# taz.de -- Grüne jetzt doch für Cannabis: Die Koalition der Kiffer
       
       > Lautlos begrub Hamburg sein Modellprojekt zur Cannabis-Abgabe. Die Grünen
       > taten mit, doch jetzt lassen sie das Thema wieder auferstehen.
       
 (IMG) Bild: Nur Efeu, ehrlich! Grünen-Chefin Anna Gallina scheiterte mit Cannabis-Modellversuch
       
       Das Projekt wurde fast lautlos beerdigt. Anfang November gaben SPD und
       Grüne auf einer Senatsanhörung bekannt, dass sie ihren Modellversuch zur
       kontrollierten Abgabe von Cannabis nicht weiter vorantreiben werden. Die
       Chancen, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte seine
       notwendige Zustimmung geben werde, seien zu gering.
       
       Damit war ein wichtiger Punkt des rot-grünen Koalitionsvertrags, die
       Prüfung eines solchen Modellversuchs, abgehakt: Prüfung vollzogen, Ergebnis
       negativ, Rot setzt sich – wieder einmal – gegen Grün durch.
       SPD-Gesundheitssprecherin Sylvia Wowretzko kam damals zu dem Schluss, „dass
       ein Projekt zum Verkauf von Cannabis an Konsumenten zu Genusszwecken auf
       der Grundlage des geltenden Rechts nicht genehmigungsfähig wäre“.
       
       Gut einen Monat nach dem vorläufigen Aus für die kontrollierte
       Hasch-Freigabe, für die sich auch Justizsenator Till Steffen (Grüne) stets
       eingesetzt hatte, formiert sich der Widerstand. Parteiübergreifend haben
       sich PolitikerInnen verschiedener Parteien dem „Cannabis Social Club
       Hamburg“ angeschlossen, um Flagge zu zeigen für die Legalisierung von Hanf
       und Hasch.
       
       Mit dabei bei der „Koalition der Kiffer“ sind etwa die Landesvorsitzende
       der Grünen, Anna Gallina, ihr Stellvertreter Michael Gwosdz, die ehemalige
       Linken-Abgeordnete Kersten Artus und der aktuelle Vize-Fraktionschef der
       Linken, Deniz Çelik. Auch die beiden Hamburger Chefs der Piratenpartei
       Thomas Michael und Martin Sieber-Schütz zählen zu der illustren Runde.
       
       „Wir haben inzwischen Mitglieder aus fast allen demokratischen Parteien und
       aus verschiedenen Drogenhilfeeinrichtungen“, sagt der Vorsitzende des
       Cannabis-Clubs, Andreas Gerhold. Gleichzeitig betont er, dass die meisten
       Clubmitglieder „parteipolitisch ungebunden“ seien.
       
       Doch Aufmerksamkeit bescheren dem Club vor allem die prominenten Grünen,
       die sich gegen den rot-grünen Abgesang auf das Modellprojekt wehren. So
       meint Gallina: „Ob erlaubt oder verboten, gekifft wird immer. Prohibition
       hat noch nie funktioniert.“ Aufgegeben hat die junge Parteichefin deshalb
       auch noch nicht: „Wir wollen ein Modellprojekt für die kontrollierte Abgabe
       von Cannabis an Erwachsene, um diese gesellschaftliche Realität in
       geordnete Bahnen zu lenken, die Suchtprävention zu verbessern,
       Gesundheitsschäden zu minimieren und den Jugendschutz zu verbessern.“
       
       Angesprochen darauf, dass dieser kühne Plan, gerade gescheitert ist,
       antwortet Gallina: „Wir bleiben dran, weil wir wissen, dass neue Wege in
       Sachen Cannabis-Legalisierung überfällig sind.“
       
       Für den gesundheitspolitischen Sprecher der FDP Wieland Schinnenburg
       hingegen ist der Beitritt der Grünen-Spitze zum Kiffer-Club eine
       „Scheinheiligkeit der Extraklasse“. Erst für den Modellversuch, ihn dann
       mit beerdigt, anschließend in der Bürgerschaft einen FDP-Antrag für die
       kontrollierte Cannabis-Abgabe niedergestimmt, nun wieder an der Spitze der
       Bewegung – das ist für den FDP-Politiker „der Umfaller vom Umfallen“.
       Schinnenburgs Fazit zum Hanfstrauch-Wechsle-dich-Spiel: „Die Grünen
       wechseln ihre politische Meinung nach Tütenlänge.“
       
       15 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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