# taz.de -- Diskussion über Homo-Ehe: Schieben ist angesagt
       
       > Bundestagsabgeordnete diskutierten am Montag in Berlin über politische
       > Verantwortung und Initiativen in Sachen Homo-Ehe – und was die nächsten
       > Baustellen sind.
       
 (IMG) Bild: „Keine halben Sachen“ meint das gleichnamige Aktionsbündnis.
       
       Während sich England und Frankreich am Abend zu einem Unentschieden
       schwitzten, füllte sich der Festsaal des Rathaus Schöneberg bis zum Rand.
       Hier hier wurden jedoch „Keine halben Sachen“ gemacht. Was oft so lapidar
       dahin gesagt wird, meint das gleichnamige Aktionsbündnis mehr als ernst.
       Was die Einen fordern und die Anderen propagieren, hat sich nämlich der
       Gastgeber LSVD (Lesben - und Schwulenverband) als eindringlichen Slogan an
       die Fahnen geheftet.
       
       Die Anderen, das sind in diesem Fall Bundestagsabgeordnete aller Parteien,
       namentlich Renate Künast (Die Grünen), Michael Kauch (FDP), Sigmar Gabriel
       (SPD), Gregor Gysi (DIE LINKE) und Jens Spahn (CDU). Ines Pohl von der taz
       übernahm die Moderation und klopfte die PodiumsteilnehmerInnen auf deren
       Bereitschaft zu Verantwortung und Initiative in Sachen Homo-Ehe ab.
       
       Was umgangssprachlich gerne als „Ehe“ bezeichnet wird, ist rechtlich
       gesehen nämlich keine. Der seit 2001 möglichen, eingetragenen
       PartnerInnenschaft für homosexuelle Paare fehlt, im Vergleich zu seinem
       heterosexuellen Pendant, nebst den selbstverständlich eingeforderten
       Pflichten, die entscheidende Gleichstellung in Einkommenssteuer-,
       Adoptions- und Abstammungsrecht.
       
       Hinzu kommt: Wer seine Beziehung als eingetragene PartnerInnenschaft lebt,
       macht sie als eine Gleichgeschlechtliche sichtbar. Hinzu kommt eine
       Benachteiligung in Einkommenssteuerrecht, das heterosexuelle
       EhepartnerInnen unter dem Namen „Ehegattensplitting“ als Vorteil genießen
       und unüberwindbare bürokratische Hürden im Adoptionsrecht.
       
       ## Schritt für Schritt
       
       CDU-Abgeordneter Jens Spahn findet trotzdem: „Über die Entwicklung der
       letzten 10 Jahre könne man sich doch ruhig auch mal freuen“ und fürchtet
       eher die Überforderung seiner Fraktion und der Gesellschaft. Renate Künast
       forderte daraufhin mutiges, politisches Voranschreiten: „Politik hat die
       Aufgabe vorzulegen - jetzt ist Schieben angesagt!“
       
       Gemeinsam mit Sigmar Gabriel und Gregor Gysi pocht sie auf die „Öffnung des
       Ehebegriffs" und die dafür notwendige Grundgesetzänderung. Dieser Schritt
       entspräche viel eher dem Stand der gesellschaftlichen Entwicklung, meinte
       Gabriel: „Es geht nicht nur um Gesetzestechnik“. Michael Kauch bremste
       diese Wertedebatte und verweist darauf, was in dieser Koalitionsperiode
       noch möglich wäre: Schritt für Schritt an der Gleichstellung eingetragener
       PartnerInnenschaften arbeiten und auf die nächste Koaltionsperiode hoffen.
       Die Angleichung des Lohnsteuerrechts sei jedenfalls die nächste Baustelle,
       versprach er.
       
       Ob im stickigen Saal bloß heiße Luft geredet wurde, kommentierte das
       Publikum schon im Vorfeld treffend: „Jetzt hören wir uns einmal an, was die
       Großkopferten zu sagen haben und dann schauen wir mal...“ In diesem Sinne:
       „Walk the talk!“- geredet wird viel, aber lasst den Worten Taten folgen.
       
       12 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Laura Wösch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Abstammung
 (DIR) Homo-Ehe
       
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