# taz.de -- Sonntag-Ticker Castor-Protest Teil II: Ruhe an den Gleisen
       
       > Von der Blockade in Harlingen und dem Ende des Schotterns. Der
       > Live-Ticker vom Sonntagabend im Wendland.
       
 (IMG) Bild: Wichtigstes Utensil für die Nacht: warme Kleidung und Rettungsdecken
       
       23.50 Uhr: Ruhe an den Gleisen 
       
       Auf den besetzten Gleisen und Straßen vor Dannenberg und Gorleben ist es
       ruhig geworden. Die Verpflegung ist gut organisiert. Fast alle bleiben die
       Nacht über, schlafen auf Strohkissen oder Decken. Die Polizeigewerkschaften
       wollen den Castor-Zug nicht vor Montagmorgen im Hellen weiterfahren lassen.
       Eine offizielle Bestätigung fehlt aber.
       
       Bis kurz vor Mitternacht sind weiter viele Menschen aus der Ortschaft
       Harlingen zu den Blockierern geströmt. Fast alle haben Verpflegung dabei.
       Viele Atomgegner haben im Wald rund um die Schiene Holz gesammelt und
       entlang des Bahndamms Feuer entzündet. Die Polizei erleuchtet die Szenerie
       mit Flutlichtern.
       
       Der Live-Ticker auf taz.de wurde inzwischen eine halbe Million Mal
       angeklickt, um sich aktuell über die Proteste und die Polizeiaktionen im
       Wendland zu informieren. Das hat uns Redakteure sehr gefreut, nur der
       Server hatte nicht so richtig Spaß daran und ließ uns einige Mal im Stich.
       Unsere Webmaster sitzen zur Stunde noch an einer Problemlösung für
       Montagmorgen, wenn wir wieder in voller Reporterstärke vom Castor-Transport
       berichten werden. Die Nacht über werden wir in unregelmäßigen Abständen den
       Ticker aktualisieren.
       
       23.40 Uhr: Harms und BI fordern gewaltfreie Räumung 
       
       Rebecca Harms und die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg haben von der
       Einsatzleitung der Polizei eine gewaltfreie Räumung der Gleise gefordert.
       Da dies in der Nacht nicht möglich sei, sollte bis zum Morgengrauen darauf
       verzichtet werden. Auch zum Schutz der übermüdeten Polizisten. Die
       Einsatzleitung hat die persönlich überbrachte Forderung aufgenommen, sich
       aber nicht dazu geäußert, ob sie umgesetzt werden wird.
       
       Thomas Jungfer von der Deutschen Polizeigewerkschaft bestätigte gegenüber
       der taz, dass viele Polizisten schon länger als 24 Stunden im Einsatz seien
       und der Austausch mit neuen Kräften aus logistischen Gründen kaum möglich
       wäre. Hinzu komme die schlechte Verpflegungslage der Beamten. Jetzt müsse
       dafür erstmal eine Lösung gefunden werden, die er aber noch nicht parat
       habe.
       
       23 Uhr: Blockierer werden weiter versorgt 
       
       Harlingen, Km 188: Von der Volksküche auf der Essowiese bei Dannenberg
       haben es mehrere Fahrzeuge mit Verpflegung und Decken bis zu den Schienen
       geschafft, obwohl die Polizei die Blockierer umstellt hat. Die Teilnehmer
       auf den Gleisen werden über eine lange Menschenkette durch den Wald mit
       Strohsäcken, heißem Essen, Getränken und warmen Decken versorgt. Das hellt
       die Stimmung sichtlich auf. Viele Menschen schlafen aber schon dick
       eingemummelt im Gleisbett, die meisten schützen sich zusätzlich mit
       Rettungsdecken. Noch immer kommen treffen neue Blockierer ein. (taz)
       
       22.30 Uhr: Vokü bittet um Spenden 
       
       Die Volksküche (VoKü) braucht dringend Lebensmittelspenden für die
       Versorgung der Blockierer. Alles was leicht genung ist, um über die
       Absperrungen geworfen zu werden, ist besonders willkommen. Bitte alle
       Spenden an der Essowiese in Dannenberg abgeben. Auch die Volksküche in
       Harlingen bittet dringend um Gas, Decken, Thermoskannen, heißes Essen und
       Wasserkanister. (taz)
       
