# taz.de -- Dortmund gewinnt gegen Leverkusen: Solides Backwerk mit Sahnehäubchen
       
       > Borussia Dortmund kann Spiele auch ohne Spektakel gewinnen und ist längst
       > wieder Topfavorit auf den Meistertitel. Gegner Leverkusen richtet sich im
       > Mittelmaß ein.
       
 (IMG) Bild: Entscheidender Spieler: Shinji Kagawa schoss gegen Leverkusen das Siegtor für Borussia Dortmund.
       
       DORTMUND taz | Da ist die Phantasie vielleicht doch mit einigen
       durchgegangen. Man vergleiche ihn ja schon mit Messi, sagte ein Reporter
       nach dem Spiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag zu Shinji Kagawa. Der
       Japaner lächelte schüchtern und wandte den Blick ab.
       
       Auch Teamkamerad Sven Bender bescheinigte dem Kollegen Kagawa "brutale
       Qualität", am Ende aber war dieser einfach ein starkes Element eines ebenso
       brutal starken Kollektivs. Nur dass das entscheidende Tor, das der Japaner
       schoss, ein kleines Sahnehäubchen in einem Spiel war, das sonst viel
       solides Backwerk bot.
       
       Dennoch: Kagawa ist wieder in Meisterform, Borussia Dortmund ist
       meisterreif. Nicht erst mit diesem knappen 1:0-Sieg gegen Leverkusen muss
       Schwarz-Gelb als Titelkandidat Nummer eins gelten. Natürlich will sich in
       Dortmund wieder niemand für die Schale oder gar das Double interessieren.
       
       "Wir sind total glücklich mit der Situation und haben kein Problem damit,
       Erster zu sein", sagte Trainer Jürgen Klopp nach der Partie, "was aber
       andere von uns erwarten, interessiert uns nur am Rande." Klingt genau wie
       vor einem Jahr. Nach dem 15. Spiel ohne Niederlage in Serie schaut man beim
       Ligaprimus auf sich. Wenn man so auftritt wie zuletzt, reicht das auch
       völlig aus.
       
       ## Unter der Woche schonen, am Wochenende glänzen
       
       Es ist erstaunlich, wie souverän sich diese Mannschaft nach
       Startschwierigkeiten nun wieder als das Maß aller Dinge in der Bundesliga
       präsentiert. Noch erstaunlicher ist es, dass man das nach einem mühevollen
       Sieg in einem durchschnittlichen Spiel gegen Leverkusen konstatiert: Sie
       können auch Arbeitssieg, sie können auch ohne Mario Götze.
       
       Und bald können sie sich unter der Woche schonen, während die Konkurrenz
       aus München - wohl die einzige, die bleiben wird - alles daran setzen wird,
       das Champions-League-Finale in der heimischen Arena zu erreichen. Vieles
       spricht also dafür, dass die Meisterschale wieder am Borsigplatz in die
       Höhe gereckt wird.
       
       Die 80.000 Zuschauer sahen am Samstag ein zähes, taktisch geprägtes Spiel
       zweier gut organisierter Mannschaften. Der BVB war dabei von Beginn an
       spielüberlegen, drückte die Leverkusener in deren Hälfte. Den eigenen
       Sechzehner aber verteidigten die Gäste bis zum letzten Grashalm. So ergaben
       sich kaum Chancen. Möglich, dass die Leverkusener schon das
       Räume-eng-machen für das Champions League-Spiel gegen den FC Barcelona am
       Dienstag probten.
       
       Entsprechend viel Lob gab es für die kompakte Bayer-Abwehr: "Leverkusen hat
       wenig Chancen zugelassen, das war ein harter Gegner", sagte Matchwinner
       Kagawa. Die Borussia suchte die Lücke, fand sie meistens nicht. So schaffte
       sich der Japaner in der 45. Minute die Lücke kurzerhand selbst: Dem Haken,
       den er an der rechten Außenlinie schlug, konnte Bayer-Startelf-Debütant
       Bastian Oczipka nur staunend beiwohnen. Im Fallen zirkelte Kagawa den Ball
       ins lange Eck.
       
       ## Borussia bastelt an der Zukunft
       
       Nach den jüngsten Vertragsverlängerungen mit Jürgen Klopp und Michael Zorc
       (bis 2016) soll nun auch die mit der Führungsfigur Sebastian Kehl folgen.
       Die Zeiten stehen in Dortmund auf langfristigen Erfolg. Hält man sein
       Kollektiv beisammen, könnte eine wirklich große Epoche in Dortmund
       anstehen. Das wird sich im nächsten Jahr, so man den Kader sinnvoll um ein,
       zwei international erfahrene Spieler ergänzt, auch auf europäischer Ebene
       zeigen.
       
       Einer, der seinen Vertrag noch nicht verlängert hat, steht immer noch in
       den Katakomben des Dortmunder Stadions und beantwortet die nicht enden
       wollenden Fragen der Journalisten aus seiner Heimat. An die 40 japanische
       Ohren wollen natürlich auch etwas zu seiner Zukunft hören. "Von mir aus
       kann es so weitergehen bei der Borussia", wich Kagawa professionell
       nichtssagend aus.
       
       Sein Vertrag läuft bis 2013. Wollte die Borussia Geld für ihn bekommen,
       stünde ein Wechsel im Sommer an. England soll ihn angeblich reizen. Erstmal
       aber reist Kagawa in der nächsten Woche mit der Borussia nach Berlin. Dort
       wird man den Vereinsrekord von 16 Spielen ohne Niederlage aufstellen. So
       denn kein Wunder geschieht.
       
       12 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
       
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