# taz.de -- Kommentar DFB-Team: Hymnen schießen keine Tore
       
       > Was auch immer zu dem kuriosen 4:4 gegen Schweden geführt hat, an der
       > Hymne lag es nicht. Die lautesten Sänger machten die größten Fehler.
       
 (IMG) Bild: Per Mertesacker war nicht der einzige, der beim Singen eine bessere Figur machte als beim Spielen.
       
       Kaum hatte die deutsche Nationalelf im Juni das EM-Halbfinale gegen Italien
       [1][verloren], wussten einige, woran das gelegen hatte: „Die Stars mit
       Migrationshintergrund (Ausnahme Klose) bleiben generell stumm. Sie haben
       den deutschen Pass, aber verweigern die Hymne. Das kann’s nicht sein“,
       [2][fand] die Bild-Zeitung, und Fußballer von gestern (Franz Beckenbauer,
       Hans-Peter Briegel) [3][forderten] im Einklang mit Provinzpolitikern von
       heute (Volker Bouffier, Uwe Schünemann), sich ein Beispiel an den
       inbrünstig singenden Italienern zu nehmen.
       
       Dass diese Italiener im Finale von einer Mannschaft [4][zerpflückt] wurden,
       in der niemand mitsingt, weil es nichts zum Mitsingen gibt, die aber das
       [5][Maß aller Dinge] im Weltfußball darstellt, nämlich der spanischen, fiel
       manchen auf – Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich etwa, der sich gegen
       eine Hymnenpflicht [6][aussprach] –, anderen nicht. Zum Beispiel Peer
       Steinbrück nicht, der erst kürzlich wieder das Singen [7][forderte].
       
       Die Nationalelf aber ist zum Glück weiter. Sie hat sich unter Theo
       Zwanziger, Joachim Löw und Jürgen Klinsmann vom Rumpelfußball von einst
       befreit. Weder sieht sie deutsch aus, noch spielt sie deutsch – jedenfalls
       nicht im Sinne dessen, wofür der deutsche Fußball jahrzehntelang berühmt
       und gefürchtet war. Darum haben Löw und andere Verantwortliche des
       Deutschen Fußball-Bundes eine Hymnenpflicht auch als abwegig
       [8][zurückgewiesen].
       
       Interessant ist diese Debatte trotzdem, zeigt sie doch, wie es hierzulande
       um die demokratische Kultur bestellt ist. Staat und Gesellschaft haben ihre
       völkische Verfasstheit abgelegt.
       
       Aber die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen; ssobald irgendetwas
       schief läuft, finden sich noch immer ein paar [9][Knallchargen], die nicht
       begriffen haben, was eine freiheitlich-republikanische Nation von einer
       Volksgemeinschaft unterscheidet, in der es eben nicht reicht, dass jeder
       dieselben Rechte genießt und dieselben Gesetze einhält, sondern in der man
       Mitsingen und Mitschunkeln muss, um dazuzugehören.
       
       Wer will, soll diese musikalisch öde und historisch nicht ganz koschere
       Hymne mitsingen. Wer nicht, der lässt es. So oder so: Hymnen schießen keine
       Tore. Sie verhindern nicht mal welche. Stimmt doch, [10][Herr Badstuber]?
       
       17 Oct 2012
       
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