Rudolf von Habsburg

Mit der Wahl Rudolfs von Habsburg zum König 1273 wurde nicht nur das Interregnum beendet, sondern auch der erste Habsburger auf dem r ömisch-deutschen Thron installiert.

Mit der Wahl Rudolfs I. von Habsburg (1273-1291) erfuhr die Königsmacht wieder eine deutliche Stärkung. Rudolf reorganisierte nach der herrschaftslosen Zeit des Interregnums die Verwaltung des Reichsgutes und erließ einen Landfrieden. Mit dem Erwerb der Herzogtümer Österreich, Steiermark und Krain für sein Haus nach seinem Sieg über Ottokar II. von Böhmen schuf er die Grundlage für den Aufstieg der Habsburger. Nach Rudolfs Tod wurde der vergleichsweise unbedeutende Adolf von Nassau (1292-1298) gewählt, aber wegen seiner aggressiven Hausmachtpolitik von den Kurfürsten wieder abgesetzt und durch Albrecht I. (1298-1308), den Sohn Rudolfs I., ersetzt, der sich ebenfalls auf die Hausmachtpolitik konzentrierte. Nach Albrechts Tod kam mit Heinrich VII. (1308-1313) das Haus Luxemburg zum Zuge. Heinrich gewann das Königreich Böhmen als Grundlage der luxemburgischen Hausmacht für seinen Sohn Johann; als erster Herrscher seit den Staufern suchte er die Herrschaft in Italien wieder herzustellen, allerdings mit wenig Erfolg, und erstmals seit Friedrich II. wurde mit ihm wieder ein römisch-deutscher König zum Kaiser gekrönt.

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Heiliges Römisches Reich im Spä tmittelalter 1314 wurden erneut zwei Könige gewählt: der Habsburger Friedrich der Schöne (1314-1330), der Sohn Albrechts I., und der Wittelsbacher Ludwig IV., der Bayer (1314-1347). Ludwig besiegte 1322 Friedrich, erwarb Brandenburg, Tirol und Holland für die Wittelsbacher und nahm die Italienpolitik seines Vorgängers wieder auf. Dabei geriet er in Konflikt mit dem Papst, der in dieser letzten großen Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Königtum für das Papsttum das Approbationsrecht bei der römisch-deutschen Königswahl reklamierte und Ludwig 1324 als Ketzer exkommunizierte und absetzte; die Kurfürsten jedoch stellten sich auf die Seite des Kaisers und sprachen 1338 dem Papst jegliches Mitspracherecht bei der Königswahl ab.

Kunsthistorisches Museum,

Wien/Bridgeman Art Library,

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Wien/Bridgeman Art Library,

London/New York

D ü rer: Kaiser Sigismund

Eines der wesentlichsten Anliegen Kaiser Sigismunds (Regierungszeit 1411-1437) war die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit des christlichen Abendlandes. Das auf Sigismunds Initiative hin zusammengetretene Konstanzer Konzil (1414-1418) beendete zwar das Abendländische Schisma, beschwor aber mit der Verurteilung und Verbrennung von Jan Hus einen neuen, langwierigen konfessionellen Konflikt herauf. Albrecht Dürer schuf 1512 dieses Gemälde für die Heiltumskammer mit den Reichskleinodien in Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg).

1346 bereits vom Papst als Gegenkönig aufgestellt, wurde der Luxemburger Karl IV. (1347-1378) nach Ludwigs Tod von den Kurfürsten anerkannt. In der Goldenen Bulle von 1356 regelte Karl das Verfahren bei der Königswahl und schrieb den privilegierten Status der sieben Kurfürsten fest. Der päpstliche Approbationsanspruch blieb unbeachtet. Unter Karl, der auch Schlesien, die Oberpfalz und Brandenburg für sein Haus gewann, verlagerte sich das Zentrum des Reiches vorübergehend nach Böhmen, wo in Prag 1348 auch die erste deutsche Universität gegründet wurde. 1365 ließ sich Karl als letzter römisch-deutscher Kaiser zum König von Burgund krönen, überließ jedoch bereits das Arelat an Frankreich. Karls Sohn und Nachfolger Wenzel (1378-1400) kümmerte sich in erster Linie um sein Königreich Böhmen und schenkte den Angelegenheiten des Reiches wenig Beachtung; 1400 wurde er abgesetzt. Sein Nachfolger Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) konnte seine Herrschaft nur in Teilen des Reiches durchsetzen.

Erst unter Sigismund (1410-1437), Wenzels jüngerem Bruder, fand das Königtum zu allgemeiner Anerkennung und zu einer Führungsrolle zurück: Auf dem Konstanzer Konzil (1414-1418) gelang ihm die Beilegung des seit 1378 bestehenden Abendländischen Schismas. Als König von Böhmen seit 1419 in die Hussitenkriege in Böhmen eingebunden und auf die Hilfe des Reiches angewiesen, musste er den Kurfürsten, die zudem Sigismunds Machtposition beschränkt sehen wollten, Reichsrechte abgeben und einer Reichsreform zustimmen.

Während die Königsmacht unter den Herrschern aus wechselnden Dynastien im Reich zunehmend an Durchsetzungskraft verlor, machte die Entwicklung der Städte große Fortschritte. Im Lauf des 13. und 14. Jahrhunderts kam die Entwicklung der Stadtrechte zu einem Abschluss, und Handel und Wirtschaft hatten einen weiteren Aufschwung erfahren. Da das Reich nicht mehr in der Lage war, für umfassenden Frieden und Schutz zu Sorgen, schlossen sich zahlreiche Städte in Eigeninitiative zu Schutzbündnissen zusammen – z. B. zum Schwäbischen Bund und zur Hanse –, die teilweise über große politische und wirtschaftliche Macht verfügten.

7 DAS KAISERTUM DER HABSBURGER

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