# taz.de -- Kommentar Prokon-Insolvenz: Windige Versprechen
       
       > Carsten Rodbertus, Gründer des Windenergiekonzerns Prokon, ist
       > Geschichte. Das ist gut so. Endlich hat die Firma wieder eine Zukunft.
       
 (IMG) Bild: Von der Gläubigerversammlung abgesägt: Carsten Rodbertus
       
       Die Ära des im Schlaf verdienten Geldes ist wegen niedriger Zinsen längst
       vorbei: Das gute alte Festgeldkonto wirft nichts ab, beim Abschluss einer
       Lebensversicherung scheffelt nur der Vermittler, viele Aktien und
       Immobilien sind schon gefährlich hoch bewertet. Wie schön wäre sie doch,
       eine ethische grüne Anlageform, die sich halbwegs rentiert – und niemandem
       schadet.
       
       In genau diese Lücke stieß Carsten Rodbertus mit seinen Genussscheinen für
       Prokon. Und die Anleger kamen in Scharen: 75.000 gaben dem überzeugend
       wirkenden Mann mit Pferdeschwanz ihr Geld. Rodbertus versprach ein gutes
       Gewissen und 8 Prozent Rendite. Da schauten viele Anleger nicht so genau
       aufs Kleingedruckte, nämlich, dass Genussscheine auch besonders großes
       Leiden bedeuten können. Von den 1,4 Milliarden Euro Anlegerkapital fehlen
       nun hunderte Millionen, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rodbertus.
       
       Wahrscheinlich ist er ein Blender. Rodbertus hat das sauer verdiente Geld
       der Anleger nicht nur in rauschende Parties auf Firmenkosten gesteckt,
       sondern auch viele seiner Chefpflichten vernachlässigt. Die Vorwürfe
       lauten: Fehlinvestitionen, Schneeballgeschäfte und eine chaotische
       Buchführung. Die Gläubigerversammlung der Pleitefirma hat jetzt
       mehrheitlich dem Insolvenzverwalter die Aufgabe übertragen, die Scherben
       bei Prokon aufzukehren.
       
       Und das ist gut so. Denn: Endlich hat die Firma eine Zukunft. Die Anleger
       sollen nun ein Stimmrecht bei Prokon bekommen; Investoren, die ihr Geld
       länger in der Wackelfirma halten, sollen mehr rausbekommen als solche, die
       sich von Prokon entsagen.
       
       Zudem soll Prokon schlechte Investments abstoßen. Und: Es geht auch um
       schmerzhafte Entlassungen. Trotzdem: Das Konzept des Insolvenzverwalters
       Dietmar Penzlin scheint konzise – auf jeden Fall aber fundierter als die
       windigen Versprechungen des Prokon-Gründers. Seine Fans sollten erkennen,
       dass Prokon derzeit andere Visionen braucht als die von Carsten Rodbertus.
       
       23 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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