# taz.de -- Berliner Szene: Die Szene mit der Maus
       
       > Hausfreund und Schreck: Die Abenteuer der moribunden Maus Mortimer.
       
 (IMG) Bild: Da freut sich die Maus noch des Lebens. Aber der Kammerjäger ist schon bestellt!
       
       Ich habe eine Maus. Vielleicht sind es sogar mehrere, ich weiß es nicht,
       gesehen habe ich immer nur die eine. Die aber dreimal. Falls es jeweils
       dieselbe war. Wie auch immer: Es gibt da also mindestens eine Maus in
       meiner Wohnung.
       
       Angefangen hatte alles bei einem Viertelfinalspiel. Bayern gegen einen Klub
       aus den Ostgebieten der Ukraine. Das Spiel war früh entschieden, ich
       knusperte gelangweilt an einer Tüte Kartoffelchips. Da lugte sie plötzlich
       unter meinem Sofa hervor, um einen Krümel abzugreifen – ich habe mich so
       erschreckt, dass ich das Spiel sein lassen musste und die Nacht nicht
       schlafen konnte: Eine Maus! Ich war nicht mehr Herr im eigenen Haus!
       
       Schrecklich, wie neurotisch ich bin, wie melodramatisch und grüblerisch,
       dachte ich und versuchte zunehmend verzweifelt, Schlaf zu finden. Am
       nächsten Tag rief ich die Hausverwaltung an und bestellte den
       [1][Kammerjäger]. Der hatte eh gerade im Haus zu tun, weil auch andere
       Mieter Mäuse gemeldet hatten – ein Berliner Problem, lernte ich, das
       bevorzugt in Altbauten vorkam. Mäuse verstecken sich gern unter den Dielen,
       aha.
       
       Der Kammerjäger sah selbst wie eine Maus aus. Leicht gebückt ging er durch
       die Wohnung, schnüffelte in den Ecken, und tatsächlich machte er Löcher in
       den Leisten und sonstwo aus. Er stopfte sie mit Drahtwolle aus und stellte
       Giftfallen auf. Von denen dann reichlich gefressen wurde.
       
       Trotzdem sah ich die Maus noch einmal wieder. Und dann sehr lange nicht
       mehr, bis der KJ seine Fallen abholte. Kurz darauf huschte sie ein drittes
       Mal durch mein Wohnzimmer. Ich schrie auf, sie verzog sich. Die Löcher
       waren fast alle gestopft.
       
       Neulich machte ich auch das letzte Loch zu – das große unter der Spüle. Ein
       paar Tage später hörte ich noch einen langen, sehr lauten [2][Klagelaut].
       Das war es dann.
       
       24 Jul 2015
       
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 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=1kR23wvuOao
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=F9nGyPz9uT0
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Hamann
       
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