# taz.de -- Konflikt in Kaschmir: Annäherung mit Gewalt beendet
       
       > Indien und Pakistan werfen sich gegenseitig vor, in Kaschmir Gewalt zu
       > schüren. Gründe für die Eskalation liegen auch in Afghanistan.
       
 (IMG) Bild: Alltag in Kaschmir: Waffen. Hier von einem indischen Soldaten.
       
       BANGKOK taz | Indien und Pakistan beschuldigen sich gegenseitig, die
       Waffenruhe entlang der Waffenstillstandslinie im geteilten Kaschmir
       verletzt zu haben. Indien hat in diesen Tagen wiederholt erklärt,
       pakistanische Truppen hätten indische Stellungen in der Jammu-Region unter
       Feuer genommen.
       
       Am Montag hatte Pakistan den indischen Hochkommissar einbestellt und
       erklärt, ein Zivilist sei durch indischen Beschuss getötet worden. Am
       Mittwoch starb nach pakistanischen Angaben ein 60-Jähriger durch indischen
       Mörserbeschuss.
       
       In der vergangenen Woche verschärften sich auch die Zusammenstöße zwischen
       den Truppen beider Staaten massiv. Bei einem Überfall auf einen indischen
       Posten wurden letzte Woche fünf Soldaten getötet.
       
       Indiens Regierung machte dafür pakistanische Kräfte direkt verantwortlich.
       „Es ist jetzt klar, dass eine Spezialistengruppe der pakistanischen Armee
       in den Angriff involviert war“, sagte Verteidigungsminister A.K. Anthony
       vor Abgeordneten in Delhi. „Wir alle wissen, dass nichts von der
       pakistanischen Seite aus geschieht ohne Unterstützung, Ermöglichung und
       direkte Mitwirkung der Behörden.“
       
       ## Gute Freunde unabdingbar
       
       Die anhaltenden Zusammenstöße gefährden die Annäherung beider Staaten, die
       Pakistans Premierminister Nawaz Sharif anzustreben scheint. Erst am Montag
       rief Sharif, der seit Juni zum dritten Mal im Amt ist, zu einem „Neuanfang“
       in den Beziehungen seines Landes zu Indien auf. Es sei „unabdingbar“, dass
       Indien und Pakistan „gute Freunde“ würden.
       
       Beide sollten „alle ungeklärten Streitfragen in freundlicher Weise und
       friedvoller Atmosphäre“ lösen. Wegen der wachsenden Spannungen steht ein
       geplantes Treffen Sharifs mit Indiens Premier Manmohan Singh bei der
       UN-Vollversammlung in New York im September auf der Kippe.
       
       Auffällig ist die zeitliche Nähe der Ereignisse. Schon einmal hatte
       Pakistans Armee eine Annäherung an Indien, die Sharif vorangetrieben hat,
       mit Gewalt beendet. Im Februar 1999 – als Sharif gerade zum zweiten Mal
       Premier war – verständigten sich beide Staaten unter anderem auf eine
       friedliche Lösung des Kaschmir-Konflikts. Kurz darauf zettelten Militante
       und pakistanische Soldaten einen Kleinkrieg in Kaschmir an. Danach putschte
       sich Pakistans Armeechef Pervez Musharraf an die Macht.
       
       ## Zusammenhang zu Afghanistan
       
       Die Aussicht auf eine Friedenslösung zwischen beiden Staaten war dahin –
       ganz im Sinne der Generäle: Sie begründen ihre herausgehobene Stellung
       stets mit der angeblichen Bedrohung durch Indien.
       
       Analysten sehen in der Gewalteskalation in Kaschmir auch einen Zusammenhang
       zu den Entwicklungen in Afghanistan. Die Sorge: Der dortige Abzug der
       meisten Nato-Truppen 2014 könnte Pakistans Militär und ausländische
       Kämpfer, die in Afghanistan auf Seiten der Taliban kämpfen, veranlassen,
       wieder stärker Indien ins Visier zu nehmen. Das geschah 1989 nach dem Abzug
       der Sowjets aus Afghanistan schon einmal.
       
       Hafiz Saeed, Mitgründer der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba, die unter anderem
       für die Terrorattacke auf Mumbai 2008 verantwortlich sein soll, drohte
       bereits im vergangenen Jahr dem indischen Magazin India Today mit einer
       Eskalation der Gewalt im indischen Teil Kaschmirs. Dort werde nach Abzug
       der ausländischen Truppen aus Afghanistan ein „bewaffneter Dschihad im
       großen Stil“ einsetzen.
       
       Schon jetzt haben Indiens Sicherheitskräfte Mühe, die Lage in Kaschmir zu
       kontrollieren. So wurden über Distrikte im Süden des Bundesstaates Jammu &
       Kaschmir Ausgangssperren verhängt. Bei Zusammenstößen zwischen Hindus und
       Muslimen wurden drei Personen getötet und 30 verletzt. Am Montag
       marschierte Indiens Armee in Kishtwar auf, der am stärksten von der Gewalt
       betroffenen Stadt.
       
       15 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sascha Zastiral
       
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