# taz.de -- Kommentar Wahl in der Ukraine: Frühling mit Oligarchen
       
       > Pjotr Poroschenko wird die Präsidentschaftswahl in der Ukraine wohl
       > gewinnen. Dabei verkörpert er genau das, was man auf dem Maidan
       > verhindern wollte.
       
 (IMG) Bild: Poroschenko sucht den Kontakt auf dem Maidan in Kiew.
       
       Schon wieder soll ein Oligarch der Ukraine als Präsident vorstehen. Bereits
       jetzt scheint Pjotr Poroschenko als Sieger der für den 25. Mai angesetzten
       Präsidentschaftswahlen festzustehen. Dabei ist seine
       Präsidentschaftskandidatur genau das, was man auf dem Maidan immer hatte
       verhindern wollen. Man habe nicht seinen Kopf hingehalten, schimpfen viele
       Maidan-Aktivisten, um nun wieder einen Oligarchen an der Spitze des Landes
       zu haben.
       
       Wie kaum ein anderer hatte es Poroschenko verstanden, immer auf der
       richtigen Seite zu stehen, hatte mit den Expräsidenten Juschtschenko und
       Janukowitsch eng in der Regierung zusammengearbeitet. Rechtzeitig hatte er
       sich dann von ihnen getrennt, um den Maidan zu unterstützen.
       
       Trotzdem wird man auf dem Maidan die Kandidatur des Schokoladenkönigs
       zähneknirschend hinnehmen. Bereits jetzt ist die Bewegung gespalten. Viele
       wollen sich endgültig von den rechten Kräften, in denen man von Moskau
       gesteuerte Provokateure sieht, trennen. Mit der Kandidatur von Poroschenko
       macht sich ein weiterer Spaltpilz in der Bewegung breit.
       
       Die Maidan-Forderung nach „Lustration“, also Durchleuchtung von
       Funktionsträgern der Opposition hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit den
       Herrschenden in der Vergangenheit, und dem Ausschluss aller Kollaborateure
       mit dem alten System von politischen Ämtern, könnte durch Poroschenkos
       Kandidatur bald ad acta gelegt werden. Der Milliardär ist bei den einfachen
       Menschen zu beliebt, als dass er wirklich Volkes Zorn befürchten müsste. Im
       Gegensatz zu Janukowitsch und Timoschenko hatte er immer Wert auf ein gutes
       Klima in seinen Betrieben gelegt und besser als in der Branche üblich
       bezahlt.
       
       Bleibt nur zu hoffen, dass das Ergebnis der Maidan-Proteste nicht lautet:
       „In der Ukraine nichts Neues“.
       
       30 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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