# taz.de -- Werbefreies Musik-Streaming: Googles später Markteinstieg
       
       > Youtube startet einen eigenen Streaming-Dienst. Die Google-Tochter will
       > damit dem Marktführer Spotify Konkurrenz machen.
       
 (IMG) Bild: Taylor Swift mag kein Spotify – ob sie auch auf dem Youtube-Dienst ihr Album sperren lässt?
       
       BERLIN taz | YouTube tritt in Konkurrenz mit Spotify: kommende Woche
       startet die Google-Tochterfirma einen eigenen Musik-Streamingdienst. Mit
       dem kostenpflichtigen Abodienst [1][„YouTube Music Key“] könnten Nutzer
       dann auch werbefrei Musik konsumieren. Im Gegensatz zu Spotify, das reine
       Audio-Streams enthält, soll „Music Key“ zusätzlich offizielle Musik-Videos
       streamen, die auch offline abgerufen werden können.
       
       Abonnenten sollen auch Zugriff auf den Katalog des bereits existierenden
       Dienstes „Google Play Music“ haben, der mehr als 30 Millionen Songs
       umfasst. Genau wie bei Spotify, in dessen Archiv sich immerhin 20 Millionen
       Songs befinden, soll ein „Musik Key“-Abo zehn Euro monatlich kosten, die
       Beta-Version sogar nur acht Euro. Angenommen, nur jeder Zehnte der eine
       Milliarde YouTube-Nutzer würde für ein Abo zehn Euro monatlich zahlen,
       würde das Unternehmen YouTube in einem Monat schon acht Mal so viel
       einnehmen wie Spotify derzeit durch Abos erwirtschaftet.
       
       Beseitigt ist auch die letzte Hürde vor dem Start von „Music Key“: der
       Streit mit Independent-Label-Vertretung Merlin. Die Lizenzvertretung, die
       20.000 Indie-Labels rechtlich vertritt, hatte ein Angebot der
       Google-Tochter für die Vergütung der Musiker als zu niedrig abgelehnt. Der
       Streit eskalierte sogar so sehr, dass YouTube bereits damit drohte, Videos
       der Indie-Künstler Arctic Monkeys oder Adele von der Plattform zu nehmen.
       
       Nach einem Aufschrei der Musikszene hielt sich das Video-Portal aber mit
       seiner Drohung zurück. Der neue Deal soll positiver für Merlin ausgefallen
       sein als der vorherige. Dessen Inhalte und die damit verbundenen
       Vergütungen für Künstler sind nicht bekannt.
       
       ## Deutsche Nutzer müssen noch warten
       
       Vorerst wird „Music Key“ nur in den USA, Großbritannien und Irland,
       Frankreich, Spanien, Italien, Portugal und Finnland an den Start gehen, da
       YouTube erfahrungsgemäß erst einmal langwierige Verhandlungen mit der GEMA
       führen muss. So lange müssen die Nutzer in Deutschland noch mit Diensten
       wie Spotify oder Alternativen wie Deezer, Napster oder Wimp begnügen.
       
       Doch auch dann werden nicht alle Künstler zu hören sein – denn einige haben
       grundsätzliche Probleme mit dieser Art Onlinedienste. „Der Künstler bzw.
       seine Vertreter haben entschieden, dieses Album nicht auf Spotify zu
       veröffentlichen.“ So lautet beispielsweise der Hinweis des
       Musik-Streaming-Dienstes Spotify unter dem neuen Album der Sängerin Taylor
       Swift. Thom Yorke, erfolgreicher Frontmann der Band Radiohead, protestierte
       vergangenes Jahr ebenfalls gegen das Streaming-Prinzip und ließ die Songs
       seines jüngsten Projekts Atoms for Peace von der Plattform entfernen.
       
       Das Label begründete die plötzliche Entscheidung damit, dass viele Fans
       nicht für ein Produkt zahlen würden, das es auf Spotify gratis gibt, heißt
       es im Musikmagazin [2][Billboard]. Das kostenfreie Spotify-Angebot sei
       respektlos gegenüber ehrlichen Käufern, sagt Label-Chef Scott Borchetta in
       einem Radio-Interview.
       
       ## Zwei Milliarden jährlich für Künstler
       
       Spotify-Gründer Daniel Ek ist aufgebracht: „Wir zahlen Topkünstlern wie
       Taylor Swift mehr als sechs Millionen Dollar pro Jahr“, schreibt er auf
       seinem [3][Firmenblog]. Von den 50 Millionen Nutzern des Streaming-Dienstes
       zahlen immerhin mehr als 12 Millionen für die kostenpflichtige
       Premium-Version monatlich zehn Dollar, Euro oder Pfund.
       
       Und da Spotify auch Werbeeinnahmen aus der Gratis-Version erhält, gehen
       laut Ek zwei Milliarden Dollar jährlich an Künstler und ihre Labels. Das
       sei immerhin besser als illegale Downloads im Netz, bei denen der Urheber
       keinen einzigen Cent sieht. Spotify habe dieselben Interessen wie die
       Künstler selbst, schreibt Daniel Ek, nämlich, Musik legal stärker zu
       verbreiten und habe nicht die Absicht Künstler auszubeuten.
       
       14 Nov 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=pMQxeb5ERps
 (DIR) [2] http://www.billboard.com/articles/news/6312143/big-machine-scott-borchetta-explains-taylor-swift-1989-removal-from-spotify-nikki-sixx
 (DIR) [3] http://news.spotify.com/se/2014/11/11/2-billion-and-counting/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nora Pfützenreuter
       
       ## TAGS
       
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