# taz.de -- Mexiko liberalisiert Drogenpolitik: Darauf erstmal einen Joint
       
       > Der Oberste Gerichtshof Mexikos erlaubt den Konsum von Marihuana. Ein
       > totales Verbot ist nach Einschätzung der Richter verfassungswidrig.
       
 (IMG) Bild: Steht nun auch unter juristischem Schutz: Cannabis-Pflanze.
       
       MEXIKO-STADT dpa | Richtungswechsel im vom Drogenkrieg erschütterten
       Mexiko: Der Oberste Gerichtshof hat den Konsum und Anbau von Marihuana für
       den Eigengebrauch [1][grundsätzlich erlaubt.] Das Urteil vom Mittwoch gilt
       zunächst nur für die vier Kläger, dürfte aber als Präzedenzfall die
       künftige Rechtsprechung bestimmen.
       
       „Das totale Verbot ist übertrieben und schützt nicht das Recht auf
       Gesundheit“, sagte die Richterin Olga Sánchez Cordero. „Der Konsum sollte
       aus Respekt vor dem Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung erlaubt
       werden.“
       
       Die Gesetze, die den Konsum von Marihuana verbieten, seien
       verfassungswidrig, urteilte die Kammer. Der Handel mit der Droge bleibt
       aber weiterhin untersagt. Bislang war der Besitz geringer Mengen von
       Marihuana in Mexiko erlaubt, nicht aber der Konsum und Anbau.
       
       Die Regierung respektiere die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs,
       [2][sagte Präsident Enrique Peña Nieto]. Es bedeute aber nicht, dass
       Marihuana in Mexiko legalisiert worden sei. „Es kann jetzt nicht jeder
       Bürger Marihuana für seinen Bedarf anpflanzen“, sagte Regierungssprecher
       Eduardo Sánchez.
       
       ## Absolutes Verbot nicht angemessen
       
       Der Chefjurist der Bundesregierung betonte, dass das Urteil zunächst nur
       Schutzwirkung für die vier Kläger habe und darüber hinaus nicht bindend
       sei. „Der Anbau von Marihuana, auch für den Eigengebrauch, ist weiterhin
       eine Straftat. Es handelt sich um einen Einzelfall“, sagte Humberto
       Castillos.
       
       Richter Arturo Zaldívar verteidigte die Entscheidung der Kammer. „Niemand
       hat gesagt, Marihuana sei harmlos. Es ist eine Droge und verursacht
       Schäden“, sagte der Jurist. „Wir haben nur festgehalten, dass das totale
       Verbot unverhältnismäßig ist angesichts der wissenschaftlich nachweisbaren
       Schäden.“ Sein Kollege Alfredo Gutiérrez Ortiz Mena sagte, aus
       verfassungsrechtlicher Sicht sei ein absolutes Verbot nicht angemessen.
       
       Die lange Zeit von den USA verlangte harte Antidrogen-Politik in
       Lateinamerika hatte sich zuletzt als wenig effektiv erwiesen. Mexiko leidet
       seit Jahren unter einem blutigen Drogenkrieg zwischen Kartellen und
       Sicherheitskräften, dem schon Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen
       sind.
       
       Zahlreiche Politiker in der Region fordern einen Richtungswechsel, zumal
       auch in vielen US-Bundesstaaten der Marihuana-Konsum mittlerweile erlaubt
       ist. Uruguay hatte 2013 als erstes Land weltweit den Anbau und Verkauf von
       Marihuana unter staatlicher Kontrolle legalisiert.
       
       5 Nov 2015
       
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