Im Locarnopakt sicherten sich Frankreich und Belgien auf der einen, das Deutsche Reich auf der anderen Seite gegenseitig die Unverletzlichkeit der deutschen Westgrenze und den Verzicht auf eine (gewaltsame) Revision des Grenzverlaufes zu. Nach Abschluss des Paktes am 16. Oktober 1925
im schweizerischen Locarno erklärte der Vertreter des Deutschen Reiches, Außenminister Gustav Stresemann (Mitte) den Journalisten: „ Wir haben den Text des Protokolls nicht nur aufrichtig, sondern auch mit Freuden begrüßt und angenommen.”
Die Jahre 1929/30 markieren den Übergang von der Konsolidierungsphase der Weimarer Republik zur Phase der Auflösung der Republik. Das rapide Anwachsen der Arbeitslosenzahlen infolge der Weltwirtschaftskrise von 1929 sowie die scharfe Ablehnung des Youngplanes vor allem durch die extreme Rechte (NSDAP, DNVP), verbunden mit heftiger Agitation gegen die SPD-geführte große Koalition unter Hermann Müller und die Weimarer Republik überhaupt, führten zu einer erneuten innenpolitischen Polarisierung und zum Sturz der Regierung Müller 1930; während dieser Phase der zunehmenden inneren Spannungen wurde der Boden für den Aufstieg der extremen Rechten, allen voran der Nationalsozialisten, bereitet.
Mit der Berufung Heinrich Brünings (Zentrum) zum Reichskanzler setzte die allmähliche Ablösung der parlamentarischen Regierungsform durch autoritäre, allein vom Vertrauen des Reichspräsidenten Hindenburg abhängige und mittels Notverordnungsrecht regierende Kabinette ein. Brünings Versuch, der sich verschärfenden Wirtschaftskrise entgegenzuwirken, scheiterte, trieb im Gegenteil die Arbeitslosenzahlen weiter in die Höhe. Die Wirtschafts-und Staatskrise verschaffte den Parteien der extremen Rechten und Linken, NSDAP und KPD, weiter starken Zulauf © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Deutsche Geschichte
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und verschärfte die innenpolitischen Gegensätze zunehmend.
Nach der Entlassung Brünings im Mai 1932 übernahm die antirepublikanische Rechte vollends die Führung in Deutschland: Mit von Papen und von Schleicher berief Hindenburg deutlich rechts gerichtete Reichskanzler, und aus den Reichstagswahlen vom Juli und November 1932 ging jeweils die NSDAP als stärkste Fraktion hervor. Die staatsstreichartige Absetzung der SPD-geführten preußischen Landesregierung im so genannten Preußenputsch im Juli 1932 war ebenfalls ein Schritt auf dem Weg zur vollständigen Aushöhlung der Weimarer Verfassung.
Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg auf vielfältigen Druck Adolf Hitler zum Reichskanzler.
15 DRITTES REICH UND 2. WELTKRIEG (1933-1945) Hulton Deutsch