# taz.de -- Anbieter von Mitfahrgelegenheiten: Mehr Mitfahrer gesucht > BlaBlaCar übernimmt Carpooling, einen Konkurrenten auf dem deutschen > Markt. Die französische Firma will Bus und Bahn Konkurrenz machen. (IMG) Bild: Noch ist BlaBlaCar in Deutschland kostenfrei. Aber auch so kann man ohne Geld von A nach B reisen. BERLIN taz/dpa | Um Fernbussen und der Bahn auf dem deutschen Reisemarkt besser Konkurrenz machen zu können, hat das französische Unternehmen [1][BlaBlaCar] den Wettbewerber Carpooling übernommen. Beide Firmen vermitteln Mitfahrgelegenheiten in Privatautos. Carpooling ist der Betreiber der beiden deutschen Portale [2][mitfahrgelegenheit.de] und [3][mitfahrzentrale.de]. „Mit der Übernahme entsteht die mit Abstand größte Mitfahr-Community Deutschlands“, teilte BlaBlaCar mit. Nach eigenen Angaben war BlaBlaCar auch bisher der größte Anbieter von Mitfahrgelegenheiten hierzulande. BlaBlaCar bietet seine Dienste in 18 Ländern an und hat monatlich nach eigenen Angaben weltweit über zwei Millionen Kunden. In Deutschland kostet Nutzer die Vermittlung über BlaBlaCar nichts, denn dem Unternehmen geht es erst mal um den Aufbau eines Kundenstamms. Carpooling-Kunden müssen für die Vermittlung zahlen. Im vergangenen Jahr konnte BlaBlaCar 100 Millionen Euro Kapital von Investoren einsammeln und wird von Marktbeobachtern auf einen Wert von 1 Milliarde Euro geschätzt. Wie viel die Übernahme von Carpooling das Unternehmen gekostet hat, wollte BlaBlaCar nicht sagen. Mit der Übernahme von Carpooling entsteht ein Unternehmen, das im Markt für Mitfahrgelegenheiten in Deutschland faktisch eine Monopolstellung einnimmt – und noch weiter wachsen will: „Wenn ich mir heute in Deutschland BlaBlaCar und Carpooling zusammen anschaue, sind wir vielleicht bei einem Zehntel der Dimension, die wir erreichen wollen“, sagte BlaBlaCar-Mitgründer Nicolas Brusson. ## Kartellrechtlich kein Problem Das Unternehmen möchte seinen Nischenmarkt verlassen und mit den großen Playern in Wettbewerb treten. „Wir wollen als wichtigste Alternative zu Bus und Bahn wahrgenommen werden“, sagte er. Kartellrechtlich hält BlaBlaCar die Übernahme für unproblematisch. „Diese Frage stellt sich überhaupt nicht, weil wir in Konkurrenz zu Bussen und Bahn stehen“, sagte BlaBlaCar-Sprecher Christian Schiller der taz. Das Unternehmen habe die kartellrechtliche Machbarkeit geprüft. An dieser Logik zweifeln Experten. „Wenn man den Wettbewerb sieht wie: Ich brauche etwas, um von A nach B zu kommen, macht die Argumentation Sinn“, sagte der Jurist Hans Jürgen Meyer-Lindemann, Experte für deutsches und europäisches Kartellrecht. Aber: „Die deutsche Fusionskontrolle greift, wenn Blablacar und Carpooling zusammen insgesamt über 500 Millionen Euro Umsatz generieren.“ Ob das der Fall ist, ist schwer zu schätzen. Offizielle Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht heraus. BlaBlaCar teilte lediglich mit, dass die Übernahme weder unter europäisches noch unter deutsches Kartellrecht falle. ## Aus drei mach eins Das Bundeskartellamt äußerte sich zu der Übernahme zurückhaltend: „Ob die formellen Kriterien für die Meldepflicht bei uns oder der Europäischen Kommission erfüllt sind, kann ich leider nicht sagen“, sagte Kay Weidner, Sprecher des Bundeskartellamtes. In den nächsten Monaten sollen die verschiedenen Portale nun langsam zusammengeführt und unter einer Internetadresse vereint werden. Die beiden Seiten mitfahrgelegenheit.de und mitfahrzentrale.de sollen zunächst nicht verändert werden, langfristig werden sie aber aufgegeben. BlaBlaCar-Sprecher Schiller spricht dafür von einem Zeitrahmen zwischen sechs und zwölf Monaten. „Wir wollen dabei nicht mit der Brechstange vorgehen“, sagte er. „Wir wollen erst verstehen, warum Nutzer A das eine Portal und Nutzer B ein anderes Portal nutzt.“ Wenn das der Fall ist, werde eine einzige große Plattform für alle angeboten. 16 Apr 2015 ## LINKS (DIR) [1] http://www.blablacar.de (DIR) [2] http://mitfahrgelegenheit.de (DIR) [3] http://mitfahrzentrale.de ## AUTOREN (DIR) Ruben Rehage ## TAGS (DIR) Fusion (DIR) Kartellrecht (DIR) Bahn (DIR) Fernbusse (DIR) Mitfahrzentrale (DIR) Auto (DIR) Verkehrsmittel (DIR) Uber (DIR) Risiko (DIR) Mitfahrzentrale ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Mitfahrvermittler in Deutschland: Blablacar will Geld Erst hat das Onlineunternehmen die Konkurrenten vom Markt verdrängt, jetzt verlangt es Gebühren. Die werden nur bargeldlos abgerechnet. (DIR) Online-Plattform abgeschaltet: Letzter Lift für Mitfahrgelegenheit.de Das Pioniere sind Geschichte: Das Onlineportal der ersten Stunde für Mitreisende ist pleite, der Marktführer Blablacar übernimmt. (DIR) Taxikonkurrenz ändert Taktik: Uber macht auf Mitfahrzentrale Wohl um einem Rechtsstreit aus dem Weg zu gehen, ändert Uber sein Geschäftsmodell. Aber die Taxiunternehmen sind damit nicht zufrieden. (DIR) Erfahrung mit Mitfahrgelegenheiten: Nahtoderfahrung inklusive Schrottreife Transporter, verhaltensgestörte Fahrer, Gaspedal durchgedrückt: Mitfahrgelegenheiten werden immer mehr zur Abenteuerreise. (DIR) Carpooling-Portal erhebt Gebühren: Mitfahrer zur Kasse, bitte! Die Fahrgemeinschaftsbörse mitfahrgelegenheit.de wird kostenpflichtig: Elf Prozent des Preises gehen nun an die Betreiber. Die Nutzer müssen sich registrieren. (DIR) Deutsche Bahn verklagt Start-Up: Mitfahrgelegenheit oder Linienverkehr? Fahrziel Köln? Über DeinBus.de können sich Gruppen zusammenschließen und einen Bus mieten. Die Deutsche Bahn geht gerichtlich dagegen vor. (DIR) Das Geschäft mit der ICE-Mitfahrgelegenheit: Glücksjäger auf der Schnellzugtrasse Schwarze Schafe bei Mitfahrgelegenheiten sind nicht neu. Das Geschäftsmodell der "Monatskartenschlepper" ist noch raffinierter: Viele pendeln nur mit dem ICE, um daran zu verdienen.