# taz.de -- Kai Diekmann pöbelt: Mann ohne Rückwärtsgang > Der „Bild“-Chef überzieht den FC St. Pauli mit absurden Vorwürfen. Warum? > Weil er am Ende viel zu oft noch Applaus für den Buzz bekommt. (IMG) Bild: Kann der Mann sogar Griechisch? Stark. Kai Diekmann kennt nur eine Geschwindigkeit: Vollgas. Und dann immer geradeaus. Bloß nicht bremsen. Bloß nicht zurücksetzen. Auch wenn die Karre längst feststeckt. Würde er anders handeln, müsste er ja zugeben, dass sein inneres Navigationsgerät versagt habe. Welch fatales Zeichen nach innen. Und überhaupt, der Bild-Chef kann ja immer noch seinen bewährten Schleudersitz nutzen: Er habe nur Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Das wird ihm zumindest immer zugute gehalten. Stets verbunden mit dem Hinweis, dass der Diekmann ja eigentlich viel klüger sei und das ganze Diffamierende deswegen gar nicht ernst meine. Aber: Was soll diese Inschutznahme? Warum wird er nicht an dem gemessen, was er raushaut? Diekmann warf [1][via Twitter] dem FC St. Pauli vor, der AfD in die Hände zu spielen und dass am Millerntor #refugeesnotwelcome seien. Die Anschuldigungen sind so bescheuert, dass sie einer ernsthaften Erwiderung nicht würdig sind. Und deswegen verfingen sie auch nicht. Im Gegenteil: Der Hashtag #BILDnotwelcome brach sich bahn. Also raste Diekmann weiter, immer weiter, und kramte einen alten Tweet aus, von irgendwem, der meinte, jedem das Auto abfackeln zu müssen, der sich solch einen „Wir helfen - #refugeeswelcome“-Aufkleber der Bild auf den Wagen pappte. „#BILDnotwelcome ...ist nicht wirklich neu!“, schrieb er dazu. Ergo: Wer gegen die Bild-Aktion ist, schmort im selben Topf wie die rechten Hetzer gegen Flüchtlinge. Und er twitterte und twitterte: St. Pauli dürfe natürlich gern weiter seine Fanartikel über den Bild-Shop vertreiben. Mit „Hach, ich mag all‘ diese kultivierten feingeistigen Fans des FC St. Pauli wirklich irgendwie!“ kommentierte er die niveauärmsten Repliquen auf seine Tweets. Er schlug dem Klub einen Alternativvorschlag für das „Wir helfen“-Emblem mit HSV-Raute statt mit Bild-Logo vor. Und. So. Weiter. Es ist ein Strategiemix aus vermeintlicher Ironie, Zu-Tode-Labern und immer neuen Provokationen. Irgendwann geben selbst die hargesottensten Widersacher klein bei. Und Diekmann kann sich stets sicher sein, dass irgendwann die Claqueure aus ihren Kämmerchen kommen und ihrem Web-2.0-Vorbild huldigen werden; die messerscharf erkannt haben, wie ironisch das doch alles gemeint sei; die ihn dafür feiern, wie toll er doch wieder einen Buzz erzeugt habe. Und wenn nicht, dann übernimmt Diekmann eben auch das: „...das habe ich ja wieder einmal wunderbar hingekriegt! #shitstorm“, schrieb er am Donnerstag und postete dazu ein Foto mit ausgedruckten Artikeln über seinen Streit mit dem FC St. Pauli. Ironisch brechen kann man am Ende halt jeden Schwachsinn. Besser oder sinnvoller macht es ihn aber nicht. 17 Sep 2015 ## LINKS (DIR) [1] https://twitter.com/KaiDiekmann/status/644084905643778048 ## AUTOREN (DIR) Jürn Kruse ## TAGS (DIR) Kai Diekmann (DIR) St. Pauli (DIR) Refugees (DIR) BILD (DIR) Bild-Zeitung (DIR) St. Pauli (DIR) DFL (DIR) Flüchtlinge (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Schwerpunkt Flucht ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Personalkarussell bei der „Bild“: Von Diekmanns Gnaden Bei der „Bild“ wird die Chefredaktion umgebaut: Tanit Koch rückt auf und verantwortet bald als erste Frau das Blatt. Über allen thront König Kai I. (DIR) Eintracht in der Zweiten Liga: Den Anschluss gehalten St. Pauli und Braunschweig boykottieren gemeinsam die „Bild“-Fußball-Charity für Flüchtlinge. Im Nordderby trennen sie sich danach 0:0. (DIR) Promo-Aktion der Bild-Zeitung: Die Möglichkeit zum Widerspruch Ein Drittel der Zweitligavereine stellt sich mit guten Argumenten gegen die Deutsche Fußball-Liga. Der Beginn einer neuen Debattenkultur? (DIR) Flüchtlinge in Osteuropa: Auch Kroatien macht zu Kroatien will nun doch keine Flüchtlinge nach Slowenien reisen lassen. Auch eine weitere Aufnahme von Menschen sei nicht möglich. (DIR) Umverteilung von Flüchtlingen in Europa: Die großzügigen Dänen Frankreich bereitet sich auf die Aufnahme von 24.000 Menschen vor. Dänemark erklärt sich bereit, doch Flüchtlinge aufzunehmen. Und es gibt noch einen Gipfel. (DIR) FC St. Pauli boykottiert „Bild“-Aktion: Kai ist beleidigt „Bild“ forderte Fußballclubs auf, mit dem Logo der eigenen Flüchtlings-Hilfsaktion aufzulaufen. St. Pauli weigert sich – was den „Bild“-Chef erbost.