# taz.de -- Griechenland stellt IWF an den Pranger
       
       > Euro II Laut WikiLeaks will ein hochrangiger Fonds-Mitarbeiter mehr Druck
       > auf Athen. Premier empört
       
       ATHEN taz | „Wir werden nicht zulassen, dass Thomsen Europa
       auseinandernimmt“, donnerte Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras
       in der Zeitung Ethnos am Sonntag. Ziel seiner Kritik: Poul Thomsen,
       einstiger Verhandlungschef der Troika in Athen und derzeit Leiter der
       Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Ihm wirft Tsipras
       nicht weniger als eine Verschwörung gegen Griechenland und Europa vor –
       auch wenn er diesen Begriff nicht benutzt.
       
       Was war geschehen? Die Internetplattform WikiLeaks hatte ein [1][Papier]
       veröffentlicht, bei dem es sich um die Mitschrift einer Telefonkonferenz
       zwischen Thomsen und der IWF-Chefkontrolleurin Delia Velculescu sowie der
       Haushaltsexpertin Iva Petrova handeln soll. Darin rät Thomsen dazu, die
       griechische Regierung unter Druck zu setzen, damit sie die Sparvorgaben des
       Fonds akzeptiert. Die Vergangenheit habe gezeigt, soll Thomsen erklärt
       haben, dass eine „Entscheidung“ erst zustande komme, wenn die Griechen kurz
       vor der Pleite stehen.
       
       Man könnte diesen Hinweis als einen legitimen Versuch auffassen, den
       Verhandlungsdruck zu erhöhen. Tsipras aber sieht das anders: „Auf unserem
       Rücken wollen manche ein gefährliches Spiel von Destabilisierung treiben“,
       kritisierte er am Samstagabend nach einer Krisensitzung seines Kabinetts
       und schickte prompt einen Protestbrief an IWF-Chefin Christine Lagarde.
       
       Wer das mutmaßliche Protokoll angefertigt hat, ist nicht bekannt.
       Jedenfalls wird es in griechischer Übersetzung in der Zeitung Ethnos
       veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der IWF auch gegenüber Europa ein
       gewisses Misstrauen hegt. Angeblich will Thomsen die Bundeskanzlerin vor
       die Frage stellen, was „teurer“ wäre: ohne den IWF weiterzumachen oder ein
       von ihm vorgeschlagener Schuldenschnitt?
       
       Die genaue Verhandlungsposition Athens ist unklar. Tsipras unterstützt den
       IWF-Vorschlag zum Schuldenschnitt, nicht jedoch die Sparvorgaben des Fonds,
       die angeblich weiter gehen als Vorschläge der EU-Partner. Jedenfalls will
       Tsipras einen Kompromiss zulasten Griechenlands vermeiden, bei dem alle
       Seiten ihre jeweils strengsten Sparvorgaben zu einem besonders
       schmerzhaften Sparpaket zusammenschmieden. Jannis Papadimitriou
       
       4 Apr 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://wikileaks.org/imf-internal-20160319/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Papadimitriou
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA