Reichstagsbrand

Den Reichstagsbrand in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933

benützte Adolf Hitler dazu, die Reichsnotverordnung zu verhängen, mit der die Weimarer Verfassung praktisch außer Kraft gesetzt wurde.

Mit seiner Berufung zum Reichskanzler leitete Hitler die Phase der nationalsozialistischen Machtergreifung ein, die im Wesentlichen am 2. August 1934 mit der Übernahme auch des Präsidentenamtes durch den „ Führer und Reichskanzler” Hitler und die Vereidigung der Reichswehr auf die Person Hitlers als den „ Obersten Befehlshaber der Reichswehr” abgeschlossen war. Bereits am 28. Februar 1933 wurden nach dem Reichstagsbrand mittels Notverordnung die wesentlichen Grundrechte aus der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt, und auf der Grundlage des Ermächtigungsgesetzes vom 24. März 1933 übernahm die Regierung die gesamte Staatsgewalt.

Mit diesem Gesetz schuf sich Hitler eine scheinlegale Grundlage zur Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.

Wesentliche Schritte auf dem Weg zur Diktatur waren die Gleichschaltung sowohl der Länder innerhalb des Deutschen Reiches, als auch aller Bereiche des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens; das Verbot aller nicht-nationalsozialistischen Parteien und die Errichtung eines © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

 

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Einparteienstaates; die Zerschlagung der Gewerkschaften und berufsständischen Vereinigungen; die Verfolgung und Ausschaltung aller politisch missliebigen Personen und „ rassisch” Unerwünschter, vor allem der Juden.

Die Diskriminierung und Verfolgung der Juden setzte bereits im April 1933 mit ihrer Verdrängung aus dem Beamtenapparat ein, wurde mit den Nürnberger Gesetzen 1935 auf eine breite gesetzliche (den Rechtsstaat pervertierende) Grundlage gestellt, erreichte in der Reichskristallnacht 1938 einen ersten Höhepunkt und mündete schließlich in den Holocaust. Ihren sinnfälligsten Ausdruck fand die totalitäre Diktatur in der SS und ihrem umfassenden, unüberschaubaren Apparat und dem System von Konzentrations-und später auch Vernichtungslagern.

Die Außenpolitik des nationalsozialistischen Deutschlands basierte auf der Idee der Errichtung eines Großdeutschen Reiches und der Schaffung von Lebensraum für die „ arische Rasse” . Nach einer Zeit der gemäßigt revisionistischen Außenpolitik in den ersten drei Jahren der NS-Herrschaft, an deren Anfang 1933 zwar der Austritt aus dem Völkerbund stand, in deren Verlauf dann aber mehrere bilaterale, einen friedenssichernden Kurs suggerierende Abkommen zustande kamen, setzte 1936 die kriegsvorbereitende Phase der nationalsozialistischen Außenpolitik ein: 1936

wurde unter Bruch des Locarnopaktes das entmilitarisierte Rheinland besetzt, die Achse Berlin-Rom geschaffen und der Antikominternpakt geschlossen.

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Das Deutsche Reich zwischen 1935 und dem Kriegsbeginn 1939

Adolf Hitlers vordringliche außenpolitische Ziele waren zunächst die Revision des Versailler Vertrages und dann – in einem zweiten Schritt –die Etablierung Deutschlands als Hegemonialmacht in Europa. 1935

erreichte er die Rückkehr des Saarlandes zum Deutschen Reich, 1936 ließ er das entmilitarisierte Rheinland besetzen, im März 1938 vollzog er den „ Anschluss” Österreichs, und im Oktober 1938 gliederte er auf der Grundlage des Münchner Abkommens das Sudetenland in das Deutsche Reich ein. Mit der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren im März 1939 ging Hitler von einer vermeintlich revisionistischen zu einer offen imperialistischen Außenpolitik über, die ein halbes Jahr später im Überfall auf Polen und dem Ausbruch des 2. Weltkrieges eskalierte.