       22.08 Uhr: Polizeigewerkschaft bestätigt Zugstopp 
       
       Der Castor-Transport mit Atommüll ist nach Angaben der
       Polizeigewerkschaften bis mindestens Montagmorgen lahmgelegt, weil die
       Gleise blockiert und die Polizisten am Ende ihrer Kräfte sind. Der Zug
       wurde im wendländischen Dahlenburg mit Stacheldraht eingezäunt, sagte der
       Vorsitzende der Deutschen Polizei-Gewerkschaft, Rainer Wendt, am
       Sonntagabend der Nachrichtenagentur dpa weiter. Am Montag um 9 Uhr gebe es
       eine Einsatzbesprechung über das weitere Vorgehen. Auch die Gewerkschaft
       der Polizei bestätigte der dpa den Castor-Stopp. Eine offizielle
       Bestätigung gab es zunächst nicht. (dpa)
       
       22 Uhr: Genug Brennholz 
       
       Harlingen. Im Wald ist die Stimmung weiter gut, man bereitet sich auf das
       Übernachten vor. Man hat Glück, dass die Blockade im Wald ist - so gibt es
       zumindest an Brennholz keinen Mangel. Auch die Verpflegungssituation im
       Bezug auf Essen ist mittlerweile gut. Die Polizei wirkt fast etwas neidisch
       beim Anblick der Volksküchen. (taz)
       
       21.50 Uhr: "Wir sind unräumbar" 
       
       Xtausendmal quer erklärt, dass auf der Bahnstrecke ab Bahnkilometer 188
       mehr als 3000 Menschen direkt auf der Schiene sitzen.
       
       Jens Maggerl von Widersetzen sagte dazu: "Wir sind unräumbar! Die Blockade
       kann und darf nicht während der Dunkelheit geräumt werden. Rechts und links
       der Schiene gibt es steile Hänge, die Polizei kriegt die BlockiererInnen
       dort nicht hoch. Jetzt muss die Polizei
       
       besonnen bleiben! Die Politik trägt die Verantwortung für diese Situation
       und muss den Castor zurück fahren lassen. Der Castor kann heute Nacht nicht
       weiter rollen. Die Bundesregierung kann diese Atompolitik überhaupt nicht
       weiter treiben!" (Pressemitteilung)
       
       21.46 Uhr: Gefühl der Ohnmacht 
       
       "Der Castor ist dabei nur der Vorwand, der äußere Anlass, um auf die Straße
       zu gehen. Dahinter kommt ein tief empfundenes Gefühl der Ohnmacht zum
       Ausdruck, das sich mit einem abgrundtiefen Misstrauen gegen die Politik und
       einer kaum mehr zu behebenden Sprachlosigkeit zwischen Regierenden und
       Regierten paart. 61 Prozent der Bundesbürger lehnen die schwarz-gelbe
       Atompolitik ab, eine Mehrheit der Bevölkerung glaubt, dass Merke und Co
       ausschließlich die Interessen der Atomkonzerne bedienen." (Badische Neueste
       Nachrichten)
       
       21.43 Uhr Röttgen sieht Zusammenhang nicht 
       
       Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sieht laut der Agentur dapd die
       Endlagerung hochradioaktiver Abfälle "völlig unabhängig von der Frage der
       Laufzeitverlängerung" der deutschen Kernkraftwerke. Seit über 40 Jahren
       werde in Deutschland Kernenergie genutzt und daraus Strom erzeugt. "Und
       daraus fallen Abfälle an aus der Vergangenheit und darum haben wir eine
       Verpflichtung aus vorangegangenem Tun", sagte Röttgen am Sonntagabend in
       der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".
       
       Röttgen sagte weiter, er könne die Proteste im Wendland gegen den
       Castor-Atommülltransport zur bis zu einer bestimmten Grenze verstehen. "Wir
       haben das Recht jedes Bürgers zu demonstrieren für die Zwecke, die er für
       richtig hält, aber für Gewalttätigkeiten als Mittel der politischen
       Auseinandersetzung habe ich in der Tat kein Verständnis", fügte der
       Minister hinzu. (dapd)
       
       21.33 Uhr: Polizei bestätigt Einzäunung des Zugs 
       
       Polizei-Pressestelle bestätigt, dass der Zug in Dahlenburg steht und dort
       mit Stacheldraht gesichert wird. Daraus lasse sich jedoch nicht schließen,
       so ein Sprecher, dass der Zug dort über Nacht bleibe. Es sei lediglich eine
       zeitlich begrenzte Aktion.
       
