# taz.de -- Gezi-Proteste in der Türkei: Haftstrafe gegen 244 Angeklagte
       
       > Sie demonstrierten gegen die Bebauung eines Parks und dann gegen die
       > Erdogan-Regierung. Nun ist das Verfahren gegen die Protestler zuende
       > gegangen.
       
 (IMG) Bild: Demonstranten rennen im Juni 2013 auf dem Taksim-Platz vor Tränengas weg.
       
       ISTANBUL dpa | Mehr als zwei Jahre nach den regierungskritischen
       Gezi-Protesten in der Türkei sind im umstrittenen Hauptverfahren in
       Istanbul 244 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt worden. Das Strafmaß
       liege zwischen 2 Monaten und 15 Tagen sowie 14 Monaten und 16 Tagen,
       meldete der Sender CNN Türk. Einen Teil der Haftstrafen habe das Gericht am
       Freitag auf Bewährung ausgesetzt oder in Geldbußen umgewandelt. Auf
       Bewährung verurteilt wurden unter anderem zwei Ärzte, die verletzte
       Demonstranten in einer Moschee versorgt hatten.
       
       Sieben Beschuldigte seien freigesprochen worden, berichtete CNN Türk. Der
       Prozess gegen vier der insgesamt 255 Angeklagten sei in ein anderes
       Verfahren ausgegliedert worden. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu 21
       Jahre Haft gefordert. Sie hatte den Angeklagten unter anderem Verstoß gegen
       das Versammlungsrecht, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beschädigung von
       öffentlichem Eigentum und Verschmutzung einer Moschee vorgeworfen.
       
       Nach Angaben von CNN Türk waren unter den Beschuldigten sieben Ausländer.
       Ob sie zu Haftstrafen verurteilt wurden, blieb zunächst unklar. Das
       Hauptverfahren, das Kritiker für politisch motiviert hielten, endete
       eineinhalb Wochen vor der Neuwahl zum Parlament in der Türkei.
       
       Die Proteste im Sommer 2013 richteten sich zunächst gegen die Bebauung des
       zentralen Gezi-Parks in Istanbul. Sie weiteten sich zu landesweiten
       Demonstrationen gegen die islamisch-konservative AKP-Regierung und den
       damaligen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan aus. Erdogan ist seit
       August 2014 Staatspräsident.
       
       Die Proteste forderten mindestens sieben Todesopfer. Laut Amnesty
       International starben vier davon an den Folgen von Polizeigewalt.
       Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Mehrere verloren ihr Augenlicht, weil
       sie von Tränengaskartuschen der Polizei getroffen wurden.
       
       23 Oct 2015
       
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