Die Reichskrone der römischen Kaiser gilt als Meisterwerk der Goldschmiedekunst der Zeit Konrads II., während dessen Herrschaftszeit sie angefertigt wurde. Sie besteht aus acht – zwei großen und sechs kleinen – rundbogigen, mit Perlen, Edelsteinen und Bildern verzierten Goldplatten, einem Kreuz auf einer der beiden großen Platten und einem goldenen, ebenfalls reich verzierten Bügel, der die beiden größeren Platten miteinander verbindet. Das Achteck der Krone symbolisiert das himmlische Jerusalem.
Nach dem Aussterben der Ottonen wurde mit Konrad II. (1024-1039) der erste Salier zum König gewählt. Er verteidigte erfolgreich die Ostgrenze des Reiches gegen Ungarn und Polen; daneben bemühte er sich vor allem um eine festere Anbindung Italiens an das Reich, die ihm jedoch nur teilweise gelang. Im Inneren schuf er mit den Ministerialen und mit der Förderung des niederen Adels ein Gegengewicht zu den mächtigen Herzögen. Durch einen Erbvertrag erwarb Konrad 1033
das Königreich Burgund für das Reich.
Sein Sohn Heinrich III. (1039-1056), bereits 1026 zum König gewählt, erreichte die Unterwerfung Böhmens und Ungarns und erklärte die beiden Länder zu Reichslehen; in Unteritalien machte er die normannischen Fürsten zu Vasallen des Reiches. In Fortsetzung der Politik seines Vaters erweiterte er das Reichsgut, d. h. den dem König zur Verfügung stehenden Grundbesitz des Reiches, und baute mit Hilfe von Ministerialen die Verwaltung aus, was ihn in Konflikt mit dem Hochadel brachte.
Stark geprägt von der kluniazensischen Reformbewegung, strebte Heinrich die Beseitigung der Missstände in der Kirche (Ämterkauf, Verweltlichung des Klerus, Verletzung des Zölibats usw.) an sowie die Reform von Kirche und Papsttum; zu diesem Zweck setzte er nicht nur im Reich reformorientierte Bischöfe und Äbte ein, sondern brachte auch Reformer auf den päpstlichen Stuhl, u. a. Leo IX. (1049-1054), der die Reform der Kirche zu seinem zentralen Anliegen erhob.
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Deutsche Geschichte
Seite 7
Flammarion-Giraudon
Heinrich IV. und Mathilde von Tuszien
Kaiser Heinrich IV. bittet Mathilde von Tuszien und Abt Hugo von Cluny um Vermittlung bei Papst Gregor VII., der sich gerade in Canossa, einer Burg im Besitz Mathildes, aufhält. Buchmalerei aus dem Leben der Mathilde, um 1114.
Die lange Phase der Regentschaft für den zunächst noch unmündigen Heinrich IV. (1056-1106) förderte das Erstarken der Fürstenopposition im Reich sowie die Tendenz des Reformpapsttums, sich vom Kaisertum zu emanzipieren; die kirchliche Reformbewegung begann sich zu verselbständigen und in der Folge gegen den König bzw. Kaiser zu wenden. Das Papsttum forderte nun die Loslösung der Kirche von jeglicher weltlicher Verfügungsgewalt; Papst Gregor VII. (1073-1085) bestritt dem König 1075 sogar das Recht auf Einsetzung der Reichsbischöfe und - äbte und löste damit den Investiturstreit aus, der nachhaltige Wirkungen auf die Herrschaftsstrukturen und auf die Machtposition des Königs haben sollte.
Bereits vor dem Investiturverbot des Papstes hatte sich die Opposition der Fürsten im Reich gegen Heinrich 1073 in einem Aufstand unter sächsischer Führung entladen; 1076 fand sich der inzwischen vom Papst gebannte König einer gemeinsamen Opposition von Fürsten und Papsttum gegenüber und war weitgehend isoliert. 1077 sah sich Heinrich schließlich u. a. auf Druck der Fürsten gezwungen, in Canossa vor Papst Gregor VII. Kirchenbuße zu tun. Damit hatte er seine Position im Reich wieder weitgehend gefestigt, zumindest so weit, dass er sich gegen die von Opposition und Papsttum erhobenen Gegenkönige Rudolf von Rheinfelden und Hermann von Salm durchsetzen konnte.
Mit dem Papsttum erreichte er jedoch keine Einigung, und auch mit seinen Söhnen geriet er in Konflikt: Sein ältester Sohn Konrad führte einen Aufstand der oberitalienischen Städte gegen Heinrich an und beendete damit dessen Herrschaft in Italien; sein zweiter Sohn, der spätere Heinrich V., stellte sich 1105 an die Spitze einer neuerlichen Erhebung der Fürsten und zwang den König zur Abdankung.
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Deutsche Geschichte
Seite 8
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