       Die Polizei beginnt derzeit die Blockade im Wald bei Harlingen mit einer
       Kette einzukreisen, um keine weiteren Leute zu den Schienen zu lassen.
       (taz)
       
       21.28 Uhr: Reparatur-Zug hat Brücke überfahren 
       
       Die Räumung der Oldendorfer Brücke ist beendet und das zum Teil recht
       rabiat, wenn auch noch im Rahmen. Die Strecke ist derzeit frei, der
       Reparaturzug ist mittlerweile an der zuvor blockierten Stelle
       vorbeigefahren. Der Castorzug selbst ist nicht in Sicht. (taz)
       
       21.20 Uhr: Castor-Zug außerhalb von Dahlenburg 
       
       Greenpeace meldet, dass der Castor-Zug unverändert außerhalb von Dahlenburg
       steht. Allerdings mit laufendem Motor.
       
       21.12 Uhr: Ratlose Polizei? 
       
       Harlingen. Per Megafon verkündet ein Sprecher, dass die Polizei ratlos sei,
       wie man die Schienenblockade verhältnismäßig räumen soll. Außerdem
       verspricht er mehr Stroh und warmes Essen.
       
       21.06 Uhr: Initiative "Castor schottern" zufrieden 
       
       Dannenberg. Die Initiative „Castor schottern“ hat ihre heutigen
       Protestaktionen als Erfolg bewertet und das Vorgehen der Polizei gegen
       Demonstranten als „maßlos“ bezeichnet. „3.000 bis 4.000 Menschen waren an
       den Schienen, viele haben trotz eines massiven Polizeiaufgebots wenigstens
       für kurze Zeit geschottert“, sagte die Sprecherin der Gruppe, Hanna
       Spiegel, am Abend vor Journalisten.
       
       20.54 Uhr: Castor-Zug über Nacht in Dahlenburg? 
       
       Auf Twitter und vor Ort häuft sich die Nachricht, der Castor-Zug werde im
       Bahnhof Dahlenburg mit Nato-Stacheldraht umzäunt und dort über Nacht stehen
       bleiben.
       
       Auch viele Blockierer machen sich zum Schlafen bereit. Der 17-jährige
       Johann hat sich fünf Pullover übereinander gezogen und ist sich sicher, die
       Nacht so zu überstehen. Er sagt: "Die Schule fällt morgen aus." (taz)
       
       20.50 Uhr: Oldendorfer Brücke wird geräumt 
       
       An der blockierten Brücke bei Oldendorf werden die mittlerweile knapp 80
       Leute auf den Gleisen von der Polizei weggetragen. Die Demonstranten singen
       dabei die ganze Zeit "Marmorstein und Eisen bricht, aber unser, unser
       Widerstand nicht." Die Einsatzkräfte geben an, noch nicht so lange im
       Einsatz zu sein, wie es von anderen Stellen bisweilen zu hören war.
       
       Auch die Polizisten in einem der Einsatzwagen unweit der Schienenblockade
       bei Harlingen lesen interessiert den Live-Ticker auf taz.de, um sich zu
       informieren. Schöne Grüße an dieser Stelle! (taz)
       
       20.30 Uhr: Claudia Roth unterstützt Gleisblockierer 
       
       Gleisblockade Harlingen. Rebacca Harms sagte nach ihrem Gespräch mit dem
       Einsatzleiter der Polizeikräfte gegenüber der taz: "Wenn die Polizei diese
       Zusage einhalten will und alle Menschen hier wegtragen will, dann wird sie
       an die Grenzen ihrer Einsatzfähigkeit kommen." Ob eine Räumung mit der
       derzeitigen Mannstärke überhaupt möglich ist, scheint fraglich. Inzwischen
       ist auch Grünen-Chefin Claudia Roth zu den Aktivisten dazugestoßen. (taz)
       
