# taz.de -- Testbiotech-Chef über Gen-Lachs: „Es wird nicht beim Lachs bleiben“
       
       > Christoh Then kritisiert die Entscheidung der US-Umweltbehörde,
       > gentechnisch veränderten Lachs für den Verzehr zuzulassen.
       
 (IMG) Bild: Ob die kleinen Junglachse auch gentechnisch verändert sind und ganz schnell supergroß werden?
       
       Was ist passiert? 
       
       In den USA könnte erstmals gentechnisch veränderter Fisch auf die Teller
       kommen. Dieser veränderte und dadurch schneller wachsender Lachs könne ohne
       Bedenken verzehrt werden, begründete die US-Lebensmittelaufsicht jetzt die
       Zulassung.
       
       Was ist daran das Problem? 
       
       Es ist das erste Mal, dass ein gentechnisch verändertes Tier zur
       Vermarktung zugelassen wird. Der Lachs hat ein zusätzliches Wachsumshormon
       bekommen und soll letztlich doppelt so schnell zur Schlachtreife komme wie
       ein herkömmlicher Lachs. Es ist ethisch fragwürdig, so per Genmanipulation
       in das Leben von Tieren einzugreifen.
       
       Soll nicht jeder Verbraucher entscheiden, was er isst? 
       
       Das Poblem ist, dass der Lachs in den USA gar nicht gekennzeichnet werden
       muss. Durch die geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen könnte es
       dazu kommen, dass auch bei uns die gentechnische Veränderung nicht
       ausgewiesen wird. Im Abkommen mit Kanada ist die Kennzeichnung nur
       verpflichtend, wenn gesundheitliche Gefahren drohen. Die sind beim Lachs
       auch aus methodischen Gründen schwer nachweisbar.
       
       Wenn der Lachs schneller wächst, verbraucht er weniger Futter. Könnte das
       nicht Ressourcen schonen? 
       
       Es kann sein, dass das rechnerisch letztlich aufgeht. Aber das
       Turbo-Wachstum kann eine Reihe neuer Probleme hervorrufen. Beispielsweise
       könnten die Tiere anfälliger für Krankheiten sein, was den Einsatz von
       Medikamenten erhöht. Schon jetzt wird Lachs häufig unter schwierigen und
       umweltbelastenden Bedingungen großgezogen. Rasantes widernatürliches
       Wachstum wird diese Probleme verschärfen. Und: Es wird nicht beim Lachs
       bleiben.
       
       Ist der Lachs eine Gefahr für seine Artgenossen? 
       
       Die Produzenten versprechen, dass die Tiere nicht in die freie Wildbahn
       gelangen könnten und grundsätzlich nicht fortpflanzungsfähig seien. Beides
       kann man aber nicht vollständig ausschließen, etwa nach Naturkatastrophen.
       Wenn der Lachs entkommt, könnte er ein Risiko seine natürliche Umwelt sein.
       Aber dann ist es zu spät.
       
       Wie schmeckt der Lachs? 
       
       Ich habe ihn noch nicht gegessen. Aber ich vermute, dass er sich
       geschmacklich kaum von anderen Zuchtlachsen unterscheidet, vor allem wenn
       er geräuchert wird. Ich empfehle ohnehin den Wildlachs aus nachhaltigem
       Fischfang. Der ist zwar teurer – aber Lachs ist eben auch etwas besonderes.
       
       20 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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