# taz.de -- Kommentar Londoner Bürgermeisterwahl: Rassistischer Wahlkampf
       
       > Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan konnte sich gegen die
       > Tory-Kampagne durchsetzen. Seine Gegner haben ihn als IS-Terroristen
       > dargestellt.
       
 (IMG) Bild: Der frisch gewählte Londoner Bürgermeister Sadiq Khan (l.) mit Großbritanniens Oberrabbiner Ephraim Mirvis
       
       Die Tories sind mit ihrer rassistischen Kampagne bei der Londoner
       Bürgermeisterwahl zum Glück gescheitert. Sadiq Khan gewann deutlicher als
       erwartet und ist nun der erste muslimische Bürgermeister der britischen
       Hauptstadt. Es ist den Londoner Wählern hoch anzurechnen, dass sie nicht
       auf die Verleumdungen von Premierminister David Cameron und dem
       Tory-Bürgermeisterkandidaten Zac Goldsmith hereingefallen sind.
       
       Khan schrieb am Wochenende im Observer, Cameron und Goldsmith hätten
       „Taktiken aus dem Manuskript von Donald Trump“ angewendet – und er hat
       recht.
       
       Sie haben versucht, Khan als Unterstützer der IS-Terroristen darzustellen.
       Schließlich habe er als Anwalt Terroristen verteidigt. Der Milliardärssohn
       Goldsmith ging sogar so weit, seinen Artikel über Khan mit einem Foto des
       zerstörten Linienbusses von den Terroranschlägen 2005 in London
       illustrieren zu lassen. Die für London so wichtigen Themen wie knapper
       Wohnraum, teurer öffentlicher Nahverkehr und Luftverschmutzung blieben
       dabei auf der Strecke.
       
       Rassismus ist in der Tory-Partei endemisch. Der aus dem Amt scheidende
       Bürgermeister Boris Johnson hatte Schwarze einst als „Negerbabys“
       beschrieben und behauptet, ihr Intelligenzquotient sei niedrig. Als
       US-Präsident Barack Obama den Briten riet, beim Referendum Ende Juni für
       einen Verbleib in der EU zu stimmen, verbat sich Johnson die Einmischung
       des „Halb-Kenianers“. Wenigstens haben sich die beiden Tories Sayeeda Warsi
       und Mohammed Amin von Goldsmiths ekelhaftem Wahlkampf distanziert. Beide
       sind Muslime.
       
       Die weißen Christen in der Partei aber haben bisher geschwiegen oder die
       Kampagne sogar gebilligt. Die Taktik, verschiedene Ethnien gegeneinander
       auszuspielen und dadurch Furcht und Misstrauen in der Bevölkerung zu säen,
       verfing in der multi-ethnischen Stadt aber nicht, und darauf können die
       Londoner stolz sein.
       
       8 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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