# taz.de -- 3Sat-Doku „Unheilbar pädophil?“: Auf der Suche nach Antworten
       
       > Ist Pädophilie therapierbar? Können zumindest Taten verhindert werden?
       > 3Sat widmet sich am Themenabend Tätern, Opfern und Wissenschaftlern.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht gibt eine MRT Antworten?
       
       Sebastian Edathys Karriere und Leben sind im Eimer, aber er ist nicht
       vorbestraft. Daniel Cohn-Bendit muss sich verteidigen, Klaus Kinski kann es
       nicht mehr. Selbst der Prozess gegen den Architekten Adolf Loos ist 87
       Jahre später noch ein Buch wert. „Es gab sie in jeder Kultur und zu jeder
       Zeit“, heißt es in dem Film. Aber in keiner Zeit waren die Menschen für das
       Thema Pädophilie so sensibilisiert wie heute.
       
       Bei dem Sender 3Sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft.
       Deshalb lassen Liz Wieskerstrauch und Kay Siering in ihrem Film zwar auch
       einen Täter – „Stimme nachgesprochen“ – und ein Opfer zu Wort kommen, vor
       allem aber erklären Wissenschaftler – Psychologen, Psychiater,
       Psychotherapeuten, Psychoanalytiker, Psychotraumatologen – von Unis und
       Krankenhäusern im ganzen Land den aktuellen Stand der Forschung.
       
       Während man bislang ein Prozent aller Männer für pädophil hielt, sollen es
       nun immerhin 22 Prozent sein, die Kinder unter zwölf sexuell attraktiv
       finden. Wobei auch Frauen Kinder sexuell missbrauchen, man bei ihnen aber
       nicht weiß, ob sie das tun, weil sie pädophil sind.
       
       Denn so wie nicht jeder (sondern nur jeder zweite) Pädophile auch
       pädosexuell handelt, so ist nicht jeder sexuelle Missbrauch pädophil
       motiviert. Marc Dutroux, zum Beispiel, der berüchtigtste Pädophile der
       Welt, ist gar nicht pädophil, wird gesagt.
       
       ## Nicht heilbar
       
       Woher kommt überhaupt die Pädophilie? Ob sie eine vererbte Veranlagung ist
       oder durch äußere Umstände entsteht, ist strittig. Kann man sie messen? Und
       wenn ja, will man das überhaupt können? Henrik Walter von der Berliner
       Charité: „Nehmen wir mal an, es wäre möglich, pädophile Präferenzen
       einigermaßen verlässlich mit objektiven Methoden festzustellen – dann wird
       es sicher Leute geben, die sagen, wir müssen jetzt jeden
       Kindergartenmitarbeiter, jeden Priester, jeden Jugendleiter testen. [...]
       Und deswegen weiß man manchmal gar nicht, als Forscher, ob man erfolgreich
       sein will.“
       
       Pädophilie ist nicht heilbar – was sollen, was können die Wissenschaftler
       dann überhaupt ausrichten? Till Amelung, auch Charité: „Letztlich können
       wir nicht verhindern, dass ein Mann, wenn er denn so einen Übergriff
       begehen will, diesen Übergriff auch begeht. Wir können Männern, die keine
       Übergriffe begehen wollen, dabei helfen, dass ihnen das gelingt. Da bin ich
       mir sicher.“
       
       Die Frage, was nun eigentlich ein „Übergriff“ ist, wird leider nicht
       vertieft. Dazu hätten die Autoren vielleicht auch einen
       Rechtswissenschaftler besuchen müssen.
       
       17 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Müller
       
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