# taz.de -- Haus der Statistik: Aufrüsten am Alexanderplatz
       
       > Der Finanzsenator unterstützt eine Initiative, seine Staatssekretärin
       > will etwas anderes. Um das ehemalige Haus der Statistik ist ein heftiger
       > Streit entbrannt.
       
 (IMG) Bild: Soll man hier wohnen können?
       
       Das Ringen um die Zukunft des Hauses der Statistik geht in die
       entscheidende Etappe. Nachdem eine Initiative, die aus dem Gebäudekomplex
       am Alexanderplatz ein „Zentrum für Geflüchtete, Soziales, Kunst, kreative
       und kommunale Demokratie“ machen möchte, Berlins Finanzsenator Matthias
       Kollatz-Ahnen (SPD) ein Finanzierungskonzept überreicht hat, liegt der Ball
       nun bei der Politik. Und die ist sich offenbar nicht einig.
       
       Für ihr Zentrum hatte die Initiative einen Immobilienentwickler ins Boot
       geholt. Es ist die Solwo Grundbesitz GmbH, die bereit wäre, eines oder
       mehrere Gebäudeteile des Hauses der Statistik von der Bundesanstalt für
       Immobilienaufgaben (Bima) zu kaufen. Der Verkehrswert liegt bei 47
       Millionen Euro. Dazu kommt noch ein Gebäudeteil, der dem Land Berlin gehört
       und auf zehn Millionen Euro taxiert wird. „Die Solwo hat einen
       Eigenkapitalnachweis von 30 Millionen Euro erbracht“, freut sich Florian
       Schmidt, Sprecher der Initiative. Darüber hinaus habe die Bank für
       Sozialwirtschaft angekündigt, das Projekt mitzufinanzieren.
       
       So optimistisch die Initiative ist, einen wichtigen Schritt in Richtung
       Realisierung des Projekts gemacht zu haben, so abwartend zeigt man sich in
       der Senatsverwaltung für Finanzen. „Das sind umfangreiche Unterlagen, die
       wir erst gründlich prüfen müssen“, sagte die Sprecherin des Finanzsenators,
       Eva Henkel, der taz. „Erst nach der Prüfung werden wir sehen, wie belastbar
       das ist.“ Und dann sagt Henkel noch einen Satz, der der Initiative gar
       nicht schmecken dürfte: „Aus der Sicht der Finanzverwaltung ist das Haus
       der Statistik immer noch ein idealer Verwaltungsstandort.“ So sieht das
       offenbar auch Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhof. Sie hält eine
       Wohnnutzung an der Otto-Braun-Straße für wenig praktikabel. „Durch die
       Tunnel-Einfahrt ist es sehr laut dort“, verriet sie der B.Z.
       
       Tatsächlich ist die Zukunft des Hauses der Statistik ein Thema, bei dem
       verschiedene Akteure mitspielen. Denn noch immer gehören fast zwei Drittel
       des Geländes dem Bund, und bislang hat sich die Bima, die es verwaltet,
       nicht dazu geäußert, ob und zu welchem Preis sie es verkaufen will, und
       wenn ja, an wen? Offiziell heißt es seitens des Finanzsenators nur, man sei
       im Gespräch.
       
       Die einfachste Lösung wäre aus Sicht der Finanzverwaltung ein Kauf durch
       das Land Berlin. Man brauche dringend große, zusammenhängende Büroflächen
       für die Verwaltung, heißt es. So müsse etwa das Bezirksamt Mitte aus dem
       Berolina-Haus an der Karl-Marx-Allee ausziehen. Ein reiner
       Verwaltungsstandort, so das Argument weiter, würde darüber hinaus den
       Kaufpreis senken.
       
