Nach dem Kiosk Tohuwabohu. Die Ruhe war dahin. Mühsam kämpfte er sich durch die Stadt, befragte Menschen, die ihm entgegen kamen, wich den Gauklern aus. Immer noch geisterten die Worte Vergil Ks. durch seinen Kopf. Vollendung, Kreis, Schuld, und: hätte er einen Gefährten. Was war denn damit anzufangen? Er wusste es nicht. Er hatte doch einen Gefährten, aber den musste er finden. Das war es doch, warum er hier in Eurasien umherirrte, als ob es so selbstverständlich wäre, wie in den Krieg zu ziehen. Mühsam nur hatte er sich von diesem seltsamen Anfall berappelt. Außerdem wollte er nachhause, um sich wieder in aller Ruhe den Studien der Texte Heimito von Doderers zu widmen. Ja, das hatte er, intensives Heimweh nach seiner Zeit. Da war natürlich ebenfalls nicht alles Gold, was glänzte, aber es war nun einmal seine Zeit. Also, tief durchatmen, die Sammelstelle muss wohl der Ort sein, an dem es voran gehen wird, dachte Kampmann bei sich, und er überlegte sich eine Strategie, dieses Gebäude zu finden. Währenddessen streifte ihn eine seltsame Erinnerung. Dieses Grün? Dieses Fressen. Dieses Gummi‐werden. Hatte er geschlafen? Er beschloss, erst einmal so unauffällig wie möglich vor Ort zu agieren und kaufte an einem Kiosk das letzte Exemplar der Zeitschrift Planeta Capacete. Was ihn schon wieder in einen Ausnahmezustand versetzte, denn wie konnte es sein, dass eine Gazette aus São Paulo in dieser Zeit, an diesem unheiligen Ort erhältlich war? Jedenfalls verkroch er sich langsam schlen‐ dernd hinter dem Blatt und gab den Irren, so dass er nicht weiter auffiel. Neben einem Trupp Soldaten, die gerade dabei waren, einen harmlosen Passanten zu knuffen und zu bügeln, und dabei in die Kamera eines der Schergen feixten, nahm er sich ganz normal aus. Und blieb einstweilen in diesem Versteck. Planete Capacete erschien vierteljährlich und versuchte, kri‐ tische Diskurse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich und verständlich zu machen. In dieser Stadt schlug sie mir zwölf Reichsmark zu Buche. Das konnte sich kaum jemand leisten. Alle Indizien deuteten auf einen Übergang hin. Daher dachte sich Kampmann, dass er zurück zum Kiosk musste, an dem er das Peri‐ odikum erworben hatte. Vielleicht wusste der Mensch im Verkauf mehr? Matthias Kampmann Soundtrack: Jóhann Jóhannsson,Yair Elazar Glotman: Last and First Men, Deutsche Grammophon 483 7415, Blu‐ray, Multichan‐ nel, DTS 5.1, 2 × Vinyl‐LP‐Album, 180 Gramm, Box Set, 27 Mar 2020