Martin Luther

Deutscher Reformator (1483-1546). Luthers persönliche Glaubenserfahrungen, das so genannte Turmerlebnis, sowie die Publikation der 95 Thesen, in denen er den Ablasshandel angriff, markieren den Beginn der Reformation.

1524 beschloss der Nürnberger Reichstag die Übertragung der Regelung der Glaubensfrage an ein Nationalkonzil, das einen bis zu einem allgemeinen Konzil gültigen vorläufigen Beschluss fassen sollte (das allgemeine Konzil, das Tridentinum, fand erst von 1545 bis 1563 statt und besiegelte die Spaltung der Kirche). 1526 entschied der Reichstag zu Speyer, dass bis zu einem endgültigen Konzilsentscheid die Glaubensfrage jedem Landesherrn freigestellt sein sollte, und schuf damit die Rechtsgrundlage für die Herausbildung der evangelischen Landeskirchen. 1529 beschloss auf einem zweiten Reichstag zu Speyer die altkirchliche Partei die Durchführung des Wormser Edikts, wogegen die Anhänger der Reformation unter der Führung des Landgrafen Philipp I. von Hessen eine Protestation einreichten (daher die Bezeichnung „ Protestanten” ). Der Reichstag zu Augsburg 1530, auf dem die Protestanten ihre Lehre, das Augsburger Bekenntnis, vorlegten, brachte wiederum keine Einigung zwischen den Glaubensparteien, so dass sich 1531 die protestantischen Fürsten und Städte mit dem Ziel, die Errungenschaften der Reformation gegenüber Kaiser und altkirchlichen Fürsten zu verteidigen und ihre Ausbreitung zu fördern, zum Schmalkaldischen Bund zusammenschlossen.

1547 besiegte Karl den Schmalkaldischen Bund ( siehe Schmalkaldischer Krieg); als er in der Folge © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

 

Deutsche Geschichte

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jedoch dazu ansetzte, das föderalistisch strukturierte Staatswesen zu Lasten der Fürsten in ein monarchisch-zentralistisches umzuwandeln, sich außerdem auch in Reichsangelegenheiten zunehmend auf spanische Berater stützte, provozierte er einen Aufstand nicht nur der protestantischen Fürsten, die 1552 unter der Führung von Moritz von Sachsen und mit französischer Unterstützung den Kaiser zur Flucht zwangen. Im Passauer Vertrag von 1552 musste Ferdinand den Protestanten die freie Religionsausübung gewähren; der Friede von Augsburg von 1555 gestand den protestantischen Reichsständen die reichsrechtliche Gleichstellung zu und besiegelte mit der Übertragung der Kirchenhoheit an die Landesherren (cuius regio, eius religio) die konfessionelle Spaltung Deutschlands. 1556 dankte Karl zugunsten seines Bruders Ferdinand als Kaiser ab und gestand damit implizit das Scheitern seiner universalen christlichen Kaiseridee ein, die er nach hochmittelalterlichem Vorbild wieder zu beleben versucht hatte, in der Deutschland aber nur noch eine nebengeordnete Rolle zugekommen wäre.

Ferdinand I. (1531/1556-1564), durch Türkenkriege abgelenkt, bemühte sich im Reich um Ausgleich und die Überwindung der Glaubensspaltung. Ferdinands Sohn und Nachfolger Maximilian II. (1564-1576) neigte stark dem Protestantismus zu, verzichtete jedoch aus politischen Gründen auf einen Übertritt. Auch ihm gelang die Versöhnung zwischen den konfessionellen Parteien nicht.

9 DIE GEGENREFORMATION

Kunsthistorisches Museum, Wien/Bridgeman

Art Library, London/New York