# taz.de -- Krise beim VfB Stuttgart: Akkurat auf Managersuche
       
       > Der VfB Stuttgart wirft Sportdirektor Bobic raus. In der kuriosen
       > Nachfolgediskussion geht es bisher mehr um Prominenz statt um Kompetenz.
       
 (IMG) Bild: Buhmann: Als Manager war Fredi Bobic bei den VfB-Fans untendurch
       
       STUTTGART taz | Es gibt so ein paar schwäbische Grundkonstanten, wie zum
       Beispiel die Liebe zu dünnem Rotwein oder die ausgeprägte Fähigkeit zum
       Preisvergleich. Mindestens so wichtig für die Menschen ist aber, dass man
       ihr Handeln mit dem Wort „akkurat“ (lang gesprochen) beschreibt.
       
       Vor diesem Hintergrund muss man die eilig einberufene Pressekonferenz des
       VfB Stuttgart verstehen, auf der sich Präsident Bernd Wahler und
       Aufsichtsratschef Joachim Schmidt am Donnerstag entschieden dagegen
       wehrten, man habe Fredi Bobic schnöde am Telefon gefeuert.
       
       Noi und nochmals noi, das sei nicht Stil des VfB. Der Manager sei vielmehr
       telefonisch aus Dortmund nach Stuttgart zurückbeordert worden, wo man ihn
       dann höchst akkurat entlassen habe. Zu dem Verhalten sei man gezwungen
       worden, nachdem die für Donnerstag geplante Entlassung in den Medien
       durchgesickert war.
       
       Trotzdem zeigte der Verein beim Zeitpunkt der Trennung das diplomatische
       Geschick einer Planierraupe. Eine Stunde vor dem Spiel bei Borussia
       Dortmund verschickte der VfB eine Pressemitteilung zur Trennung von Manager
       Bobic.
       
       ## Dinge, die keiner versteht
       
       Dass die Stuttgarter Elf danach nach einer 2:0-Führung den Favoriten ums
       Haar geschlagen hätte (Endstand: 2:2), gehört zu den Dingen, die beim
       Fußball keiner versteht. Auf jeden Fall klickten sich die VfB-Profis den
       ganzen Mittwoch auf der Spur des Gerüchts durchs Internet.
       
       Jetzt wurde aus „dem Fredi“ der gescheiterte „Herr Bobic“. Kein Zweifel,
       der ehemalige Stürmer des VfB hat die letzten zwei seiner vier Amtsjahre
       zumindest bei Spielerkäufen sehr unglücklich agiert. Vorsichtig gesagt. Der
       aktuelle Kader stammt von ihm, und der ist für einen Etat von etwa 40
       Millionen Euro einfach nicht gut genug. Da arbeiten Vereine wie Freiburg,
       Augsburg, Mainz oder Hannover mit weniger Geld deutlich effektiver.
       
       Die Krönung des oft seltsamen Transfergehabes dieses Jahr: Für sechs
       Millionen Euro verpflichtet der VfB vom FC Groningen den Serben Filip
       Kostic. Ob der sein Geld wert ist, weiß man nicht, da Trainer Armin Veh
       sein System für den Linksaußen nicht umstellen wird. Wer redet beim VfB
       eigentlich mit wem?
       
       Zudem wird Bobic vorgeworfen, oft die falschen Spieler abgegeben zu haben.
       Ein Beispiel: Der Japaner Shinji Okazaki kam 2011 zum VfB, zeigte anfangs
       große Spiele wurde aber nach einer schwächeren Phase 2013 trotz zehn
       Treffer in 63 Ligaspielen für 1,5 Millionen Euro nach Mainz vertickt. Dort
       hat er mittlerweile schon 19 Tore geschossen. Vor einer Woche forderte die
       Cannstatter Kurve schon fünf Minuten vor dem Anpfiff gegen Hoffenheim (0:2)
       die Entlassung des Managers und die „Bobic raus“-Chöre haben dann wohl auch
       die Entscheidung zur Trennung beschleunigt.
       
       ## Ex-Profis ohne Managementerfahrung
       
       Am Samstag spielt der VfB nun gegen Hannover 96 und man darf auf zwei Dinge
       gespannt sein: Entlädt sich der wohl nur leicht abgekühlte Fanzorn nun über
       Präsident Wahler? Und vor allem – wer zeigt sich auf der Tribüne? Dass zur
       Zeit einiges rumpelt, zeigt sich auch an den Namen, die für die
       Bobic-Nachfolge gehandelt werden. Neben durchaus tauglichen Fachleuten wie
       zum Beispiel Ralf Rangnick sind auch zwei Herren dabei, die wie Bobic
       ehemalige Profis ohne jede Managementerfahrung sind.
       
       Einer davon ist Jens Lehmann, dem man sich freilich nur verdammt schwer als
       Teamplayer vorstellen kann. Der Ex-Torhüter gilt als Egozentriker und ist
       dafür bekannt, jeden heftig anzugehen, der auch nur eine Spur von seiner
       Meinung abweicht. Der andere ist Thomas Hitlzsperger. Das könnte menschlich
       passen, aber auch dem ehemaligen Nationalspieler fehlt die Erfahrung.
       
       Ein anderes hübsches Gerücht in der Stadt besagt, dass der VfB ausgerechnet
       beim Lokalrivalen Kickers wildern will. Auf Degerlochs Höhen amtiert seit
       gut einem Jahr Michael Zeyer und seit der Ex-VfB-Profi beim Drittligisten
       auf dem Managerstuhl sitzt, geht es dort aufwärts. Zudem hat der Mann einen
       Master in Business Administration der Uni Hamburg.
       
       Auch wenn Zeyer noch dementiert: So jemand könnte man auf dem Wasen auch
       gebrauchen, und mit Transfers von den Kickers hat man zumindest bei
       Spielern nur gute Erfahrungen. Jürgen Klinsmann kam einst aus Degerloch,
       auch Guido Buchwald und Karl Allgöwer. Und, fast hätte man es vergessen,
       Fredi Bobic.
       
       26 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Löhle
       
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