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       Chefs finden keine Mitarbeiter: Warum macht niemand unsere Arbeit?
        
 (HTM) Source
        
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       **2,7 Millionen Arbeitslose gab es im Mai 2024 und damit noch einmal
       172 000 mehr als im Vorjahresmonat. Trotzdem suchen Chefs überall in
       Deutschland verzweifelt neue Angestellte. Wie passt das bitte
       zusammen?**
        
       „Fachkräftemangel und Arbeitslosigkeit können gleichzeitig zunehmen",
       bestätigt Lydia Malin, Fachkräfte-Expertin vom Institut der deutschen
       Wirtschaft Köln. Hauptgrund: Die Qualifikationen der Arbeitslosen
       passen häufig nicht zu den Stellengesuchen; der Großteil verfüge über
       gar keinen berufsqualifizierenden Abschluss. „Gebraucht werden aber
       Handwerker, Erzieher, Sozialarbeiter etc., also Berufe, für deren
       Ausübung eine bestimmte Qualifikation erforderlich ist", erklärt
       Malin.
        
       Die Folge: Es gibt in Deutschland derzeit rund 1,57 Millionen offene
       Stellen zu besetzen, rund 700 000 davon sind bei der Bundesagentur für
       Arbeit gemeldet. Überall in Deutschland hängen Zettel und Plakate mit
       Stellengesuchen: in Gaststätten, Metzgereien, in Arztpraxen, vor
       Kitas.
        
       **BILD ist diesen Stellengesuchen nachgegangen und hat immer wieder
       die einfache Frage gestellt: Warum will niemand diese Arbeit machen?**
        
       ### Oliver Weber, Metzgerei „Feinkost Weber"
        
       Oliver Weber (57) hat seit 31 Jahren die eigene Metzgerei „Feinkost
       Weber" in Sulzbach (Hessen)
        
       Foto: Sven Moschitz
        
        **Oliver Weber kann seine Metzgerei nur noch drei Tage in der Woche
       öffnen, weil er zu wenig Personal hat. „Ich habe 2,5 Jahre gesucht.
       Ich habe einen Metzger-Meister, einen Metzger-Gesellen oder einen
       Auszubildenden fürs Fleischerhandwerk gesucht. Und genauso
       Fleischereifachverkäufer oder Aushilfen."**
        
       Frustrierend für Weber: „Der letzte Auszubildende, der bei mir war,
       ist in die Schweiz gegangen, weil dort das Metzger-Handwerk mehr
       geschätzt wird und ihm mehr von seinem  übrig bleibt. Die Motivation
       fehlt bei vielen, wenn die Steuerlast so hoch ist. Der Unterschied
       zwischen versteuertem Verdienst und Bürgergeld ist zu klein."
        
        **Fleischer (1800 gemeldete offene Stellen in Deutschland im Mai)**
        
        **▶︎ Ausbildungsdauer:** 3 Jahre **▶︎ Schulabschluss:** keine
       bestimmte Vorbildung vorgeschrieben, meist wird mind. der
       Hauptschulabschluss verlangt **▶︎ 10 Aufstiegsmöglichkeiten:** u. a.
       **** Fleischermeister, Verkaufsleiter oder Lebensmitteltechniker **▶︎
       Gehalt:** rund 34 800 Euro/Jahr
        
       ### Sabine Jung, Krankenhausgesellschaft „Diakovere"
        
       Sabine Jung, Theologische Geschäftsführerin der
       Krankenhausgesellschaft „Diakovere" in Hannover
        
       Foto: Michael Wallmüller/Diakovere
        
       **„Von rund 700 Stellen in der Alten- und Behindertenpflege sind bei
       uns 75 nicht besetzt, also mehr als jede zehnte", sagt Sabine Jung,
       Theologische Geschäftsführerin der Krankenhausgesellschaft „Diakovere"
       in** **. „Wir suchen Krankenpflegepersonal. Hilfskräfte bekommen wir
       noch, aber wir haben ein großes** **."**
        
       Jung erklärt: „Eine außertarifliche Bezahlung ist leider nicht
       möglich. Als Anreiz bieten wir aber bei der Dienstplan-Gestaltung
       bestmögliche Flexibilität." Ihr Unternehmen wirbt auf Großplakaten,
       sogar auf Lastwagen, und in sozialen Netzwerken um Personal.
        
        **Altenpfleger (14 184 offene Stellen im Mai)**
        
        **▶︎ Ausbildungsdauer:** 3-5 Jahre (Vollzeit/Teilzeit) **▶︎
       Schulabschluss:** i.d.R. mittlerer Bildungsabschluss nötig. Die
       Pflegeschulen wählen Bewerber nach eigenen Kriterien aus **▶︎ 25
       Aufstiegsmöglichkeiten:** u. a. Pflegedienstleiter, Altentherapeut,
       Ernährungsberaterin **▶︎ Gehalt:** 33 700-45 300 Euro/Jahr
        
       ### Dirk Bähr, Catering-Service „Kulinair"
        
       Dirk Bähr (54) betreibt den Cateringservice „Kulinair" in Dresden
        
       Foto: Picxell
        
       Auch Dirk Bähr (54) aus  sucht dringend Personal. Er betreibt den
       Cateringservice „Kulinair". „Ich suche einen Fahrer, eine Küchenhilfe
       und eine Kaltmamsell (Person, die für kalte Speisen und Buffet
       zuständig ist, Anm. d. Red.). Wir beliefern seit 2015 Firmen für
       Seminare, Tagungen und Schulungen mit Platten, Schnittchen und
       Häppchen. Aktuell arbeiten für uns neun Beschäftigte. Wir wollen
       weiter wachsen, finden das Personal dafür aber nicht."
        
