# taz.de -- Baden in der Spree: Feuchtgebiete am Lustgarten
       
       > Der Verein Flussbad Berlin will die Berliner an der Museumsinsel
       > planschen sehen – klingt verrückt, könnte aber klappen.
       
 (IMG) Bild: So schön könnte es sein: das Baden in der Spree.
       
       Selbst bei strahlendem Sommerwetter sieht die Spree hinter dem Zeughaus in
       Mitte wenig einladend aus: eine bräunliche Brühe, auf der Ausflugsschiffe
       parken und wenden. Angesichts dieser Tristesse wirken die Plakate, die der
       Verein „Flussbad Berlin“ am Freitag der Öffentlichkeit vorstellte, wie
       Satire: Badende, die sich auf einer Freitreppe vor dem Lustgarten umziehen,
       fröhliche Schwimmer, bis zum Hals im Spreewassser. Ein Witz?
       
       Keineswegs: Für seine Vision eines innerstädtischen Flussbads erhielt der
       Verein kürzlich 110.000 Euro von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie. Ein
       Anfang für die bislang komplett ehrenamtlich arbeitenden Badeenthusiasten,
       spätere Realisierung des Projekts nicht ausgeschlossen. Ziel des 2012
       gegründeten Vereins von Architekten, Planern, Künstlern und professionellen
       Projektemachern ist es, den Berlinern ihren Fluss wiederzugeben. Die Spree,
       die derzeit als bloße Verkehrsader für motorisierte Gefährte genutzt wird,
       soll wieder Teil des Stadtraums werden.
       
       Konkret soll zwischen Bodemuseum und Stadtschloss ein 750 Meter langer
       Badebereich mit Freitreppen entstehen. Ein Umkleidebereich befände sich
       unter dem geplanten Freiheits-und Einheitsdenkmal an der Schlossfreiheit.
       Für die erforderliche Wasserqualität würde eine pflanzliche Filteranlage
       weiter flussaufwärts sorgen, ein dritter Abschnitt bis zur
       Mühlendammschleuse schließlich wäre renaturiertes Biotop für wasserliebende
       Fauna und Flora.
       
       Klingt toll – aber geht das überhaupt? Und wer soll das bezahlen? Um der
       Praxis etwas näher zu kommen, will der Verein die Lottomittel für eine
       Machbarkeitsstudie verwenden. Denn bevor Berliner und Touristen ihre
       Badehosen auspacken können, müssen noch einige Fragen beantwortet werden:
       Beispielsweise müsste ein hydrologisches Gutachten klären, wie eine
       Wasserverbesserung funktionieren könnte, aber auch, wie man verhindern
       kann, dass die Kanalisation wie bisher bei Starkregen in den Fluss
       überläuft oder wie tief das Flussbett für den Badebetrieb ausgebaggert
       werden müsste.
       
       ## Harte Nuss Denkmalschutz
       
       Auch der Denkmalschutz könnte sich noch als harte Nuss erweisen: Da die
       bestehenden Kaimauern Teil des Unesco-Weltkulturerbes Museumsinsel sind,
       könnte es mit unterirdischen Umkleiden und Freitreppen schwierig werden.
       Blieben noch die Auseinandersetzungen mit den Reedern und dem Eigentümer –
       denn das Gewässer gehört dem Bund. Bis Ende Januar soll die Studie fertig
       sein – „noch keine Lösung, aber ein erster Leitfaden“, wie der Architekt
       Tim Edler, einer der Initiatoren, betont.
       
       Trotz all dieser Schwierigkeiten hat der Verein bereits 140 Mitglieder.
       Zahlreiche BerlinerInnen unterstützen den Verein, von der Dombaumeisterin
       Charlotte Hopf über Martin Heller vom Humboldtforum bis zum Soziologen
       Harald Welzer.
       
       Auch der CDU-Abgeordnete Gottfried Ludewig ist Fan des Flussbads. Er hat in
       der Bezirksverordnetenversammlung Mitte dafür getrommelt, weil es für ihn
       „eins dieser tollen, verrückten Berliner Projekte“ ist. Und für
       Projektkoordinatorin Ulrike Rose könnte das gemeinsame Baden im Fluss eine
       Geste der Versöhnung sein, ein Identifikationsangebot für all die jungen,
       hippen Menschen, die sich nach dem Abriss des Palasts der Republik
       enttäuscht von der Stadtmitte abgewendet haben.
       
       Die Vermarktung als „hip und urban“ ist für das Flussbad aber nicht die
       einzige Option. Es könnte auch als Anknüpfung an alte preußische
       Traditionen gesehen werden: Denn bis 1925 war das Baden an mehreren
       innerstädtischen Abschnitten der Spree erlaubt. Dann wurde das Wasser zu
       schmutzig.
       
       4 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nina Apin
       
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