# taz.de -- Ilse Aigner: Die Aufsteigerin
       
       > Die Verbraucherschutzministerin erhält den „Dinosaurier des Jahres“. In
       > Bayern aber scheinen ihr alle Türen offen zu stehen – bis hinauf zur
       > Vorsitzenden der CSU.
       
 (IMG) Bild: In Bayern läuft es gut für Ilse Aigner.
       
       MÜNCHEN taz | Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat sich für
       [1][Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner] als Nachfolgerin von Horst
       Seehofer (alle CSU) ausgesprochen. Aigner hätte hervorragende
       Voraussetzungen für das Amt der CSU-Parteivorsitzenden und der bayerischen
       Ministerpräsidentin, sagte Ramsauer der Zeitung Die Welt. Damit ist die
       48-jährige Oberbayerin vorerst ganz oben im weiß-blauen Himmel angekommen.
       Über ihr in der bajuwarischen Machthierarchie steht nur noch Seehofer
       selbst.
       
       Der Aufstieg der Ilse Aigner, dieser bodenständig und sympathisch wirkenden
       Frau, die sich in Bayern großer Beliebtheit erfreut, begann mit ihrer Wahl
       zur Vorsitzenden des CSU-Bezirksverbands Oberbayern 2011. Damit steht sie
       dem mächtigsten, weil größten der zehn Bezirksverbände vor.
       
       Wenige Monate später war sie es, die im Hintergrund vermittelte, sodass
       Peter Gauweilers Bewerbung um das Amt des stellvertretenden
       CSU-Vorsitzenden scheiterte und Verkehrsminister Ramsauer den Posten
       behalten konnte. Das eben jener sie nun als Seehofers Nachfolgerin ausruft,
       mag eine verspätete Danksagung sein.
       
       Im Sommer des letzten Jahres dann kam Aigners Siegeszug ganz schön ins
       Rollen. Ein paar gut platzierte Artikel über die politischen Ambitionen der
       Ministerin in der nachrichtenarmen Sommerzeit, dazu schöne Bilder von
       Aigner im Dirndl oder als Bergsteigerin mit Kuh. Schon damals wurde sie als
       „heimliche Kronprinzessin“ und als potenzielle Anwärterin für das Amt der
       Ministerpräsidentin gehandelt. Damit war klar: Die Ilse, die traut sich was
       zu und die will was werden. Sehr unaufgeregt im Ton allerdings. Ganz
       anders, als es sonst den CSU-Rüpeln unter ihren Kollegen entspricht.
       
       ## Für Seehofer lösten sich zwei Probleme
       
       Offiziell wurde Aigners Wille zum Aufstieg, als Seehofer im September
       verkündete, die Landwirtschaftsministerin kandidiere für die bayerische
       Landtagswahl im nächsten Jahr. Damit löste Seehofer, wie immer geschickt im
       politischen Fintenspiel, gleich zwei Probleme auf einmal. Zum einen
       präsentierte er mit Aigner eine Frau, die das Zeug zu Höherem hat – eine
       unverheiratete, kinderlose wohlgemerkt, in der CSU lange völlig undenkbar.
       Das frischt das verstaubte Image der Partei mächtig auf.
       
       Zum anderen platzierte Seehofer mit Aigner geschickt eine weitere
       Anwärterin auf seine Nachfolge und erhöhte die Zahl der KronprinzessInnen
       damit auf drei. Auch Finanzminister Markus Söder und Sozialministerin
       Christine Haderthauer machen sich Hoffnungen. Wenn sich die drei ordentlich
       gegenseitig beharken, so Seehofers Kalkül, wird ihm so schnell keineR
       gefährlich.
       
       Dass Seehofer bisweilen mit der verbalen Beschneidung seines
       Spitzenpersonals übers Ziel hinausschießt, haben seine fiesen Frotzeleien
       bei der Weihnachtsfeier der Partei für die bayerische Landtagspresse
       gezeigt. Finanzminister Söder sei „vom Ehrgeiz zerfressen“ und habe
       „charakterliche Schwächen“, lästerte Seehofer. Auch ein anderer wurde nicht
       geschont: Verkehrsminister Peter Ramsauer. „Zar Peter“ nannte ihn Seehofer
       höhnisch, weil dieser seinen Plänen zum Donauausbau im Wege steht.
       
       Und damit zurück zu Aigner: Dass Ramsauer die Ministerkollegin nun als
       Seehofers Nachfolgerin vorschlägt, hat zweierlei zu bedeuten: Wer eine
       Nachfolgerin benennt, weist auch auf die Endlichkeit von Seehofers
       Machtanspruch hin: Die Rache für Seehofers jüngste Schmähung. Gleichwohl
       aber spricht Ramsauer vielen seiner Parteifreunde aus der Seele, die sich
       nach Sonnenkönig Seehofers Starallüren einen sachlicheren und sozial
       verträglicheren Führungsstil herbeisehnen. Genau diesen trauen der stillen
       Aigner viele zu.
       
       28 Dec 2012
       
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