# taz.de -- Entsorgung in Spanien: Zurück zum Müllpferd
       
       > Sparen, bis die Müllabfuhr mit dem Gaul kommt: Eine spanische Gemeinde
       > lässt den Abfall per Kutsche abholen. Das halbiert die Kosten.
       
 (IMG) Bild: In Deutschland ist das Müllpferd noch undenkbar: Hier ein für die traditionelle Leonhardifahrt geschmücktes Tier in Bad Tölz.
       
       MADRID taz | Der Fortschritt liegt manchmal lange zurück. Zu diesem
       Entschluss kam die Gemeindeverwaltung in Montforte del Cid, einem
       7.000-Seelen-Dorf nahe der spanischen Küstenstaat Alicante. Seit Sommer
       wird dort der Müll wieder mit einer Pferdekutsche abgeholt, dem sogenannten
       Hipomóvil. Der Grund: „Die Ausgaben für die Müllabfuhr sinken dadurch von
       400.000 Euro im Jahr auf 200.000“, heißt es aus dem Rathaus.
       
       Die Rechnung ist einfach: Ein Mülllastkraftwagen kostet in der Anschaffung
       125.000 Euro und kann zehn Jahre genutzt werden. Pferd mit Kutsche schlagen
       alle 20 Jahre mit nur 6.000 Euro zu Buch. Ein Lkw schluckt für 7.000 Euro
       Diesel im Jahr. Das Pferd begnügt sich mit Hafer und Heu für 900 bis 1.200
       Euro jährlich. Auch Tierarztbesuche und neue Hufeisen sind deutlich
       billiger als die regelmäßigen Inspektionen in der Lkw-Werkstatt. Um vom
       Kohlendioxidausstoß ganz zu schweigen.
       
       Mit dem eingesparten Geld sollen weitere „nachhaltige“ Projekte in Angriff
       genommen werden. Die Gemeindeverwaltung plant eine Kompostierungsanlage für
       organische Abfälle.
       
       Die Kutsche, die seit vergangenen August in der Altstadt von Montforte del
       Cid ihre Runden dreht, hat mit traditionellen Fuhrwerken nur das Pferd
       gemeinsam. Der Müllwagen verfügt über eine Photovoltaikanlage, die eine
       Batterie für die Beleuchtung und Signallampen auflädt. Denn ein Teil der
       Müllabfuhr findet abends statt. Außerdem können die Kutscher per USB-Kabel
       ihre Handys oder Taschenlampen aufladen. Es ist eine Pferdetränke an Bord.
       Und die Pferdeäpfel werden automatisch aufgefangen, damit die Straße nicht
       verunreinigt wird.
       
       ## Auch in Frankreich, Belgien und Österreich
       
       Das Pferd – ein Exemplar der französischen Rasse Percheron – kann bis zu
       2.000 Kilogramm ziehen. Doch liege die tatsächliche Last bei den Fahrten
       bei nicht mehr als 1.000 Kilogramm, heißt es in einer Mitteilung der
       Gemeindeverwaltung.
       
       Die Idee mit der tierischen Müllabfuhr ist nicht neu. In Frankreich wurden
       seit Anfang der 2010er Jahre nach und nach mehr als 80 Pferdegespanne in
       Dienst genommen. Auch in Belgien und Österreich setzen mehrere Gemeinden
       Pferde ein.
       
       Im Schweizer Ort Avenches, im Kanton Vaud, ist das modernste Pferdegespann
       unterwegs. Es handelt sich um eine Müllkutsche, die ähnlich funktioniert
       wie die meisten E-Bikes. Beim Bremsen laden sich Batterien auf. Wird das
       Pferd müde, unterstützt ein Elektromotor das Tier. Diese „Wohlfühlkutsche“,
       die seit Sommer 2012 im Einsatz ist, wurde von der Forschungsanstalt
       Agroscope zusammen mit dem Ingenieurbüro Meterus Sàrl in Fribourg
       entwickelt.
       
       14 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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