       20.20 Uhr: Aufforderung zum Räumen bejubelt 
       
       Der SprecherInnen-Rat gibt an der Straßenblockade in Gorleben gerade
       bekannt, dass die Polizei räumen möchten. Die Versammlung sei offiziell
       aufgelöst. Dies bedeutet jedoch keinenfalls, dass eine Räumung tatsächlich
       bevorsteht. Das Verfahren war auch bei vergangenen Transporten üblich. Die
       Demonstranten haben die Aufforderung mit Jubel beantwortet und machen keine
       Anstalten zu gehen. In kürze gibt es einen juristischen Workshop. (taz)
       
       20.10 Uhr: Polizei schätzt bis zu 5.000 Blockierer 
       
       Harlingen. Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im
       Europa-Parlament, verhandelt am Rande der großen Blockade im Wald westlich
       von Harlingen mit dem Einsatzleiter der Polizei und versucht, ihn von der
       Friedlichkeit der Sitzblockierer zu überzeugen. Der Einsatzleiter kündigt
       an, dass die Auflösung durch Wegtragen und ohne Gewalt passieren soll,
       soweit alles friedlich bleibt. Wann die Räumung beginnt ist noch unklar.
       Die Polizei vor Ort scheint nicht genug Personal zu haben, zudem sind viele
       von ihnen völlig übernächtigt. Der Einsatzleiter schätzt die Zahl der
       Demonstranten auf 4000 bis 5000. (taz)
       
       19.55 Uhr: Wird Castor-Transport verschoben? 
       
       Gegenüber der taz erklärt ein Polizeisprecher am Rande der Blockade in
       Harlingen, dass es derzeit nicht so aussehe, dass der Castor die Strecke
       heute noch schaffe. Die Einsatzkräfte seien absolut nicht Herr der Lage.
       Das könnte auch Aussagen Dritter zufolge an den Bauern liegen, die mit
       ihren Treckern die Zufahrtswege für den Nachschub weiter blockieren. (taz)
       
       19.45 Uhr: Polizei mit Nachschubproblemen? 
       
       Oldendorf Brücke: Es gibt nun auch eine Schienenblockade mit Strohballen
       und etwa 60 Personen. Die Polizei macht zunächst nichts, hat aber auch
       Probleme, da die Traktoren die umliegenden Dörfer und Zufahrtsstraßen
       versperren. Damit könnte die Polizei ein ernstes Nachschubproblem bekommen.
       Aktuell sind nur etwa ein Dutzend Polizisten an den Gleisen, aber es gibt
       weitere auf der Brücke. Wenn diese Räumen sollten, müssten sie jedoch die
       Brücke den Demonstranten freigeben.
       
       Einige der Einsatzkräfte sind zudem seit 24 Stunden auf den Beinen. Aus
       Seelsorger-Kreisen wird vermutet, dass der Castor über Nacht abgestellt
       wird, da die Einsatzkräfte ausgetauscht werden müssen. Dies sind aber
       bislng nur Mutmaßungen. Zudem stellt sich die Frage: Wo das passieren
       sollte? (taz)
       
       19.38 Uhr: Polizei will lautere Musik 
       
       Blockade vor dem Zwischenlager Gorleben: Etwa ein Drittel der Leute haben
       sich auf der Straße hingelegt, weil es kalt ist und viele erschöpft sind.
       Für diejenigen, die in Feierlaune sind, hat der DJ eine nette Durchsage
       parat. Die Polizei habe ihn nämlich gebeten, die Musik lauter zu machen.
       Dieser Forderung ist er gerne nachgekommen. (taz)
       
       19.33 Uhr: Polizei löst kleine Blockaden auf 
       
       Im Wald bei Harlingen sind tausende Demonstranten. An der großen Blockade
       brennen Feuer. Östlich davon gibt es mehrere kleine Blockaden, die jetzt
       von der Polizei aufgelöst werden. Die Beamten tragen einen nach dem anderen
       von den Gleisen. Die Blockierer gehen ein Stück weiter und setzen sich
       wieder auf die Schienen. Die Polizei kommt auch hier mit größeren Fahrzeuge
       erstmal nicht heran. (taz)
       
       19.27 Uhr: "Frühstück auf dem Gleis" 
       
       Harlingen: Ellen, Markus, Marke, Steffi und Daniel sitzten seit elf Uhr am
       Morgen auf den Gleisen. Gerade haben sie ein Wurstbrot verspeist, das die
       Solidaritätsgemeinschaft durchgereicht hat. Die Stimmung ist super, sagt
       der 30-jährige Markus. Und er ist optimistisch: "Morgen früh gibt es
       Frühstück auf dem Gleis." (taz)
       
