# taz.de -- Die Wahrheit: „Mit eisernem Besen!“
       
       > Das Wahrheit-Interview: Ein Gespräch mit Hartmut El Kurdi, dem möglichen
       > Nachfolger des zurückgetretenen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter.
       
       Praktisch aus dem Nichts ist allen potenziellen Nachfolgern des scheidenden
       Fifa-Präsidenten Joseph Blatter ein Konkurrent erwachsen: Der
       kosmopolitische und mit einem soliden Migrationshintergrund ausgestattete
       Schriftsteller Hartmut El Kurdi (Jahrgang 1964) will Sepp Blatters
       Hausmacht „endgültig zerschmettern“ und „ganz andere Saiten aufziehen“.
       Heute stellt sich Hartmut El Kurdi den kritischen Fragen der taz. 
       
       taz: Herr El Kurdi, in einem Interview mit Bravo Sport haben Sie erklärt,
       dass Sie als Fifa-Präsident „mit eisernem Besen kehren“ und
       Fehlentscheidungen rückgängig machen wollen. Wie dürfen wir das verstehen? 
       
       Hartmut El Kurdi: Es ist mein fester Entschluss, die nächsten drei
       Weltmeisterschaften an Jordanien zu vergeben, denn dort bin ich geboren. Im
       Übrigen sehe ich nicht ein, weshalb nur alle vier Jahre WM ist. Was soll
       der Quatsch? Als Fifa-Präsident werde ich bis 2022 jährlich zwei bis drei
       Weltmeisterschaften in Jordanien ausrichten lassen.
       
       Nebenbei wollen Sie die Korruption in der Fifa, wie Sie gesagt haben, „mit
       Feuer und Schwert bekämpfen“ … 
       
       Ich denke da im Grunde nur an die öffentliche Auspeitschung bestechlicher
       Funktionäre, aber auch an die Verurteilung zum Tragen von
       Sepp-Blatter-Masken. Bis in den Freizeitbereich hinein. Angestellte, denen
       die Gefahr droht, dass sie ihrer Familie abends als Sepp-Blatter-Double
       gegenübertreten müssen, sind gegen Versuchungen gefeit.
       
       Und was qualifiziert Sie zum Amt des Fifa-Präsidenten? 
       
       Ich interessiere mich für Fußball und habe sogar einmal ein Autogramm von
       Horst-Dieter Höttges bekommen.
       
       Könnten Sie unseren Lesern kurz erklären, wer das ist? 
       
       Horst-Dieter Höttges, na, der spielte, doch für, warten Sie …
       
       War der nicht bei Gladbach? 
       
       Stimmt. Aber dann ganz lange beim VfL Bochum. Nein, bei Werder Bremen!
       
       Und in der Uwe-Seeler-Traditionself. Gibt‘s die eigentlich noch? 
       
       Ja. Aber nicht mehr lange. Als Präsident der Fifa werde ich zu diesem Thema
       ein klärendes Gespräch mit dem Uwe führen. Und übrigens auch mit dem Franz.
       Es müssen viele alte Zöpfe abgeschnitten werden.
       
       Ihr radikalster Vorschlag ist das Spiel mit drei Bällen …
       
       Das hätte eine sehr belebende Wirkung. Tempo und Action an drei Stellen
       gleichzeitig statt nur an einer einzigen. Was spricht dagegen? Im Circus
       Maximus gings auch an mehreren Stellen rund, ohne dass es jemanden gestört
       hätte.
       
       Außerdem haben Sie angeregt, Spielfelder mit einem Gefälle von 23 Prozent
       einzurichten. Warum? 
       
       Wenn die eine Mannschaft bergauf und die andere bergab spielt, eröffnen
       sich völlig neue Möglichkeiten für die Angreifer. Und nach der Halbzeit
       wird wie eh und je getauscht. Ebene Spielflächen sind in der globalisierten
       Welt nicht mehr zeitgemäß.
       
       Nach Expertenschätzungen müssten dafür weltweit mehr als neunzig Millionen
       Fußballstadien umgebaut werden. Wer soll das bezahlen? 
       
       Joseph Blatter.
       
       Weshalb sollte er das tun? 
       
       Sagen wir es so: Ich weiß ein paar Dinge über sein Geschäftsgebaren, die
       ich nicht an die große Glocke hängen werde, wenn er sein Privatvermögen für
       die Umrüstung der Stadien opfert und sich zu einem Wohnungstausch mit mir
       bereiterklärt. Er hat ja nun wahrlich lange genug in Saus und Braus gelebt,
       und auf seine alten Tage wird er sich viel besser in einer
       Dreizimmerwohnung in Hannover-Linden zurechtfinden als in seinen
       ungezählten Villen und Chalets. Ich werde dann auch die Chauffeure, die
       Leibwächter, die Gärtner, das Hauspersonal, den Fuhrpark, den Privatjet,
       das Mobiliar und die Mätressen von ihm übernehmen und im Gegenzug nur 850
       Euro Abstand für meine vor zwei Jahren liebevoll renovierte Teeküche
       verlangen. Von mir aus kann Herr Blatter auch für lau meine komplette
       Kicker-Sammlung bekommen, die ich seit 1982 mit mir herumschleppe. Ich bin
       jetzt in einem Alter, in dem man gern etwas Ballast abstößt. Das rein
       Materielle ist mir nicht mehr so wichtig. Ich denke da in größeren
       Zusammenhängen und werde deshalb auch die Abseitsregeln drastisch ändern …
       
       Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg. Bitte schreiben Sie uns, wenn
       Sie oben angekommen sind.
       
       5 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gerhard Henschel
       
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