# taz.de -- Kölner Stadtarchiv: Zu wenig Stahlbügel verbaut
       
       > Der U-Bahn-Bau allein ist nicht die Ursache für den Einsturz des Archivs.
       > Beim U-Bahn-Bau wurden Unterlagen gefälscht. Es fehlen Stahlbügel, man
       > vermutet Diebstahl durch Arbeiter.
       
 (IMG) Bild: Sollen die zur Stabilisierung erforderlichen Stahlbügel gestohlen haben: Arbeiter der Kölner Stadtbahn.
       
       KÖLN taz | Am Ende bleibt immer noch der Galgenhumor: Im Motivwagen auf dem
       Karnevalszug klaut in der Baugrube ein Dieb die stabilisierenden
       Eisenbügel, während sich drei Affen als Vertreter der Kölner
       Verkehrsbetriebe (KVB), der Gutachterzunft und der Stadt Köln mit der
       Aufschrift "Aussitzen" auf dem Trümmerberg des eingestürzten Stadtarchivs
       niedergelassen haben.
       
       Um kurz nach 10.30 Uhr setzte sich am Rosenmontag der Karnevalszug mit über
       100 Fest- und Persiflagewagen in Bewegung. Auch wenn sie auf ihrem Weg zum
       Dom einen großen Bogen um die Unglücksstelle am Waidmarkt machten,
       beschlich manche Jecken doch ein flaues Gefühl angesichts der jüngsten
       Enthüllungen über den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn.
       
       Zwar steht die genaue Ursache des Unglücks, das vor knapp einem Jahr zwei
       Menschen das Leben kostete, immer noch nicht fest. Als sicher gilt aber,
       dass das Milliardenprojekt Bahn, das direkt am Stadtarchiv entlangführt,
       mit dem Einsturz zu tun hatte.
       
       Inzwischen verstärkt sich der Verdacht des organisierten Betrugs bei dem
       umstrittenen U-Bahn-Bau. Nach Informationen des Kölner Stadt-Anzeigers sind
       mittlerweile falsche Vermessungsprotokolle für 28 Schlitzwandlamellen der
       Gruben Waidmarkt, Heumarkt und Rathaus entdeckt worden. Es sei nahezu
       auszuschließen, dass es sich dabei um ein bloßes Versehen handeln könne.
       
       "Für uns sieht das nach einer systematischen Fälschung aus", zitiert das
       Blatt einen an den Ermittlungen beteiligten, namentlich nicht genannten
       Insider. In den Dokumentationen seien die Daten für die Stützmaßnahmen der
       Wandabschnitte nicht nur vertauscht, sondern offensichtlich gezielt
       manipuliert worden. Wegen der zahlreichen falschen Protokolle ermittelt die
       Staatsanwaltschaft gegen drei Mitarbeiter von Bauunternehmen.
       
       Als Lamellen werden die einzelnen Abschnitte einer Schutzwand bezeichnet,
       die das seitliche Eindringen von Grundwasser in die Baugrube verhindern
       sollen. Bereits an Weiberfastnacht hatten Stadt, KVB und die für den
       Bauabschnitt zuständige Arbeitsgemeinschaft (Arge) Los Süd, an der die
       Baufirmen Bilfinger Berger, Wayss & Freytag und Ed Züblin beteiligt sind,
       einräumen müssen, dass die Bewehrung von zwei untersuchten Lamellen "nicht
       ordnungsgemäß" ausgeführt wurde:
       
       "Die Untersuchung ergab, dass an diesen beiden Lamellen zum Teil nur 17
       Prozent der vorgesehenen Stahlbügel verbaut wurden." Arbeiter sollen die
       zur Stabilisierung der Schlitzwände erforderlichen Stahlbügel gestohlen und
       das Metall anschließend an einen Schrotthändler verkauft haben.
       
       Als Ursache für den Archiveinsturz am Waidmarkt im März 2009 kommen die
       fehlenden Bügel nach bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zwar
       nicht infrage. Allerdings prüft sie nun, auch wegen Baugefährdung zu
       ermitteln. Selbst wenn derzeit keine Gefahr bestehe, könnte es
       strafrechtlich relevant sein, wenn zu einem früheren Zeitpunkt eine
       Gefährdung bestanden habe.
       
       16 Feb 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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