# taz.de -- Wiking-Jugend verboten
       
       > ■ HJ-Imitat wurde vor 42 Jahren gegründet GdP will Neonazis Grundrechte
       > entziehen
       
       Hannover/Berlin (taz) – Das bundesdeutsche Imitat der Hitler-Jugend, die
       „volkstreue nordländische Wiking-Jugend“, ist 42 Jahre nach ihrer Gründung
       verboten worden. Bundesinnenminister Kanther verfügte gestern die Auflösung
       der Altnazi-Jugendorganisation und die Beschlagnahme ihres Vermögens. In
       zehn Bundesländern durchsuchte die Polizei Wohnungen von Mitgliedern der
       für HJ- ähnliche Aufmärsche bekannten Gruppierung. Das Land Niedersachsen
       hatte bereits im Juli schriftlich bei Kanther ein Verbot der 400 Köpfe
       zählenden Nazi- Gruppe angemahnt. Auch im Bundesinnenministerium ist man
       nun zu der Erkenntnis gelangt, daß die Wiking-Jugend weitgehend die
       gleichen Zwecke wie einst die HJ verfolgt und daß sie seit langem Rassismus
       und Antisemitismus predigt. Nach Vorstellungen der Gewerkschaft der Polizei
       (GdP) soll zur Bekämpfung von Rechtsradikalismus das Grundgesetz geändert
       werden. Die Delegierten des 20. Bundeskongresses in Dresden haben den
       Bundestag aufgefordert, Neonazis wesentliche Grundrechte abzusprechen. In
       dem Beschluß nennt die GdP die „Grundrechte der Meinungsäußerungsfreiheit,
       der Presse- und Berichterstattungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit sowie
       der Vereinigungsfreiheit mit Einschluß der Parteienfreiheit“. Diese Rechte
       sollten Rechtsextremisten dann entzogen werden, wenn sich ihre Aktivitäten
       „auf die Wiederbelebung nationalsozialistischen Gedankengutes“ richteten.
       Jürgen Voges
       
       Seite 4
       
       11 Nov 1994
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) jürgen voges
       
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