        **Koch (8691 offene Stellen im Mai)**
        
        **▶︎ Ausbildungsdauer:** 3 Jahre **▶︎ Schulabschluss:** keine
       bestimmte Schulbildung vorgeschrieben, meist mittlerer
       Bildungsabschluss oder Hauptschulabschluss gefordert **▶︎ 10
       Aufstiegsmöglichkeiten:** u. a. Küchenmeister, Gastronom oder
       Lebensmitteltechniker **▶︎ Gehalt:** rund 32 900 Euro/Jahr
        
       ### Stefan Main, Max Schulz Automobile
        
       Stefan Main (55), Geschäftsführer der Max Schulz Automobile in Weimar
        
       Foto: Jacob Schröter
        
       „Ich brauche aktuell acht bis zehn Monteure, doch wir finden fast
       keine", sagt Stefan Main (55), Geschäftsführer der Max Schulz
       Automobile in Weimar, zu BILD. Auch ein Facharbeiter aus dem Ausland
       würde ihm nicht weiterhelfen. „Weil er keinen Gesellenbrief hat",
       begründet Main. „Den kann ich nur als Hilfsarbeiter einsetzen, weil
       ich ihn von einem Meister beaufsichtigen lassen muss."
        
       **Main vergleicht: „Früher hatten wir für eine freie Stelle 30 Akten
       liegen und konnten uns den passenden Bewerber aussuchen. Heute sind
       wir froh, wenn sich überhaupt ein Bewerber meldet. In Coburg suchen
       wir zum Beispiel seit Monaten Lackierer, in** **Karosseriespengler.
       Selbst im Bereich Lagerlogistik, Verkäufer und kaufmännische
       Assistenten gibt es Personalmangel."**
        
        **Verkäufer (28 017 offene Stellen Mai)**
        
        **▶︎ Ausbildungsdauer:** 2 Jahre **▶︎ Schulabschluss:** keine
       bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis meist mindestens
       Hauptschulabschluss gefordert **▶︎ 10 Aufstiegsmöglichkeiten:** u. a.
       Fachwirt im Handel, Kaufmann im Einzelhandel **▶︎ Gehalt:** rund 31
       600 Euro/Jahr
        
       ### Frank Markus, „Dom im Stapelhaus"
        
       Frank Markus (57), Chef des „Dom im Stapelhaus" in Köln
        
       Foto: Patric Fouad
        
       „Ich suche einen Mitarbeiter für die Küche und einen im Service in
       Vollzeit", sagt Frank Markus (57), Chef des „Dom im Stapelhaus" in .
       Sein größtes Problem: „Die melden sich an und kommen dann einfach
       nicht! Diese Unzuverlässigkeit ist das Schlimmste bei der Suche nach
       Mitarbeitern."
        
       **Außerdem hätten viele Bewerber große Probleme mit der deutschen
       Sprache. „Sie können nicht einmal die Speisekarte lesen und auch nicht
       auf Deutsch schreiben. Mit denen kann ich in der** **dann nichts
       anfangen", stellt Markus klar.**
        
        **Fachkraft Gastronomie/Kellner (3075 offene Stellen in
       Gastronomieservice Mai)**
        
        **▶︎ Ausbildungsdauer:** 2 Jahre **▶︎ Schulabschluss:** keine
       bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis wird meist der
       Hauptschulabschluss verlangt **▶︎ 13 Aufstiegsmöglichkeiten:** u. a.
       Fachmann Systemgastronomie, Restaurantmeister, Betriebsleiter **▶︎
       Gehalt (Kellner):** Obergrenze bei ca. 34 700 Euro/Jahr. Dazu kommen
       häufig: 13. Monatsgehalt, Weihnachtsgeld oder jährlicher Bonus
        
       ### Holger Klug, Stadt Stadtbergen
        
       Holger Klug (55), geschäftsführender Beamte der Stadt Stadtbergen bei
       Augsburg (Bayern)
        
       Foto: © Stefan M. Prager
        
        **„Wir tun uns massiv schwer, Personal zu finden. Die Tarife im
       öffentlichen Dienst sind nicht so gut. Wir suchen vor allem
       Erzieherinnen und Personal für den Bauhof", erklärt Holger Klug (55),
       geschäftsführender Beamte der Stadt Stadtbergen. „Wenn wir eine Stelle
       ausschreiben, gibt es entweder gar keine Bewerber oder uns schreiben
       total blauäugige Bewerber an, die eigentlich in einer qualifizierenden
       Maßnahme sind."**
        
       Er ergänzt: „Ein großes Problem bei der Nachwuchssuche ist natürlich,
       dass Erzieherinnen kein Geld in der Ausbildung bekommen."
        
       **Erzieher (14 470 offene Stellen in Kinderbetreuung/-erziehung im
       Mai)**
        
        **▶︎ Ausbildungsdauer:** 2-6 Jahre (Vollzeit/Teilzeit) **▶︎
       Schulabschluss:** meist mittlerer Bildungsabschluss nötig, entweder
       mit abgeschlossener einschlägiger Ausbildung oder entsprechender
       mehrjähriger Berufstätigkeit **▶︎ 16 Aufstiegsmöglichkeiten:** u. a.
       Fachwirt im Erziehungswesen, Heilpädagoge **▶︎ Gehalt:** 33 800-44 500
       Euro/Jahr
        
        _Mitarbeit: md, pp, dp, slag, schu_
        
        
        
        
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