       19.20 Uhr: Polizei Schwierigkeiten mit Gelände 
       
       Die Polizei bereitet nun Räumung der Sitzblockade westlich von Harlingen
       vor. Die Blockierer haben Lagerfeuer gemacht und sich zu Essen geholt. Die
       Polizei baut Scheinwerfer auf, hat aber große Probleme, da es mitten im
       Wald ist und sie nur schwer ihre Leute und vor allem das schwere
       Einsatzgerät dorthin bekommt. Deshalb wird es wohl noch einige Zeit dauern,
       bis tatsächlich geräumt wird. (taz)
       
       19.10 Uhr: Bedrohliche Stimmung 
       
       Besetzte Schienen bei Harlingen: Die Polizei steht auf beiden Seiten
       Spalier. Die Menge schreit "Abschalten, Abschalten" in die Nacht. Die
       Stimmung wirkt bedrohlich. (taz)
       
       19 Uhr: Castor steht vor Dumstorf 
       
       Xtausendmal quer meldet, der Reparatur-Zug würde bei Dumstorf vor einer
       Blockade stehen. Dahinter auf der Strecke der Kontrollzug, dann der
       eigentliche Castor-Zug. Angeblich sollen inzwischen 5.000 Demonstranten die
       Gleise bei Km 188 besetzen.
       
       18.40 Uhr: Polizei will Gleise räumen 
       
       Laut einer Meldung von Xtausendmal quer hat die Polizei angekündigt, die
       Gleise bei Harlingen zu räumen. Die Blockaden seien jetzt ausgeleuchtet.
       Der Castor-Zug nähert sich weiter Dannenberg. Vor dem Zug soll ein
       Reparaturzug unterwegs sein, um durch das Schottern beschädigte Strecke zu
       reparieren.
       
       Ein taz-Redakteur ist bei den Gleisblockieren bei Pussade - mitten im
       dunklen Wald. Dort ist nichts ausgeleuchtet. Die Stimmung ist leicht
       gespenstig, weil man nichts sehen kann außer gelegentliches Licht von
       Taschenlampen und man nicht weiß, wo die Polizei ist. Sie bewegt sich laut
       Gerüchten langsam auf die Demonstranten zu. Im weiträumigen Umfeld gibt es
       größere Polizeibewegungen. (taz)
       
       18.30 Uhr: In Hitzacker noch keine Räumung 
       
       Richtung Hitzacker stehen rund 200 Polizisten an den Gleisen. An der
       Blockade laufen immer mal wieder vereinzelte Einsatzkräfte vorbei. Es wirkt
       derzeit nicht so, als stehe eine akute Räumung bevor. Die Sitzblockade ist
       auch noch nicht eingekesselt, weshalb eine Räumung aktuell nicht möglich
       ist. Derzeit ist alles frei zugänglich. Es sind überwiegend junge Leute auf
       den Gleisen, aber auch ältere sind dort. Einige kleine Kinder sind in
       Begleitung ebenfalls bei der Blockade dabei. (taz)
       
       18.20 Uhr: "Gänsehaut-Feeling" bei Sitzblockade 
       
       Sitzblockade bei Harlingen. Es ist eine schöne Abendstimmung. Die Blockade
       findet in einem kleinem Tal statt, das komplett besetzt ist. Die Volksküche
       ist mittlerweile auch hier angekommen. Es gibt mehrere Lagerfeuer und es
       herrscht "Gänsehaut-Feeling".
       
       Auf den Gleisen sind viele Menschen unterwegs. Wegen der Dunkelheit ist es
       schwer zu sagen, wie viele Personen es sind. Es gibt einen steten Strom
       zwischen Ort und Blockade. Einige waren in die Camps zurückgegangen, um
       ihre Schlafsachen zu holen und kehren gerade zurück. (taz)
       
       18.10 Uhr: Videobeweis zu Polizeigewalt 
       
       Auf der Internetplattform youtube.com ist ein Video eingestellt worden, das
       einen Polizisten zeigt, der einen am Boden liegenden Demonstranten
       [1][mehrfach ins Gesicht schlägt], weil er den Schienenstrang nicht
       loslassen will.
       
