# taz.de -- Freifunker über Internet für Flüchtlinge: „Internet ist humanitäre Aufgabe“
       
       > In Flüchtlingsheimen mit Internetzugang gibt es mehr Zufriedenheit, sagt
       > der Freifunker Peter Löwenstein. Manchmal bremsen aber Behörden.
       
 (IMG) Bild: „Wenn die Verwaltungen mitmachen, kann man viel erreichen.“
       
       HAMBURG taz | FreifunkerInnen verbinden über offene WLAN-Netze Menschen
       kostenlos oder günstig mit dem Internet. So kommen in Darmstadt seit dem
       Sommer dank der Bastler auch Flüchtlinge ins Netz.
       
       taz: Herr Löwenstein, wie kam es dazu, dass Sie Flüchtlingsheime mit
       Internet ausstatten? 
       
       Peter Löwenstein: Wir hatten schon von anderen Freifunk-Gruppen gehört, die
       solche Projekte machen, und als dann eine Flüchtlingsunterkunft in
       Darmstadt sehr kontrovers diskutiert wurde, haben wir uns gedacht, dass wir
       das auch machen wollen. Das ist für uns eine humanitäre Aufgabe, das
       Internet verbindet die Geflüchteten mit ihrer Heimat, mit ihren Freunden
       und Familien und erlaubt ihnen Zugang zu dem Wissen, das sie für ihre
       Anerkennung hier in Deutschland brauchen.
       
       Wie sah das dann in der Praxis aus? 
       
       In unserer Gruppe waren zufällig einige Anwohner dieser
       Flüchtlingsunterkunft, und wir haben dann über ihren WLAN-Anschluss und
       Richtfunk die Internetverbindung in die Einrichtung organisiert. Als das
       dann funktionierte, sind auch lokale Flüchtlingshelfer auf uns zugekommen
       und auch der Oberbürgermeister.
       
       Der Oberbürgermeister hat sich für Freifunk interessiert? 
       
       Ja, Darmstadt hat einen Oberbürgermeister von den Grünen. Nachdem wir ihn
       über unseren ersten Erfolg informiert haben, rief sein Büro zurück und
       wollte einen Termin ausmachen, um alle Einrichtungen zu überprüfen. Drei
       Wochen später hatten wir die erste auch schon vernetzt. Die Stadt hat sogar
       die Kosten für den Ausbau unserer Infrastruktur übernommen. Inzwischen
       haben wir neun Unterkünfte vernetzt. Aus dem Umland haben uns auch viele
       Orte angefragt – viele haben inzwischen die Erfahrung gemacht, dass in den
       Flüchtlingsheimen mehr Zufriedenheit herrscht, wenn es Internet gibt.
       
       Aber Sie haben auch schlechtere Erfahrungen gemacht ... 
       
       Im Landkreis Darmstadt-Dieburg haben wir auch den Landrat informiert, der
       sich zunächst interessiert zeigte, aber nach der ersten Einladung gibt es
       nur noch hinhaltende Information. Da heißt es einmal, die Technik werde
       noch geprüft oder es sei nun eine andere Abteilung zuständig – die weiß
       dann wiederum nichts davon. Von den 130 Unterkünften im Kreis hat keine
       eine freie Internetverbindung. Unsere Erfahrung zeigt, dass das sehr von
       den Köpfen abhängt, wie viel man machen kann. Wenn die Verwaltungen
       mitmachen, kann man viel erreichen.
       
       Bei Freifunk geht es auch darum, dass Menschen selbst sich die Technik
       aneignen. Konnten Sie denn Flüchtlinge für die Projekte gewinnen? 
       
       Die Unterkünfte haben wir alle ohne die Hilfe von den Flüchtlingen selbst
       vernetzt, aber wenn wir das tun, sind ihre Dankbarkeit und Anerkennung
       sofort spürbar. In der einen Unterkunft gab es auch einen Bewohner, der
       mehrere verschlüsselte Tunnel auf Arabisch eingerichtet hatte, damit Syrer,
       ohne überwacht zu werden, mit ihren Familien kommunizieren konnten. Nach
       einer Woche wurde er allerdings verlegt.
       
       30 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lalon Sander
       
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