# taz.de -- Umweltministerium ohne Energiepass: Peinliche Panne
       
       > Ausgerechnet im Umweltministerium, das so gern Vorreiter für
       > Nachhaltigkeit sein will, vergisst man, die eigenen Gesetze zu befolgen.
       
 (IMG) Bild: Hat's irgendwie auch nicht gemerkt: der sonst so umtriebige aktuelle Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU).
       
       BERLIN taz | Norbert Röttgen war ganz schön stolz, als er im Juni 2011 den
       Umzug seines Bundesumweltministeriums in die Berliner Stresemannstraße
       feiern durfte – mit feierlicher Übergabe eines riesigen Holzschlüssels und
       viel PR-Prosa.
       
       „Als erste Bundesbehörde überhaupt“ werde man „in einem Niedrigenergie- und
       Passivhaus arbeiten“, triumphierten die Presseleute des damaligen
       Umweltressortchefs von der CDU. Der Dienstsitz, das komplett sanierte
       frühere preußische Landwirtschaftsministerium, sei „schon jetzt zum
       Modellprojekt geworden“ für „ökologisch nachhaltiges Bauen“.
       
       Nicht nur um den lange als Beinahekanzler gehandelten Röttgen ist es
       stiller geworden, auch an der Modellhaftigkeit des Neu- und Umbaus gab es
       Zweifel. Von Carsten Filges zum Beispiel. Der Diplom-Ingenieur für
       Wärmetechnik arbeitet beim Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises in der
       Bauabteilung, Bereich Energiemanagement. Ein Experte in Sachen
       Nachhaltigkeit. Aus purer Gewohnheit schaut er in Häusern gerne auf den
       Energiepass – die DIN-A4-große Tafel, auf der Energieverbrauch und
       CO2-Ausstoß vermerkt sind.
       
       ## Der Pass ist Pflicht, Pflicht, Pflicht
       
       In öffentlichen Gebäuden mit mehr als 1.000 Quadratmetern Größe ist es seit
       2009 Pflicht, sie im Eingangsbereich zu platzieren. Umso mehr stutzte
       Filges, der auch grüner Kreistagsabgeordneter ist, unlängst bei einem
       Besuch im Umweltministerium: „Wir sind herumgelaufen – und haben nichts
       gefunden!“
       
       „Da“, sagt er, „war ich sehr verwundert, dass die oberste Behörde, die das
       Gesetz gemacht hat, es nicht befolgt". Er finde es gut, dass das
       Umweltministerium mit Lehmbauwänden, Photovoltaikanlage, einer Wärmepumpe
       und Brennstoffzellen ausgestattet ist. Aber ohne Energieausweis könne das
       Haus, in dem heute Peter Altmaier (CDU) residiert, unmöglich seiner
       „Vorreiterrolle“ gerecht werden.
       
       Das hat nun auch das Ministerium gemerkt. Man habe die Aufhängpflicht
       schlicht übersehen, heißt es. Inzwischen hängt der beigefarbene Pass im
       Eingangsbereich. Die Werte sind gar nicht schlecht. Das 15.700 Quadratmeter
       große Gebäude verbraucht pro Jahr und Quadratmeter 67 Kilowattstunden.
       
       27 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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