# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Eine Liga für sich
       
       > Einige kriselnde Premier-League-Clubs verhandeln über die Gründung einer
       > „Super League“ – mit freundlicher Unterstützung eines US-Milliardärs.
       
 (IMG) Bild: Symbolisch für den Zustand seines Clubs: Pedro Rodriguez (l.) vom FC Chelsea hat im Duell mit Paris Saint Germains Maxwell das Nachsehen
       
       Fünf englische Spitzenklubs sollen in geheimen Verhandlungen mit dem
       US-Milliardär Stephen M. Ross darüber beraten, ob sie eine „Super League“
       gründen. Die würde sowohl die englische Premier League als auch die
       europäische Champions League ökonomisch hinter sich lassen.
       
       Denn zu ihrer Super League würden Manchester United, Liverpool, Chelsea,
       Manchester City und Arsenal gerne noch Klubs wie Real Madrid und FC
       Barcelona hinzubitten. Eine feine geschlossene Gesellschaft.
       
       Die großen fünf des englischen Fußballs dementieren zwar solche
       Verhandlungen, aber man muss sich nur die aktuelle Tabelle der Premier
       League anschauen, um zu ahnen, warum die kickenden Konzerne Interesse an
       einer Super League haben, aus der sie nie mehr absteigen können.
       
       Für Menschen, die den Fußball lieben, mag der Höhenflug von Leicester City
       schön sein. Für Klubs mit dreistelligen Millionenumsätzen ist er jedoch
       eine Katastrophe: In der nächsten Saison werden ManUnited, Liverpool und
       Chelsea ziemlich sicher keine Einnahmen aus der Champions League erhalten.
       
       ## Potente Partner gesucht
       
       Also suchen die Herren nach neuen Ideen und nach potenten Partnern für
       profitable Lösungen. Stephen M. Ross ist da der richtige Mann. Der Besitzer
       des American-Football-Teams der Miami Dolphins betreibt nämlich den
       „International Champions Cup“, den man sich als eine Art Ligapokal der
       Super League vorstellen kann.
       
       Während der Sommerpause versammelt Ross' Firma Klubs wie Chelsea, Barca,
       Paris SG oder Los Angeles Galaxy zu Auftritten in Nordamerika und Europa.
       In Australien und – noch umschwärmter – China lässt Ross Manchester City,
       Real Madrid oder den AC Mailand antreten.
       
       Ross hat also den Zugang gerade zu den neuen Märkten, den die europäischen
       Fußballkonzerne so gerne hätten. Allerdings war Ross bislang
       Pausenunterhalter: Im August, wenn die Weltklasseteams regenerieren müssen
       oder sich auf die neue Saison vorbereiten, ließ er B-Teams mit großen Namen
       auflaufen.
       
       Sein Versuch einer Erschließung neuer Märkte scheiterte also schlicht
       daran, dass er nicht halten konnte, was Namen wie Real oder Milan oder
       Barca oder ManU versprachen: wirklich großen Fußball.
       
       ## Uefa unter Druck gesetzt
       
       Den können die genannten Marken aber bieten. Doch sie wollen Sicherheit vor
       den Risiken, die sich aus der Konkurrenz ergeben. Sie fordern für sich eine
       Zukunft ohne wadenbeißende Klubs wie Leicester, Celta Vigo oder auch Mainz
       05. Die machen nämlich den Großen der Branche nur Ärger.
       
       Die Uefa Champions League erweist sich gegenüber den Verwertungsansprüchen
       der großen europäischen Vereine mittlerweile als zu wackelig. Die ECA, die
       Vereinigung der europäischen Spitzenklubs, der Karl-Heinz Rummenigge von
       Bayern München vorsteht und in deren Executive Board auch ManU und Arsenal,
       Real Madrid und der FC Barcelona vertreten sind, setzt auch darauf, die
       Uefa unter Druck zu setzen.
       
       Noch mehr Drohpotenzial bauen nun die englischen Klubs mit ihrem
       amerikanischen Milliardär auf. Gibt es da noch Hoffnung für den Fußball?
       Schwer zu sagen. Vielleicht besiegen sich die Spitzenclubs ja so lange
       gegenseitig, bis der Markt entwertet ist. Dann hat das nächste Spiel 90
       Minuten Zeit, um wieder schön zu werden.
       
       12 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Krauss
       
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