesamtheit aller web Server ist der gopherspace also auch die Gesamtheit aller Server, die das gopher Protokoll anbieten und man meint damit alle Information, die das drauf ist. C: Genau, das ist, was ich damit meine. Als Beispiel hätte ich als Services: Eine Übersetzung nach mastodon / GNU Social, das hat sogar mastodon schon eingebaut als Facebook alternative. Dann gibt es ein Interface für pirate bay, ein Interface für die YouTube suche (fürs streamen nicht), Wikipedia gibt es eine Übersetzung, eine Suchmaschine Google kennt ja jeder, überwacht uns, es gibt duckduckgo als alternative oder es gibt das föderierte searx, da kann man seine eigene Instanz aufsetzen. Das Projekt Gutenberg, wo die alten Bücher gesammelt werden und es hat sogar jemand eine netflix suche gebaut. M: Das sind aber nicht nur so statische Inhalte wie Text-, Bild- oder Audiodateien, die da im gopherspace liegen, sondern es gibt da dann auch wirkliche interaktive Elemente? In dem Sinne, dass auf meine Anfrage dann auch eine individuelle Ergebnis kommt. C: Das hat gopher eingebaut als einfache Suche. Ich schicken ein Wort hin und bekomme etwas zurück. Das ist die einzige Interaktion die eingebaut ist und die wird hier genutzt. Ich schicke 'ich hätte gerne eine Definition für dies und das' an das Verzeichnis und bekomme eine Antwort zurück. Das wird zum Beispiel bei dem pirate bay Interface genutzt. Da gehe ich drauf gib meine Suche ein und bekomme meine torrents zurück, die ich dann herunterladen kann. M: Von der Bedienbarkeit unterscheidet sich das jetzt von Webseiten aber nicht... C: Doch, doch, ich hab ja durch die Struktur bei gopher, über die wir am Anfang gesprochen habe, sieht das immer gleich aus. Ich habe eine Liste an Links oder Menüs, wo ich weitergehen kann, wo entweder eine Datei dahinter ist oder mehr Information Beim web habe ich manchmal das Problem überhaupt den Inhalt zu finden vor lauter Werbeanzeigen. M: Zum Verständnis: Wenn ich sage, ok, das web is heutzutage durch die Technologien sehr grafisch aufgewertet, aufgemotzt könnte man sagen. Es gibt also für den Webdesigner viele Möglichkeiten, die Seite grafisch zu gestalten. Wenn man sagt, ok, das sind Faktoren, die mit beigetragen haben, dass z.B. der Werbeanteil und der Ressourcenverbrauch von Webseiten sehr stark zugenommen hat, wäre es dann nicht auch ein möglicher Ansatz zu sagen: Lass uns doch mal HTML 1.0 benutzen. Also wie das web vielleicht in der Anfangszeit ausgesehen hat. Das man Text, Links und auch eingebettete Bilder hatte aber z.B. nicht die Möglichkeit hatte extra Code ausführen zu lassen, Javascript z.b.... Wäre das nicht auch ein Ansatz der in Eure Richtung gehen könnte? C: Da habe ich trotzdem noch im Hintergrund, das was ich zu Tor gesagt habe, die Metadaten. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre das, aber es haben schon sehr viele versucht. Sehr sehr viele. Und sind gescheitert. Das ist das Problem. Das Einzige was man heutzutage machen kann, ist, auf die mobile Version einer Webseite zu gehen. Plötzlich ist die Seite lesbar. M: Wenn Du sagst, die sind gescheitert, woran würdest Du das dann messen? Heißt das einfach, so was ist zu kompliziert, diese einfachen Webseiten auch zu gestalten oder zu programmieren? Oder hatten sie keinen Erfolg, weil das keiner anguckt, weil das zu retro und altbacken aussieht. Oder woran erkennt man, dass so ein Ansatz scheitert? C: Es ist dasselbe Problem, wieso gopher nie die Weltherrschaft übernehmen wird. Es ist zu groß. Es ist überall dieselbe Technologie, aber in Indien wird das anders wahrgenommen, als in Afrika oder bei uns. Und da hat jeder einen anderen Wissensstandard. Und das gilt auch wieder für die Reparaturen, das Wissen geht einfach verloren. Die jetzige Generation weiß das nicht mehr. Es geht darum, dass sie das mitbekommt. Das gezeigt wird: Es geht anders. Es geht darum, das Wissen zu bewahren. M: Mit Reparaturen meinst du, dass man z.B. Geräte selber reparieren kann, weil sie einfach konstruiert sind und es daher möglich ist, sie selbst wieder instand zu setzen, verstehe ich dich da richtig? C: Ja, aber es geht heutzutage ja schon weiter, wir sind ja schon in der Phase des 3D Drucks, wo selbst Airbus 40% seiner Flugzeuge aus 3D Druck herausholt. Wenn man das richtig betreibt, geht das auch beim Endnutzer. M: Also die HTML 1.0 Sache war aus Eurer Sicht ein interessanter Versuch aber dann doch nicht wirklich dafür geeignet sich auf