# taz.de -- WM-Vergabe 2006: DFB setzt Beckenbauer unter Druck > Nach dem Rücktritt von DFB-Chef Niersbach bringt die Verbandsspitze > Beckenbauer in Bedrängnis. Sie fordert schnelle Aufklärung im Deal um die > WM-Vergabe. (IMG) Bild: Soll sagen, was los war: Franz Beckenbauer. BERLIN dpa | Im WM-Skandal drängt die DFB-Spitze auf ein schnelles Ende des öffentlichen Schweigens von Franz Beckenbauer. Nach dem Auftauchen eines belastenden Dokuments, das Korruption vor der Vergabe der Wertmeisterschaft 2006 an Deutschland vermuten lässt, erwartet die Führung des Deutschen Fußball-Bundes umgehend Aufklärung vom einstigen Bewerbungschef. „Man musste bislang den Eindruck gewinnen, dass er hätte mehr sagen können, als er getan hat“, sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth der Rheinischen Post. Ligapräsident Reinhard Rauball und Rainer Koch, die sich vorübergehend den DFB-Chefposten teilen, hatten am Dienstag den Druck auf Beckenbauer deutlich erhöht. Durch die Bekanntgabe, dass sich die Unterschrift des Fußball-Kaisers auf einem Dokument findet, in dem vier Tage vor der Abstimmung dem inzwischen wegen Korruption gesperrten FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner „diverse Leistungen“ zugesagt werden, gerät Beckenbauers bisherige Verteidigungslinie ins Wanken. „Es wurden keine Stimmen gekauft“, hatte der 70-Jährige betont und ansonsten kaum Erhellendes mitgeteilt. Zwar stand Beckenbauer am 26. Oktober den externen DFB-Ermittlern der Kanzlei Freshfields Antwort, offenbar aber längst nicht zur Zufriedenheit der Verbandsspitze. „Vor allem bei Herrn Beckenbauer haben wir den Eindruck, dass er noch nicht in ganz vollen Umfang sein Wissen vollständig mitgeteilt hat, und wir würden uns freuen, wenn er dies nachholen würde“, sagte DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel dem MDR. Ähnlich hatten sich zuvor auch Rauball und Koch geäußert. Dies wirft die Frage auf, wie viele dunkle Geheimnisse die DFB-Führung nach [1][dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Niersbach] noch im Skandal um das Sommermärchen vermutet. „Es gibt sicherlich noch an der ein oder anderen Stelle Dinge, die in der Summe kumuliert dazu geführt haben, dass Wolfgang Niersbach seine Entscheidung so getroffen hat, wie er sie getroffen hat“, sagte Jurist Rauball und nährte damit den Verdacht, dass das Ende der Enthüllungen noch nicht erreicht ist. ## In Bedrängnis Offen ist, ob Beckenbauer noch einmal von den Freshfields-Ermittlern vorgeladen wird, um über die verdächtigen Absprachen mit Warner Auskunft zu geben. Inhalt des Vertrags seien zwar „keine direkten Geldleistungen“ gewesen, sondern unter anderem Vereinbarungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Kontinentalverband CONCACAF oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst, sagte Koch. Es ist auch unklar, ob der Deal in Kraft getreten sei. Dennoch: Allein die Absprache mit Skandalfunktionär Warner, der vom Weltverband FIFA inzwischen lebenslang gesperrt wurde, bringt Beckenbauer schwer in Bedrängnis. Warner gilt als eine der korruptesten Figuren im Weltfußball und wurde von den FIFA-Ethikern als „Drahtzieher von Systemen, die die Gewährung, Annahme und den Empfang verdeckter und illegaler Zahlungen beinhalteten“ bezeichnet. Nun muss sich zeigen, ob die jahrzehntelange Lichtgestalt des deutschen Fußballs eine plausible Erklärung für sein Handeln vor der WM-Vergabe hat. Dazu aber müsste Beckenbauer zunächst sein Schweigen brechen. 11 Nov 2015 ## LINKS (DIR) [1] /Ex-DFB-Chef-Wolfgang-Niersbach/!5249421/ ## TAGS (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB) (DIR) Fußball-WM 2006 (DIR) Franz Beckenbauer (DIR) Reinhard Grindel (DIR) Fußball-WM 2006 (DIR) Wolfgang Niersbach (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB) (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB) (DIR) Fußball (DIR) Franz Beckenbauer (DIR) Wolfgang Niersbach (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB) (DIR) Wolfgang Niersbach (DIR) Fußball ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Reinhard Grindel über seinen Wechsel: „Ich gebe mich so, wie ich bin“ Eine Montage von Zitaten des neuen DFB-Chefs Reinhard Grindel über Doping, Kindheitsträume und die Zeit als CDU-Politiker. (DIR) Affäre um Vergabe der Fußball-WM 2006: Auch Beckenbauer soll zahlen Der DFB hat Zahlungsaufforderungen in Millionenhöhe an die ehemaligen Mitglieder der WM-Organisationskomitees verschickt. (DIR) Mauschelfunktionär Wolfgang Niersbach: Die Verhunzung des Amtes Niersbach möchte unbedingt Funktionär der Fifa und Uefa bleiben. Er sichert sich den Beistand des DFB-Chefs und attackiert Franz Beckenbauer. (DIR) Beckenbauer und die DFB-Affäre: Der Kaiser ist beleidigt „Was ist denn das für ein Niveau?“ Das ist Beckenbauers Kommentar zum Kommunikationsverhalten des jetzigen DFB-Führungsduos Rauball und Koch. (DIR) Essay DFB-Skandal: Das Prinzip Sommermärchen Der DFB fädelte das große Geschäft professionell ein. Beckenbauer und Platini haben ein Gespür dafür, wie sich Korruption legalisieren lässt. (DIR) Interimspräsident beim DFB: Der unterschätzte Überzeugungstäter Rainer Koch führt zusammen mit Reinhard Rauball den Deutschen Fußball-Bund ad interim. Der Jurist hofft auf die Niersbach-Nachfolge. (DIR) Franz Beckenbauer im DFB-Skandal: Die Kaiserdämmerung Franz Beckenbauer verliert seine Immunität. Ein Korruptionsversuch vor der WM-Vergabe 2006 ist mit seiner Unterschrift versehen. (DIR) Kommentar Rücktritt von Niersbach: Lügen, zurücktreten, schwadronieren Mit dem Rücktritt von DFB-Präsident Niersbach ist noch nichts gewonnen. Was nottut, sind klare Antworten zur Sommermärchen-Lüge. (DIR) Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach: Unschuld tritt ab Der Funktionär bleibt sich treu. Und hundertprozentig gehen muss er auch nicht. Seine Netzwerke sind einfach zu wertvoll für den DFB. (DIR) DFB-Präsident und WM-Affäre: Niersbach tritt zurück Der Druck war doch zu groß: Der DFB-Chef erklärt „politische Verantwortung“ zu übernehmen. Die Finanzbehörden ermitteln weiter wegen Steuervergehen. (DIR) Neuer Masterstudiengang „Spielanalyse“: Im Maschinenraum des Profifußballs Etliche Profiklubs schicken ihre Taktikexperten an die Sporthochschule Köln. Dort sollen sie lernen, den Daten die richtigen Fragen zu stellen.