# taz.de -- Fifa-Ethikkommission zieht Konsequenzen: Blatter und Platini fliegen vom Platz
       
       > Uefa-Chef Platini und Fifa-Boss Blatter werden suspendiert – allerdings
       > nur auf Zeit. Darüber hinaus sind noch weitere Spitzenfunktionäre
       > betroffen.
       
 (IMG) Bild: Sie wollen dem Fußball nur das Beste: Joseph Blatter (l.) und Michel Platini
       
       ZÜRICH/NYON dpa/ap | Die Fifa-Ethikkommission hat Weltverbandspräsident
       Joseph Blatter und Uefa-Chef Michel Platini für jeweils 90 Tage vorläufig
       gesperrt. Während dieser Zeit seien beide Top-Funktionäre von allen
       Fußball-Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene
       ausgeschlossen, [1][teilte die rechtsprechende Kammer mit].
       
       Die Sanktionen seien Resultate der Ermittlungen der
       Ethik-Untersuchungskammer, detaillierte Gründe darf das Gremium nicht
       veröffentlichen. Mit dem Bann gegen Blatter vertritt ihn laut Satzung
       vorerst Vizepräsident Issa Hayatou aus Kamerun im höchsten Fifa-Amt.
       
       Zudem wurde Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke ebenfalls für 90 Tage
       suspendiert, Präsidentschaftskandidat Chung Mong-joon wurde für sechs Jahre
       gesperrt und muss 100.000 Schweizer Franken zahlen. Chung und Platini haben
       sich um die Nachfolge Blatters beworben, der angekündigt hat, sein Amt im
       kommenden Februar aufzugeben.
       
       Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte vor zwei Wochen ein Strafverfahren
       gegen Blatter unter anderem wegen des Verdachts der „ungetreuen
       Geschäftsbesorgung“ eingeleitet. Platini war von den Schweizer Behörden
       wegen einer von Blatter empfangenen Zahlung in Höhe von zwei Millionen
       Schweizer Franken als Auskunftsperson gehört worden.
       
       Derweil hat Platini mitgeteilt, er habe am Donnerstagmorgen die nötigen
       Unterstützerstimmen für eine Bewerbung als Fifa-Präsident eingereicht – und
       zwar vor der Suspendierung durch die Ethikkommission. „Dieses absichtliche
       Leck, das hinterhältig und unakzeptabel ist, ist ein Versuch meiner
       Reputation zu schaden“, kommentierte der Franzose.
       
       ## „Enttäuschter“ Blatter
       
       Der Fifa-Boss fühlt sich ungerecht behandelt und plädiert weiter auf nicht
       schuldig. Er bemängelt das Vorgehen der Ethikhüter. „Präsident Blatter ist
       enttäuscht, dass die Ethikkommission nicht dem Ethik- und Disziplinarcode
       gefolgt ist, die beide die Möglichkeit schaffen, angehört zu werden“,
       teilte der Schweizer am Donnerstag über seine Anwälte mit.
       
       „Die Entscheidung der Ethikkommission basiert auf einem Missverständnis der
       Aktionen der Schweizer Bundesanwaltschaft“, hieß es in der Stellungnahme
       der Rechtsvertreter Lorenz Erni, Erni Brun Forrer und Richard Cullen
       weiter. Die Schweizer Behörde hatte vor zwei Wochen ein Strafverfahren
       gegen Blatter eröffnet.
       
       „Die Ermittler sind vom Gesetz verpflichtet, den Fall einzustellen, wenn
       ihre Untersuchung, die gerade einmal zwei Wochen alt ist, keinen
       hinreichenden Beweis erbringt“, schrieben die Anwälte. „Präsident Blatter
       erwartet die Möglichkeit, Beweise zu präsentieren, dass er nicht an
       irgendeinem kriminellen Fehlverhalten beteiligt war.“ Ob Blatter binnen
       zwei Tagen Einspruch einlegen wird, ließen seine Vertreter offen.
       
       ## Die „Schweizer Bergziege“
       
       Bisher schaffte es Blatter immer wieder, seine Unschuld zu beweisen oder
       andere Funktionäre in den Fokus der Ermittlungen zu stellen – ob durch die
       Justizbehörden, wie im Fall des bankrotten Fifa-Vermarkters ISL, oder bei
       Machtkämpfen um den Fifa-Chefposten wie mit dem Katarer Mohamed bin Hammam
       2011.
       
       Selbst bezeichnete sich der Dauer-Regent des Welt-Fußballs als „Schweizer
       Bergziege“ – zäh und überlebensfähig in schwierigem Terrain. Die Neue
       Zürcher Zeitung attestierte dem Mann aus dem Kanton Wallis den Instinkt,
       immer zu wissen „wo die Lawine heruntergeht“. Bis zu diesem Donnerstag
       konnte er immer ausweichen.
       
       Die europäische Sichtweise verzerrt aber den Blick auf Blatter als
       maximales Feindbild auch. Noch heute ist er in vielen Ländern Afrikas und
       Asiens extrem populär. Nur so funktionierte auch seine Wiederwahl im Mai,
       als er sich gegen Prinz Ali bin al-Hussein durchsetzte. Ein Leben ohne
       Fifa: „Er wird es lernen müssen“, sagte seine Tochter und Vertraute Corinne
       Blatter Andenmatten schon vor der Sofort-Demission der Schweizer Zeitung
       Blick.
       
       8 Oct 2015
       
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