die wesentlichen Möglichkeiten Protokolle zu beschränken? C: Das Problem mit der Webentwicklung ist, dass immer nur eine neue Schicht drauf gehoben wird. Javascript ist dann Javascript auf Javascript auf Javascript. Dasselbe Problem bei der kommerziellen Entwicklung. Warum müssen das Hobbyisten machen mit der Vereinfachung? Da leben alle in ihrer eigenen Blase und solange es Gewinn macht, wird es nicht geändert. Das ist hier das Problem, deswegen müssen wir eine komplette Alternative zeigen. M: Wenn ich da also immer eine Schicht drüber lege und das so gebaut habe, dass ich das alte noch weiter benutzen kann, ist das ja auch ein Vorteil. Das man kontinuierlich weiterarbeiten kann und nicht einen ganz alten Schnitt macht, bei dem die alten Inhalte nicht mehr funktionieren - C: Da sind wir komplett bei einem anderen Problem: Es gibt ja archive.org, das das web archivieren will. Diese Webseite hat Riesenprobleme mit den modernen dynamischen Webseiten, den Inhalt zu finden und zu archivieren. Weil genau das Grundproblem, das wir keinen Text mehr verwenden gelöst werden muss. Wir verwenden Abstraktionen, keinen Text mehr. M: Erst einmal werden doch auch bei HTML nur Textdateien übertragen. Oder ist das aus Deiner Sicht schon so gruselig, dass nur noch Binärdateien übertragen werden, die dann von Codeschnipseln im Webbrowser entpackt werden um dann Bilder darzustellen wo der Text drin ist. C: Das kommt aktuell, web Assembler nennt sich das. Es wird heutzutage Binärcode im Browser ausgeführt. Das heißt es wird noch unübersichtlicher und komplizierter mit noch mehr Zugriff auf die Hardware Das ist ja auch eine Sache, vor der wir seit Snowden warnen müssen: Es wird nur noch schlimmer. M: Das hört sich doch sehr fatalistisch an, in dem Sinne dass das Web verloren ist und es nicht besser werden kann. Ist diese Aussicht wirklich so düster? C: Es wird komplizierter und es wird undurchsichtiger. Ich kann das nicht anders sehen. Das ist die Entwicklung seit mindestens 20 Jahren. Aber wir habe nur noch 2 Browser Das ist auch so ein Beispiel; Bei gopher kann ich ein Klienten, also ein Zugriffsprogramm in 5 Minuten programmieren, in fast jeder Programmiersprache. Bei web Browser sind 3 Stück übrig geblieben, weil es niemand in seiner Lebenszeit mehr schafft einen eigenen web Browser zu schreiben, das ist unmöglich bei diesen vielen Standards M: Muss denn jeder alles immer wieder von Null aufbauen? Müssen wir immer wieder das Rad neu erfinden? Ist es nicht auch eine Möglichkeit, sozusagen auf den Schulten von Riesen zu stehen, durch die wir großes erreichen können? Sonst würden wir ja immer noch versuchen mit einfachsten Werkzeugen, die Probleme, die eigentlich schon gelöst waren immer wieder neu zu lösen. C: Aber das ist wieder das Argument von vorhin, wieso gopher nie die Weltherrschaft übernehmen wird. Weil die Welt zu groß ist. Wir haben einen Vorschlag, wie man es einfacher machen kann. Der wird manchmal übernommen, manchmal nicht. Aber es geht darum, die Idee zu verbreiten: Es geht einfacher! Es gibt genug da draußen einfache Webseiten zu machen, aber dieses absolute wir nie mehr klappen, dieses 'wir machen alles gleich', weil das geht gar nicht. Aber da ist das Gegenstück Webbrowser: Wenn wir jetzt alle denselben Webbrowser verwenden, haben wir auch alle dieselbe Sicherheitslücke. Und genau darum geht es: Bei Linux kann jeder sein eigenes System bauen und dadurch ist man unabhängig. Das ist natürliche Selektion, wenn wir alle gleich sind wird uns der gleiche Virus alle umbringen. M: Ihr sagt ganz klar: Wir müssen das ausprobieren, wir müssen für eine Vielfalt sorgen, wir müssen gucken, dass wir das wieder so gestalten, wie wir das als Benutzer haben wollen und nicht unbedingt, wie große Konzerne gerne Webseite gestaltet haben wollen oder unsere Kommunikation gestaltet sehen wollen. C: Die Konzerne können ja machen was sie wollen, aber wenn sie sehen, dass die Leute unsere Sachen benutzen weil sie Spaß haben... Wie gerade bei Microsoft, die schwenken gerade zu Linux um, weil Linux Spaß macht und sie finden keine Entwickler mehr, die Microsoft können. Deswegen implementiert gerade Microsoft Linux als Subsystem und portiert Linux Software Weil es niemanden gibt, der diese langweilige, schlecht zu benutzende Microsoft Sache benutzen will. M: Ist das wirklich so? Ich hab schon den Eindruck, dass im Industriebereich viel Software nur auf Windows läuft, da gibt es keine