# taz.de -- Schenkladen soll weg: Friedrichshainer Räumung, die zweite > Das Alternativprojekt Scharni29 wird teilgeräumt. Einfach den Schlüssel > übergeben werde man nicht, so die Nutzer. Die Polizei erwartet dennoch > "störungsfreien" Einsatz. (IMG) Bild: Umzug in Friedrichshain: Die Scharni hätt's nicht gewollt. Nach dem Ende des Hausprojekts Liebig 14 vor einem Monat steht Friedrichshain an diesem Donnerstag vor der nächsten Räumung eines Alternativprojekts. Das Erdgeschoss der Scharni 29, Hort eines kollektiv genutzten Wohnzimmers und eines "Schenkladens", soll geräumt werden. "Unkommentiert werden wir uns nicht räumen lassen", betont Silke Pflüger vom Verein Die Scharnwebers. Für 10.30 Uhr hat sich der Gerichtsvollzieher angekündigt, ab 10 Uhr wollen Unterstützer gegenüber dem Haus in der Scharnweberstraße demonstrieren. "Wir erwarten einige Solidarisierung", so Pflüger. Der Verein des ehemals besetzten Hauses ruft zu "vielfältigen Aktionen" auf. Die Polizei erwartet laut einer Sprecherin zwar einen "störungsfreien" Einsatz, man sei aber auf alle Eventualitäten vorbereitet. Genaue Einsatzzahlen wollte die Polizei nicht mitteilen. Anders als bei der Liebig-Räumung werden aber nur Berliner Beamte angefordert. Der Vermieter Gijora Padovicz hatte die seit 2006 laufenden Mietverträge gekündigt. Begründung: Die Räume im Erdgeschoss seien gewerblich, nicht zu Wohnzwecken genutzt worden. Padovicz bekam vor Gericht recht. Die Vereinsmitglieder, die in den oberen Etagen des Hauses wohnen, hatten Berufung eingelegt. Die Nutzung sei nichtkommerziell, der Wohnraummietvertrag ihnen aufgezwungen worden. Dass trotz laufenden Verfahrens geräumt werde, sei nicht korrekt, so Pflüger. Auch ein Vermittlungsversuch von Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) scheiterte. Bereits im Oktober waren Wohnräume in der ersten Etage des Hauses geräumt worden. Sie stehen seitdem leer. Letzten Samstag hatten 400 Unterstützer gegen die Räumung protestiert und in einem Demonstrationszug Inventar des Schenkladens in sein neues Domizil in einem Hausprojekt in der Jessnerstraße 41 getragen. Im Schenkladen konnte Gebrauchsgut kostenlos abgegeben und mitgenommen werden, im Wohnzimmer fanden Partys und Kinoabende statt. Für Mittwoch Abend war in der Scharni eine Abschiedsfeier angekündigt. "Wieder geht in Berlin ein Freiraum verloren", klagt Pflüger. Bei der Liebig 14 brauchte die Polizei fünf Stunden, um die letzten Bewohner aus dem Haus zu holen. Ob Ähnliches in der Scharni zu erwarten sei? Dazu sage man nichts, so Pflüger. "Einfach den Schlüssel übergeben werden wir aber nicht." 2 Mar 2011 ## AUTOREN (DIR) Konrad Litschko (DIR) Konrad Litschko ## TAGS (DIR) Padovicz (DIR) Hausprojekt ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Hausprojekt in Friedrichshain: Mieten bei den Besetzern Eigentümer Padovicz vermietet eine Wohnung im Hausprojekt Scharni 29. Dabei steht dem Bezirk das Belegungsrecht zu. (DIR) 25 Jahre Räumung der Mainzer Straße: Das ist immer noch unser Haus! Nach dem Mauerfall wurden in Ostberlin weit über 120 Häuser besetzt. Nur wenige von ihnen gibt es heute noch. Was ist von ihrem politischen Anspruch geblieben? (DIR) Scharni29 teilgeräumt: Geplatzte Träume Im Friedrichshain räumt die Polizei das Erdgeschoss des Alternativprojekts Scharni29. Die Bewohner wehren sich mit Luftballons und Konfetti. Das finden alle nett. (DIR) Räumungswelle rollt weiter: Liebig heißt jetzt Scharni Die Scharnweberstraße 29 soll teilgeräumt werden - der Eigentümer begründet den Rausschmiss mit Vertragsverletzung. Bürgermeister Schulz unterstützt das Hausprojekt in Friedrichshain.