Rapport vom ersten metalabor Tag 2 01) Experimental‐Labor‐Küche Büttner ließ sich in der Experimatal‐Labor‐Küche des Grand Ho‐ tel zum Cyborg ummodeln. Er freute sich schon darauf, das Sur‐ ren der 49 kleinen und 34 größeren, implantierten Motoren zu hören. Er hoffte, sie zum Walkürenritt synchron zu bekommen. Dann würde er unter lautem Getöse in die große Präsentation‐ shalle einfliegen, den Helm unterm Arsch und Bilder aus Erin‐ nerung im Anschlag. 02) Kosmonauten Im Invaliden‐Zimmer führte Herrndorf mit Jaschke ein Inter‐ view. Jaschke hatte es geschafft, Herrndorf davon zu überzeu‐ gen, dass er Besonderes mitzuteilen habe. Nach trägem Gesprächsverlauf ließ Jaschke die Bombe platzen und sagte: Rosenbaum‐Doktrin. Herrndorf wollte es jetzt genauer wissen. War Jaschke wirklich für das Kosmonauten‐Programm vorgesehen gewesen? 03) Kaminzimmer Im Kaminzimmer saßen Büttner, Jullien, Homann und andere beisammen. Whisky lockerte die Zungen. Jullien stellte seine Fünf Konzepte vor. Die Dudes schwiegen wissend. Aufnahmebere‐ itschaft war für sie nichts neues. 04) Große Präsentationshalle Derweil traf Bohl Vorbereitungen für die Präsentation des ak‐ tuellen Buches Bilder aus Erinnerung. Beuys scharwenzelte um Bohl herum, moserte und motzte. Bohl nahm davon keine Notiz. Er fragte sich, ob Büttner rechtzeitig zur Präsentation mit seiner Cyborg‐Nummer fertig sein würde. Im Hintergrund ließ sich Bono wieder von Corbijn fotografieren. Dieser eitle Fatzke, dachte Bohl. 05) Kaminzimmer Büttner legte einen Holzscheit nach, zog an der Zigarre und lobte Ronnebergers Beitrag im Buch Bildungsmoderne entzaubern. Um die Jahrtausendwende hatte er Ronneberger zuletzt einge‐ laden zu einem Kunstgespräch. Es kamen damals eine Handvoll Leute. Es war ein gelungener Abend. Viele Jahre später entza‐ uberte die Frankfurter Hauptschule die Bildungsmoderne. Ihre Aktionen waren sehr albern. Deswegen hatte Büttner darauf verzichtet, die Vertreter der Hauptschule zum metalabor einzu‐ laden. Ihre Aktionen konnten im Internet nachvollzogen werden. Das sollte reichen. Mehr Aufmerksamkeit brauchten sie nicht. Homann argumentierte, dass Klopapier auf Goethes Gartenhaus durchaus sehenswert sei. Weimar sei doch ein bezaubernder Fleck auf der Karte des Bildungsbürgertums. 06) Grand Hotel auf allen Ebenen Angeblich besagte die Rosenbaum‐Doktrin, dass Astro‐ wie Kos‐ monauten immer nur das sagten, was sie von ihren Vorgesetzten diktiert bekommen hatten. Denn nur so, meinte Jaschke, sei es möglich gewesen, auf Unerklärliches angemessen reagieren zu können. Kampmann überlegte kurz, ließ die Vorkommnisse in Dresslers Baracke Revue passieren. Könnte Jaschke die Wahrheit sagen? 07) Abschluss Tag 2 Fozzie Bär stürmte aufgeregt ins Grand Hotel Europa und rief «Auf dem O‐Platz findet ab 14 Uhr der Kriminellenkongress statt!». Soundtrack: Erik Satie, Gnossiennes, Gymnopédies, Trois Sara‐ bandes, Ogives, Petite Ouverture À Danser, Reinbert de Leeuw, Deutsche Grammophon, Decca, 1995 Nachtrag Die Dudes machten sich seit jeher einen Spaß daraus, die Spar‐ taner wegen ihrer albernen Gymnopaedie auf die Schippe zu nehmen. Sie mogelten sich unter die Teilnehmer, sangen faslch und trugen Onesies, die Nacktheit vortäuschten. Der koryban‐ tische Tanz war so eine Erfindung der Dudes, der es sogar auf ein Relief geschafft hatte. Bohl vertrieb sich die Zeit des Wartens auf Büttner mit dem Zählen von Ziegen in Arkadien, kurz hinter der Lüneburger Heide. Von dort war es nur ein Katzensprung ins metalabor. Die Präsentation von Bilder aus Erinnerung konnte jederzeit begin‐ nen. Sascha Büttner