(DIR) Home
        
        
       Die Nato warnt vor "bösartigen Aktivitäten" Russlands in Europa
        
 (HTM) Source
        
       ----------------------------------------------------------------------
        
       #  Vermehrt Sabotageakte und sogar Bombenanschläge befürchtet: Die
       Nato warnt vor «bösartigen Aktivitäten» Russlands in Europa
        
       Russland plant nach Einschätzung westlicher Geheimdienste seinen
       hybriden Krieg gegen den Westen zu verschärfen.
        
       ## Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg an einer Pressekonferenz im
       Brüsseler Hauptquartier der Allianz Anfang April.
        
       Johanna Geron / Reuters
        
       Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen nur unfreundlich zu
       nennen, wäre untertrieben. Die Machtblöcke befinden sich schon lange
       in einem hybriden Krieg, der sich unter anderem durch den Einsatz
       nicht offen militärischer Mittel wie Cyberangriffe, Spionage,
       Desinformation und Propaganda auszeichnet - und in den westlichen
       Ländern Ängste und Zwietracht säen soll.
        
       Erst kürzlich berichtete die «Washington Post» über ein geleaktes
       Geheimdokument des russischen Aussenministeriums vom 11. April 2023.
       Das Papier bestätigt schwarz auf weiss, dass Russland nicht nur die
       öffentliche Unterstützung für die Ukraine untergraben will, sondern
       dass der Kreml beabsichtigt, die Vereinigten Staaten und ihre
       Verbündeten auf Dauer zu schwächen.
        
       ## «Verletzliche Stellen finden»
        
       So schlägt das Ministerium vor, «Mechanismen zu schaffen, um die
       verletzlichen Stellen ihrer Aussen- und Innenpolitik zu finden».
       Gefordert wird eine «offensive Informationskampagne» und andere
       Massnahmen, die «den militärisch-politischen, ökonomischen und
       psychologischen Bereich» umfassen.
        
       Auch heisst es in dem Dokument, dass der Ausgang des Krieges in der
       Ukraine «in hohem Masse die Umrisse der künftigen Weltordnung
       bestimmen wird». Ganz offensichtlich will Moskau die Invasion eben
       auch dafür nutzen, um eine globale Ordnung zu schaffen, die frei ist
       von amerikanischer Dominanz.
        
       Hat Wladimir Putin, bestärkt durch jüngste militärische Erfolge, in
       seinem verdeckten Krieg gegen den Westen die Gangart verschärft? Dafür
       gibt es einige Indizien. So wurden in den letzten Wochen gleich in
       mehreren europäischen Nato-Staaten «feindselige staatliche
       Aktivitäten» gemeldet. Man sei «zutiefst besorgt» über die hybriden
       Aktionen auf alliiertem Territorium, heisst es in einer Erklärung, die
       der Nordatlantikrat, das wichtigste Entscheidungsgremium der Nato, am
       vergangenen Donnerstag veröffentlichte.
        
       Die Allianz erwähnt Tschechien, Estland, Deutschland, Lettland,
       Litauen, Polen und das Vereinigte Königreich als Schauplätze von
       Sabotageakten, Cyberangriffen und anderen Operationen und macht Moskau
       direkt dafür verantwortlich. Man verurteile das Verhalten Russlands,
       schreiben die Verbündeten, werde sich aber nicht davon abhalten
       lassen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen.
        
       Konkrete Details werden in der Erklärung nicht aufgeführt, doch einige
       Beispiele sind bekannt: So wurden Ende April in Grossbritannien zwei
       Männer angeklagt, die ein Lager mit Hilfslieferungen für die Ukraine
       in Brand gesetzt haben sollen. Die britische Staatsanwaltschaft wirft
       ihnen vor, für die russische Regierung zu arbeiten.
        
       Ebenfalls im April nahm das deutsche Bundeskriminalamt in Bayreuth
       zwei Russlanddeutsche fest, die einen Stützpunkt der Amerikaner
       ausgespäht und Sprengstoff- und Brandanschläge auf militärisch
       genutzte Infrastruktur und Industriestandorte vorbereitet haben
       sollen. Laut der Bundesanwaltschaft ist es ihr Ziel gewesen, «die aus
       Deutschland der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete
       militärische Unterstützung zu unterminieren».
        
       In Berlin bestellte die deutsche Bundesregierung am Freitag ausserdem
       den Geschäftsträger der russischen Botschaft ins Auswärtige Amt ein.
       Ermittler hatten herausgefunden, dass hinter einer Cyberattacke auf
       E-Mail-Konten des Parteivorstands der SPD im letzten Jahr eine Einheit
       des russischen Militärgeheimdiensts GRU gesteckt hatte.
        
       In Estland sollen russische Agenten im Februar einen Anschlag auf das
       Auto des Innenministers und eines Journalisten verübt haben, wie der
       Inlandsgeheimdienst des Landes berichtete. Seit Wochen werfen die drei
       baltischen Staaten Moskau darüber hinaus vor, für Störungen des GPS-
       Signals im Ostseeraum verantwortlich zu sein und so massiv die
       Sicherheit des Flugverkehrs zu gefährden. Zwei Finnair-Flüge, die im
       estnischen Tartu laden sollten, mussten im April nach Helsinki
       umgeleitet werden.
        
       In Schweden gehen die Sicherheitsdienste davon aus, dass hinter einer
       Reihe von Eisenbahnentgleisungen Sabotageakte stecken. In Norwegen
       liess die Regierung im April 15 russische Diplomaten aus dem Land
       weisen, bei denen es sich um Agenten handelte, die für Moskau
       spionierten. Auch das französische Verteidigungsministerium warnte vor
       möglichen russischen Sabotageangriffen auf militärische Ziele im Land.
        
       ## Putin fühlt sich ermutigt
        
       Für Thomas Haldenwang, den Chef des deutschen Verfassungsschutzes, ist
       derzeit überall auf dem Kontinent von einem erhöhten Risiko staatlich
       gesteuerter Sabotageakte auszugehen. Russland, sagte er nach der
       Festnahme der beiden Russlanddeutschen in Bayreuth, fühle sich
       offensichtlich wohl dabei, Operationen auf europäischem Boden mit
       «hohem Schadenspotenzial» durchzuführen. Haldenwang hob auch die
       Bedeutung von russischen Stellvertretern hervor - wozu Mitglieder der
       russischen Diaspora zählten, die die Medien ihres Heimatlandes
       konsumierten und für die Propaganda Putins empfänglich seien.
        
       Nach Einschätzung anderer Geheimdienstquellen soll Russland bereits
       damit begonnen haben, verdeckte Bombenanschläge, Brandanschläge und
       Angriffe auf kritische Infrastruktur aktiver vorzubereiten. Das
       berichtet die britische «Financial Times». Die Beweise für eine
       «aggressivere und konzertierte Anstrengung» gegen den Westen hätten
       sich gehäuft, schreibt die Zeitung.
        
       In Brüssel ist man alarmiert und will die Verbündeten besser wappnen.
       Nur wie? Man werde einzeln und gemeinsam agieren und sich eng
       koordinieren, heisst es denkbar wolkig in der Erklärung des
       Nordatlantikrats. Auch solle die Widerstandsfähigkeit im Bündnis
       weiter gestärkt werden, um russische Hybridaktionen abzuwehren.
        
        
        
        
       ______________________________________________________________________
                                                 Served by Flask-Gopher/2.2.1