Linux Implementierungen. Im Gamerbereich, wenn wir an Computerspiele denken ist nach wie vor die x68 Plattform mit Windows das Werkzeug der Wahl. Auf anderen Plattformen, sieht es mit Spielen dann teilweise sehr dünn aus. C: Das kommt auf den Blickwinkel an! Linux hat gewonnen, ganz einfach! M: *lacht* C: Das Mobiltelefon: 90% ist Linux, es gibt ganze Generationen in Afrika, die nur Handys benutzen. Das ist deren einziges 'Desktop' Betriebssystem, mehr haben die nicht. Das sind also alles Linux Nutzer. Industrie und Kommerzanwendungen sind Nischen und die ändern sich ganz langsam, in 20-30 Jahren vielleicht. Und genau darum geht es: Jetzt haben wir die Möglichkeit, wo es keine Microsoftentwickler mehr gibt, die das auch mit Herz werden wollen, es geht ja immer nur ums Herzblut, da haben wir Leute, die alle auf Linux umschwenken. Microsoft macht docker, Microsoft will selbst Linux Abbilder in deren cloud bereitstellen. Linux hat gewonnen. M: Du hast gesagt in manchen Ländern ist der Desktop gar nicht mehr so entscheidend, entscheidender ist das Smartphone, so ein Taschencomputer mit Telefonfunktion, stärker verbreitet. Siehst du, dass das auch bei uns so kommen wir. Wird hier der Laptop oder auch der Desktop PC eher durchs Smartphone verdrängt? C: Das kann ich ganz einfach sagen: Gestern war hier Dorffest bei uns und die ganzen jungen Damen bei uns saßen auf einer Bank und haben mit ihrem Handy gespielt. M: Okay... C: Also das ist ein Zeichen! M: Ich sehe, du siehst ganz klar die Situation vor Dir.. Wie ist denn jetzt bei Eurem Projekt gopher Einsatz, IRC, andere soziale Netzwerke. Wie ist denn da die Verbreitung. Seht ihr, dass das auch international wahrgenommen wird? Oder ist das jetzt auch eher so ein bisschen ein Feld, in dem sich Leute aus den Industrienationen versuchen. Wie ist da so euer Eindruck? C: Das amerikanische, wo die ganzen älteren Herren sind, die sich früher damit beschäftigt haben, aber es hat auch eine große Verbreitung in Europa, ich habe gestern eine Karte gesehen, wo die ganzen gopher Server drauf waren: In Afrika waren 3, Japan hatte ein paar Punkte, Asien... die sind verteilt, es gibt überall Interessenten. Ich kenne bei bitreich 2 Interessenten aus Argentinien zum Beispiel. Wir sind international, das geht ja nicht anders, wir müssen englisch reden, wir sind zu klein. M: Gibt es da auch verfügbare Clients auf Smartphones um direkt auf gopher zuzugreifen? C: Proxies sind die erste Lösung und das zweite ist 'overbite', wie überbiss, von Cameron Kaiser, ein amerikanischer Entwickler. Er hat hier verschiedene Lösungen gebaut für Firefox und chromium. Das kann man über den Webbrowser finden. Es gibt auch grafische Clients, die muss man aber selber kompilieren und das ist nicht für den Einstieg geeignet. Das ist dann aber wieder dasselbe wie am Desktop: Die Fortgeschrittenen Benutzer am Telefon haben ihre Kommandozeile, wo jeden Kommandozeilenklienten , es ist ja Linux, laufen lassen können. Dann hab ich das alles schon und die, die aufs web spezialisiert sind, gehen auf ein Proxy und haben damit die Transparenz. Für jeden ist eine Möglichkeit für den Zugriff vorhanden, die Kompatibilität ist gewahrt. M: Ich habt jetzt demnächst Euer treffen, wo ihr Euch austauschen werdet, neue Ideen, neue Konzepte. Die Sachen kann man bestimmt auch nachlesen und nach hören, wenn man selber nicht teilnehmen kann. Also dass man sich nachher auch noch einen Überblick verschaffen kann. Oder? C: Ja es gibt Aufzeichnungen. Die Textfolien und die Aufzeichnungen wird verfügbar sein. M: Ja verfügbar sein ist das richtige Stichwort. Ihr wisst ja auch, alle unsere Sendungen ABS Magazin könnt ihr auch auf unserer Webseite nach hören: absmagazin.de Da kann man dann immer nochmal nach hören, wie das funktioniert hat. Außerdem gibt es dort auch die Sendungsnotizen, die show notes, wo wir all die links, die wir heute angesprochen haben auch noch mal bereitstellen, dass ihr euch auch noch einmal schlau machen könnt. Ja, das war das ABS Magazin für diese Woche. Ihr seht es gibt viele Möglichkeiten und manche kann man davon auch sehr einfach selber nutzen, um unsere Informationskanäle auch so zu gestalten, wie wir das auch selber wollen. Schön, dass ihr dabei wart, schön, dass ihr zugehört habt! Wir hören uns wieder nächste Woche um 16 Uhr bei radio-x, 91,8MHz eurem Frankfurter Bürgerradio. Also bis dann! # Corrigenda * Gopher wurde am UMN und nicht dem MIT entwickelt.