       18.05 Uhr: Gleisblockierer vor Räumung 
       
       Am Ortseingang Harlingen kommt es zu massiven Bewegungen von EInsatzkräften
       der Polizei. Sie ziehen Richtung der besetzten Gleise. Dabei sind auch
       Wasserwerfer und Krankenwagen. (taz)
       
       18 Uhr: Blockade an der Brücke Oldendorf 
       
       In der Nähe des Ortes Oldendorf an der Göhrde haben Demonstranten eine
       Straßenblockade errichtet, um die Polizeiarbeiten zu behindern. Etwa 40 bis
       50 Leute blockieren die Zufahrt zur Brücke der B 216 über die Zugstrecke,
       die der Castor nehmen muss, haben Stroh ausgeschüttet und sich darauf
       gesetzt. Die Brücke selbst wird jedoch von der Polizei kontroliert. Die
       Demonstranten singen "Wehrt euch, leistet Widerstand". An beiden Seiten
       staut sich der Verkehr. Die Polizei berät, was sie tun soll. (taz)
       
       17.55 Uhr: "Abschalten" 
       
       Straßenblockade bei Gorleben: Es hat sich ein Musikwagen aufgebaut, viele
       Leute tanzen, auch um sich warm zu halten. Mittlerweile ist es deutlich
       kälter geworden, man sieht den eigenen Atem. Es sieht so aus, als würden
       weitere Leute dazu kommen. Als die Musik eine Pause einlegt, stimmen die
       Demonstranten Sprechchöre an. Immer wieder rufen sie "Abschalten!" (taz)
       
       17.50 Uhr: Essen für die Sitzblockade 
       
       Im Ort Harlingen ist die Stimmung gut, gerade ist eine Art Volksfest zu
       Ende gegangen. Große Töpfe mit Essen werden zur Sitzblockade gebracht. Im
       Ort hört man Elektromusik, die von der Sitzblockade auf der Strecke zu
       kommen scheint.
       
       In Harlingen selbst ist vereinzelt Polizei unterwegs, die jedoch entspant
       wirken. An einigen Stellen haben Einwohner Feuerschalen herausgestellt,
       auch Sitzmöbel stehen draußen. Es gibt ein stetiges Kommen und Gehen. In
       dem kleinem Ort gibt es viele Autos mit Dannenberger Kennzeichen. (taz)
       
       17.40 Uhr: Gleise bei Wendisch Evern besetzt 
       
       Bei Twitter wird gemeldet, dass 200 Menschen bei Wendisch Evern, südöstlich
       von Lüneburg, auf den Gleisen unterwegs sind.
       
       17.15 Uhr: Castor hat Lüneburg verlassen 
       
       Jetzt ist es offiziell: Der Castor-Transport hat sich laut der Agentur dpa
       auf die letzte Etappe ins niedersächsische Wendland gemacht. Am späten
       Sonntagnachmittag verließ der Zug mit den elf Atommüll-Behältern den
       Lüneburger Bahnhof und fuhr nach etwa einstündigen Rangierarbeiten in
       Richtung Dannenberg weiter. Dort war am Abend die Umladung der Castoren auf
       Lastwagen geplant, die sie ins 20 Kilometer entfernte Zwischenlager
       Gorleben bringen sollten.
       
       Der Transport lag beim Verlassen Lüneburgs nach Angaben von Greenpeace
       bereits mehr als elf Stunden hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück.
       Kernkraft-Gegner hatten den Zug nördlich von Celle ein weiteres Mal mit
       einer Gleisblockade aufgehalten. Zuvor hatten schon Proteste in Frankreich
       und Hessen für Verspätungen gesorgt. (dpa)
       
       Laut Fahrplan und ohne Blockaden wäre er gegen 20 Uhr in Dannenberg.
       
       17.10 Uhr: Schotter-Teams zurück im Camp Köhlingen 
       
       Alle Schotter-Teams sind zurückgekehrt. Die Leute essen und wärmen sich an
       Feuertonnen. Der Berliner Schotterer Jens Friedrich sagt: "Wir haben
       gezeigt, dass es möglich ist, bis zu den Gleisen zu kommen. Jetzt müssen
       wir beim nächsten Mal nur mehr sein."
       
