# taz.de -- Kommentar Ultranationalisten in Russland: Zu den Klängen von „Hakenkreuz“ > Russlands Nationalismus ist schlimm. Doch der moralisch überhebliche > Westen ist nicht besser. Es braucht gute Vorbilder statt erhobene > Zeigefinger. (IMG) Bild: Marsch der russischen Nationalisten am Montag in Moskau. Am 4. November gehören Moskaus Straßen den Nationalisten. Wer keine weiße Hautfarbe hat, sollte an diesem Tag besser zu Haus bleiben. Doch der neue Nationalismus ist hausgemacht. Russlands Herrschende brauchen die Stimmung gegen diese inneren Feinde. „Migrant“ ist im Vielvölkerstaat Russland, wo Politiker aller Couleur und Moderatoren im staatlich kontrollierten Fernsehen gegen die „Illegalen“ hetzen, ein Schimpfwort. Ein Marsch zu den Klängen einer Musikgruppe mit dem Namen „Hakenkreuz“, die dreist von einem judenfreien Russland und einem Hitler singt, „der die Juden zu Recht in die Hölle schickte“ und ein „Russland für die Russen“ fordert, ist gefährlich für den Vielvölkerstaat, der erst kürzlich den 225. Jahrestag der Anerkennung von Moslems als gleichberechtigten Staatsbürgern beging. Georgier, Angehörige der Turkvölker, Kaukasier und andere werden durch den „Russischen Marsch“, durch Äußerungen des liberaldemokratischen Vorsitzenden Wladimir Schirinowski, Kaukasier sollten bestraft werden, wenn sie mehr als zwei Kinder in die Welt setzen, die Jagd auf Migranten durch Nationalisten und Polizei in den russländischen Metropolen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Und der ach so tolerante Westen? Anstatt mit dem erhobenen Zeigefinger vor einem faschistischen Russland zu warnen, wäre dieser gut beraten, wenn er lieber mit eigenem guten Beispiel voranginge. Lampedusa, die menschenunwürdigen Zustände in Flüchtlingsunterkünften wie dem idyllischen Mönchengladbach, das Zurückschicken afrikanischer Flüchtlinge durch die europäische Abschiebemaschine FRONTEX im Mittelmeer sind Dreck vor der eigenen Haustür, den wir zuerst einmal beseitigen sollten. Was wir brauchen, ist eine Willkommenskultur für Flüchtlinge und Migranten. Eine derartige Kultur wird mehr auf Russland ausstrahlen als unser erhobener Zeigefinger, der vor dem intoleranten Russland warnt. 5 Nov 2013 ## AUTOREN (DIR) Bernhard Clasen ## TAGS (DIR) Russland (DIR) Ultrarechte (DIR) Nationalismus (DIR) Lampedusa (DIR) Polen (DIR) Russland (DIR) Russland ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Polnische Nationalisten randalieren: Eskalation am Nationalfeiertag Zum Unabhängigkeitstag liefern sich Nationalisten in Warschau Straßenschlachten mit der Polizei. Diese muss einen Angriff auf die russische Botschaft verhindern. (DIR) Ultra-Nationalisten in Russland: „Junge Menschen gegen Toleranz“ In Moskau und anderen russischen Städten wird gegen Ausländer demonstriert. Die Ultra-Nationalisten hatten allerdings mit mehr Teilnehmern gerechnet. (DIR) Ferner Osten Russland: Schenken und Nehmen „Nicht ein Rubel bleibt hier oben hängen“, sagt Wladimir Sujew. Der Ferne Osten Russlands bleibt sich selbst überlassen. Eine Reise mit der Eisenbahn.