       Demgegenüber steht die Initiative, die sich auf die Unterstützung durch
       Finanzsenator Kollatz-Ahnen beruft. Wörtlich heißt es in dem Finanzkonzept,
       das am 27. April übergeben wurde: „Die Initiative wurde vom Berliner
       Finanzsenator aufgefordert, ein plausibles Konzept aufzuzeigen, wie ihr
       Projekt realisierungsfähig gestaltet werden kann.“ Und weiter: „Wenn es
       gelingt, diese Plausibilität aufzuzeigen, wird das Land Berlin den Erwerb
       direkt von der Bima unterstützen.“
       
       Bislang aber steht eine Reaktion der Finanzverwaltung aus. Und noch eine
       Hürde gilt es zu nehmen. Die Solwo, die das Gebäude nach einem Kauf in
       Erbpacht an die Initiative übergeben will, besteht auf einer sorgfältige
       Risikoprüfung, die so genannte „Due Diligence“. So soll das Grundstück vor
       einem Kauf auf seinen Zustand überprüft und auch Bauakten sollen gesichtet
       werden – ein Vorgang der bis zu sechs Wochen dauern kann. Was aber, wenn
       sich der Eigentümer weigert?
       
       Vor dem Hintergrund der Ungereimtheiten in der Finanzverwaltung
       argumentiert Initiativensprecher Schmidt noch einmal mit dem Nutzen, den
       ein Zentrum für Geflüchtete und Soziales für das Land Berlin hätte. Deshalb
       werde ihr Vorhaben auch von Mittes Bürgermeister Christian Hanke (SPD)
       unterstützt. Und auch für das Bezirksamt sei eine Lösung gefunden, so
       Schmidt. „Gemeinsam mit dem Bezirksbürgermeister verfolgen wir den Plan,
       das das Bezirksamt in einen angemessenen Neubau neben dem Haus der
       Statistik zieht.“
       
       6 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Haus der Statistik
 (DIR) Berlin Alexanderplatz
 (DIR) Florian Schmidt
 (DIR) Haus der Statistik
 (DIR) Haus der Statistik
 (DIR) Haus der Statistik
 (DIR) Sozialer Wohnungsbau
 (DIR) Haus der Statistik
 (DIR) Flughafen Tempelhof
 (DIR) Berlin-Kreuzberg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Alternative Stadtentwicklung in Berlin: Die Statistik aufbessern
       
       Wohnungen, Verwaltung, Kultur: Ab jetzt wird mit den Berlinern breit
       diskutiert, was aus dem Haus der Statistik am Alexanderplatz werden soll.
       
 (DIR) Das Haus der Statistik: Ein Labor am Alexanderplatz
       
       Seit Freitag gehört das Haus der Statistik dem Land Berlin. Es soll in
       Kooperation mit Initiativen zu einem Behörden- und Kulturstandort umgebaut
       werden.
       
 (DIR) Haus der Statistik: Der erste Koalitionskonflikt
       
       Weil der Senat beim Haus der Statistik mauert, macht die Initiative mobil.
       Linke und Grüne unterstützen die Pläne für ein Zentrum für Geflüchtete und
       Kultur.
       
 (DIR) Tage der Architektur in Berlin: Mein Haus, das hat vier Ecken …
       
       Berlin wächst, und in der Stadt wird gebaut wie nach dem Mauerfall. Doch es
       fehlen Konzepte, vor allem für den sozialen Wohnungsbau.
       
 (DIR) Initiative für das Haus der Statistik: Jetzt wird verhandelt
       
       Was wird aus dem riesigen Komplex des Hauses der Statistik am
       Alexanderplatz?Am Freitag gibt es Gespräche mit der Initiative und dem
       Finanzsenator.
       
 (DIR) Debatte über das Tempelhofer Feld: Antworten am Fließband
       
       Es geht um Senatspläne, für Flüchtlingsunterkünfte das Schutzgesetz fürs
       Feld zu ändern. Die gut 1.500 Menschen diskutieren erstaunlich sachlich.
       
 (DIR) Der neue Kiez der taz: Am kürzeren Ende der Friedrichstraße
       
       Seit einer Woche baut die taz ihr neues Haus. Der neue Kiez gilt als
       schwierig. Viele Arme leben oft in einer viel zu kleinen Wohnung. Ein
       Spaziergang.