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Mit dem Anschluss Österreichs im März 1938 ging Hitler zur unverhüllt expansionistischen Politik über; sie wurde fortgesetzt mit dem Münchner Abkommen vom September 1938 und der Errichtung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren im März 1939. Mit dem Abschluss des Stahlpaktes mit Italien im Mai 1939 und des Hitler-Stalin- Paktes im August 1939 beendet Hitler schließlich außenpolitisch seine Kriegsvorbereitungen, die im Inneren von einer massiven Aufrüstung der Wehrmacht und der Ausrichtung der gesamten deutschen Wirtschaft auf den Krieg ( siehe Vierjahresplan) begleitet waren.

Mit seinem Überfall auf Polen am 1. September 1939 löste Hitler den 2. Weltkrieg aus. Auf die Besetzung Polens folgte im Frühjahr/Frühsommer 1940 die Besetzung Norwegens, der Niederlande, Belgiens sowie die Kapitulation Frankreichs, und im Juni 1941 eröffnete Hitler, als dessen einziger ernst zu nehmender Gegner in Westeuropa nur noch Großbritannien verblieben war, den Angriffskrieg gegen die Sowjetunion. Nach Anfangserfolgen schien sich Hitler eines raschen Sieges über die Sowjetunion sicher zu sein und erklärte in völliger Fehleinschätzung seiner militärischen Stärke im Dezember 1941 auch den USA den Krieg. Mit dem Kriegseintritt der USA begann sich das Blatt zugunsten der Anti-Hitler- Koalition zu wenden, und nach der Schlacht um Stalingrad im Winter 1942/43 zeichnete sich eine deutsche Niederlage immer deutlicher ab.

Während des Krieges nahm der Terror des NS-Regimes ungeahnte Dimensionen an: Millionen von Juden aus dem Reich und den besetzten Gebieten wurden in Konzentrations-und Vernichtungslager deportiert und ermordet; Hunderttausende weitere politisch missliebige und ethnisch unerwünschte Personen wurden hinter der Front von Einsatztruppen der SS, aber auch der Wehrmacht ermordet; so genannte Fremdarbeiter wurden zu Tausenden ins Reich verbracht und dort unter katastrophalen Bedingungen vor allem in der Kriegsindustrie eingesetzt; und auch im Reich selbst wurde der Terror gegen Juden und gegen jegliche oppositionelle Regung verschärft. Unter dem Eindruck des Terrors formierten sich in Deutschland zunehmend Widerstandsgruppen wie etwa die Weiße Rose, der Kreisauer Kreis und der militärische Widerstand um Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Vor dem Hintergrund der aussichtslosen militärischen Lage plante der Widerstand um Stauffenberg den gewaltsamen Sturz des Regimes, um vor allem einen Friedensschluss herbeiführen zu können. Das Attentat vom 20. Juli 1944 scheiterte; in der Folge wurden Hunderte dem Widerstand zugerechnete Personen vom Volksgerichtshof brutal verfolgt.

Seit der alliierten Landung in der Normandie im Westen und der sowjetischen Sommeroffensive im Osten befanden sich die deutschen Truppen seit Sommer 1944 praktisch nur noch auf dem Rückzug. Als die Rote Armee bereits in Berlin stand, beging Hitler am 30. April 1945 Selbstmord.

Am 7. und 9. Mai unterzeichnete das Oberkommando der Wehrmacht im Auftrag von Hitlers designiertem Nachfolger Karl Dönitz die Kapitulation des Deutschen Reiches. Die Kapitulation markierte das Ende nicht nur der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, sondern auch des souveränen deutschen Nationalstaates, wie er mit der Reichsgründung 1871 errichtet worden war.

Die oberste Regierungsgewalt in Deutschland übernahmen nun die vier alliierten Siegermächte USA, UdSSR, Frankreich und Großbritannien.

Autor:

Mechthild Weißer

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