       Bei Grünhagen/Harlingen sind laut Xtausendmal quer 2.000 Leute auf den
       Schienen. Über Twitter werden 5.000 gemeldet. Um 17 Uhr wurde die
       Versammlung von der Polizei per Lautsprecheransage "formal aufgelöst". Die
       Demonstranten bleiben jedoch trotz der Aufforderung zu gehen weiter auf der
       Schiene. Die Polizei ist massiv präsent.
       
       17 Uhr: HNA: "Das war erst der Anfang" 
       
       "31 Jahre, nachdem der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht
       (CDU) seine Atomendlager-Pläne für Gorleben als "politisch nicht
       durchsetzbar" aufgeben musste, hat sich die Stimmung im Land gegen die
       Atomkraft eher noch gefestigt. Eine Frage solchen Kalibers wieder
       aufzureißen - dafür braucht es mehr als knappe Mehrheiten; es braucht einen
       breiten gesellschaftlichen Konsens. Der aber fehlt. Die
       Anti-Atomkraftbewegung wird ihre volle politische Wirkung erst noch
       entfalten. Die Proteste am Sonntag waren nur der Anfang." Zitat aus der
       [2][Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung] (HNA).
       
       16.54 Uhr: Blockade Gorleben bereitet sich auf Nacht vor 
       
       An der Blockade vor dem Zwischenlager in Gorleben bereiten sich die Leute
       gerade auf die Nacht vor, decken sich mit silbernen und goldenen
       Wärmedecken sowie Stroh ein. Es wird langsam kälter und es ist leicht
       feucht. Die Volksküchen sind aufgebaut. Es gibt Brot mit Kichererbsen und
       Gemüseaufstrich, sowie eine Gemüsesuppe, die die Aktivisten gegen eine
       kleine Spende anbieten. Eine Band spielt Rock-Musik. Es sind etwa 1.500
       Leute vor Ort, weitere kommen ständig hinzu. Entlang der Blockade stehen
       bislang nur vereinzelt Polizisten herum, teilweise mit Pferden.
       
       16.50 Uhr: Schotterer lassen Polizisten heim 
       
       Camp Metzingen. Die rund 1.000 Schotterer, die sich am frühen Morgen aus
       dem Camp in Richtung Schiene auf den Weg gemacht haben, sind nach ihrer
       rund neunstündigen Aktion wieder in das Camp zurückgekehrt. Auf einer
       Deligiertenkonferenz soll nun das weitere Vorgehen beraten werden.
       
       Auch die Polizeikräfte aus Hessen und NRW, die ihnen gefolgt waren, ziehen
       ab. Auf dem Rückweg sind sich beide Gruppen begegnet. Einige Demonstranten
       versuchten eine kleine Sitzblokade bei Harlingen, mit der Sie die Polizei
       blockieren wollten. Die Polizisten baten sie, den Weg frei zu machen: Sie
       seien bereits 25 Stunden im Einsatz und wollten nur noch heim: "Das wollt
       ihr doch auch." Daraufhin gaben die Demonstranten die Straße wieder frei.
       (taz)
       
       16.40 Uhr: Polizeigewerkschaft spricht von neuer Gewaltstufe 
       
       Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hat
       angesichts der Proteste gegen den Castor-Transport nach Gorleben von einer
       "neuen Stufe der Gewalt" gesprochen. Es sei kaum zu begreifen, dass
       Menschen Polizeifahrzeuge anzündeten, während die Beamten noch darin säßen,
       sagte Freiberg der Rheinischen Post vom Montag. "Das muss geplant und
       vorbereitet worden sein." Damit würden sich die Befürchtungen, dass
       "linksextremistische Kreise" Proteste gegen den Castor-Transport zunehmend
       für ihre Zwecke missbrauchten, bewahrheiten. (afp)
       
       +++ [3][Zum Sonntags-Ticker Teil 1] +++
       
       Die anderen Ticker:
       
       [4][Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 2] 
       
       [5][Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 1] 
       
       [6][Freitag-Ticker (5.11.)]:
       
       ***
       
       Zum Live-Ticker: 
       
       Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund
       um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter: 
       
       Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul,
       Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise
       Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz
       berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt. 
       
       In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Frauke Böge, Carl Ziegner, Thomas
       Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg
       
       8 Nov 2010
       
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