# taz.de -- Kosten der Offshore-Verkabelung: Holländische Seeblockade
       
       > Der niederländische Staatskonzern Tennet warnt vor einem Scheitern
       > deutscher Offshore-Pläne. Er fordert mehr Sicherheiten beim Verkabeln von
       > Windmühlen im Meer.
       
 (IMG) Bild: Die Angestellten niederländischer Netzbetreiber freuen sich über zusätzliche Sicherungsleistungen bei deutschen Offshore-Anlagen.
       
       BERLIN taz | Unternehmen der Windbranche machen Druck auf die Politik, um
       bessere finanzielle Bedingungen beim Bau von Windparks auf dem Meer
       herauszuholen. Auch die Bundesnetzagentur weist daraufhin, dass die
       Beteiligung der Privathaushalte an den Kosten bislang zu gering sei. Würde
       sich diese Position durchsetzen, stiege der Strompreis für die Verbraucher
       weiter.
       
       Derzeit geht der Ausbau der Windparks auf Nord- und Ostsee langsamer voran
       als erhofft. Ein Grund dafür: Der Netzbetreiber Tennet kann die
       Kabelanschlüsse der Windparks nicht schnell genug fertigstellen. Das
       niederländische Staatsunternehmen hat vor Jahren einen Teil des deutschen
       Hochspannungsnetzes gekauft und ist verpflichtet, Windräder auf See zu
       verkabeln.
       
       Tennet-Vorstand Lex Hartmann führte die Probleme unter anderem auf eine
       ungünstige Regelung der Schadenshaftung zurück. Die Bundesregierung bürde
       den Unternehmen ein zu hohes Risiko für den Fall auf, dass Windparks nicht
       rechtzeitig angeschlossen würden. Wenn ein Windpark wegen fehlender Leitung
       keinen Strom liefern kann, muss Tennet künftig bis zu einer Höhe von 100
       Millionen Euro haften. So steht es in einem neuen Gesetzentwurf, der am
       Montag Thema im Wirtschaftsausschuss des Bundestages war.
       
       ## Aigner unter Beschuß
       
       „So scheitert die Energiewende, die Offshore-Energie stirbt“, sagte
       Hartmann. Seine Begründung: Wegen der hohen Eigenbeteiligung an der Haftung
       gelinge es Tennet nicht, weiteres Kapital bei externen Investoren zu
       mobilisieren. Hartmann dementierte Meldungen über eine Beteiligung des
       US-Unternehmens Anbaric. Außerdem würden sich die Lieferanten der
       Netztechnik – Siemens, ABB und Alstom – mit dem Bau der Leitungen
       zurückhalten. So gerate die Offshore-Windenergie zunehmend in Verzug, so
       Hartmann. Er kritisiert besonders Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU).
       Die hatte sich dafür eingesetzt, die Haftungsregeln zu verschärfen und
       Umwelt- und Wirtschaftsministerium davon überzeugt.
       
       Andere Unternehmen wie Siemens und der Verband der Energiewirtschaft
       schlossen sich der Tennet-Kritik an. Auch die Bundesnetzagentur sieht
       Tennet zu stark belastet und will private Stromkunden stärker belasten.
       Laut Gesetzentwurf sollen die Privathaushalte mit 0,25 Cent pro
       verbrauchter Kilowattstunde Strom diejenigen Haftungssummen mitfinanzieren,
       die über die Eigenbeteiligung von Tennet hinausgehen.
       
       „Die Deckelung der Umlage auf 0,25 Cent pro Kilowattstunde ist eindeutig zu
       gering angesetzt“, heißt es in der Stellungnahme der Netzagentur für die
       Anhörung. Trotz der Kritik gehen das Umwelt- und Verbraucherministerium
       nicht davon aus, dass der Gesetzentwurf zugunsten des Netzbetreibers
       verändert wird.
       
       22 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
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