Rapport vom ersten metalabor metalabor, 23 v. unserer Zeitrechnung 01) Grand Hotel Europa Alle Türen des Grand Hotel Europa stehen weit offen. Aus den sechs Richtungen strömen unentwegt die Dudes herbei. Al‐ lenorts, auf allen Stockwerken, in allen Zimmern, ein großes Hallo. 02) Empfangshalle An einem Pult in der Empfangshalle, für jeden zu sehen und doch so geschickt positioniert, dass niemand gestört wird, steht das DJ‐Duo Nepomuc (Nerd Pop Music) an seinem Mischpult und entlässt sanfte Noiseteppiche über die großdimensionierten Boxen. 03) Gespräch in der Empfangshalle K.: Wer ist denn SIE? Zhenren: SIE ist die Tochter von Buddha und Aristoteles. Kon‐ fuzius: SIE hat uns zu diesem ersten metalabor eingeladen. SIE hat die Radical Dude Society gegründet. K.: Cool. 04) Fassbinder und sein Kameramann Ballhaus sind auch anwesend. Fassbinder macht sich fortwährend Notizen und schaut zu tief ins Glas. Später wird er ausfällig und baggert Frauen an. Ballhaus umkreist die in Gruppen umherstehenden Dudes, die Hände zu einem Kamerasucher geformt, murmelt vor sich hin. Ballhaus: Jetzt Kamerafahrt. Die Kamera umkreist die Dudes, schneller und schneller. Dreht sich die Kamera oder dreht sich der Raum? 05) Küche Büttner steht am Herd und dirigiert die Mannschaft. Heute wird es das traditionelle Bier‐Chilli geben. Einigen steht schon jetzt der Schweiß auf der Stirn. Büttner: Die Frage, die wir diskutieren wollen ist die, welches Medium für WASTE das tauglichste ist. K.: Ich präferiere das Joghurtbecher‐Telefon. Joghurtbecher sind leicht zu bekommen, Schnüre hat jeder Dude in der Hosen‐ tasche. Zhenren: Plastik ist nicht das, was wir uns vorstellen. Schamane: Zieht die Trommel in eure Betrachtungen mit ein. 06) Küche / Speisesaal Beuys sitzt mit einer klaffenden Kopfwunde, die er sich am 16. März 1944 zuziehen wird, im Speisesaal des Grand Hotel Europa. Sein Schamane ist in die Küche verschwunden und hat seine Trommel auf dem Tisch liegenlassen. Beuys nimmt die Trommel und beginnt einen taktlosen Takt zu schlagen 07) Druckerei Jan Tschichold arbeitet an einer Karte, die die Verbreitung der schamanischen Trommel in Eurasien aufzeigt. Er weiss nicht, dass er damit den Grundstein für WASTE legt. Fass‐ binder, der nicht weiss, dass Daniel F. Galouye in seinem Ro‐ man Welt am Draht WASTE als Simulacron‐3 beschreibt, weil er Identität und Medium verwechselt, wird später das Drehbuch zu Welt am Draht schreiben. Sowohl Fassbinder wie Galouye reflek‐ tieren nicht, dass Platon, der sich in die Dunkelkammer des Grand Hotel verzogen hat, mit seinem Höhlengleichnis schon alles gesagt hat. 08) Empfangshalle SIE steht am Eingang und begrüßt jeden und jede Dude mit Hand‐ schlag. Corona existiert noch nicht. Einige sind verwundert, dass die Teilnehmer jedem denkbaren und undenkbaren biologis‐ chen und non‐biologischen Geschlecht entstammen. Bald Hier: Sind nicht alle Dudes, rein sprachlich gesehen, männlich? SIE: Aber Nein. 09) Dunkelkammer K. steht auf, stellt sich auf einen Tisch und gibt Bänkelgesänge von sich. Er singt Dancing in the Dark. Der Song geht sofort über WASTE viral. Der Schamane trommelt dazu den Takt auf seiner Trommel. Springsteen veredelt den Song später und veröffentlich ihn 1984 auf seinem Album Born in the U.S.A., welches Büttner von seiner Vortragsreise durch die USA mitbringt. Platon ist genervt. 10) Abschluss des ersten Abend Beeker stürzt aufgeregt ins Grand Hotel Europa und ruft laut: Im Luziwuzi geht die Post ab! Sascha Büttner