# taz.de -- Kommentar Wahl in Spanien: Linke Buchstabensuppe
       
       > Podemos hat mit den Altlinken paktiert – ein Fehler! Doch in der
       > Opposition kann das Wahlbündnis nun eine echte politische Alternative
       > aufzeigen.
       
 (IMG) Bild: Gemeinsam und doch zu unterschiedlich: Podemos-Star Iglesias (vorne) und IU-Chef Garzon.
       
       Das Ergebnis der [1][Parlamentswahl in Spanien] von Unidos Podemos ist
       ernüchternd: Die Wahlkoalition aus Podemos und Vereinigter Linken (IU)
       erzielte gemeinsam die gleiche Zahl an Parlamentssitzen wie vorher getrennt
       – und verliert dabei eine Million Stimmen. Was angelegt war, um nicht nur
       Stimmen aufzuaddieren, sondern auch weitere Wähler anzusprechen, war am
       Ende nicht attraktiv genug.
       
       Nicht nach links, nicht nach rechts, sondern gegen oben ging es bisher.
       Transversale Politik nannten sie dies bei Podemos. Nach dem Zusammenschluss
       mit IU, die hauptsächlich aus Mitgliedern der Kommunistischen Partei
       Spaniens besteht, verlor die Antiausteritätsbewegung an Frische.
       
       Auf den Wahlkampfveranstaltungen wehten dann plötzlich rote Fahnen mit
       Hammer und Sichel, es wurden Sprechchöre laut, wie sie nur bei kleinen
       radikalen Minderheiten ankommen. Musik und Reden wurden an die altlinke
       Identität der neuen Bündnispartner angepasst.
       
       Der Zusammenschluss mit IU war – anders als der Prozess des Zusammengehens
       mit regionalen Kräften vor der [2][Wahl im Dezember] – ein Bündnis zweier
       Parteien. Eben nichts neues, sondern die Buchstabensuppe, von der Podemos
       bis dahin nichts wissen wollte. Hätten die Menschen kommunistisch wählen
       wollen, hätten sie dies in den vergangenen Jahrzehnten tun können: Podemos
       wäre erst gar nicht entstanden.
       
       ## Verunsicherung durch das Brexit-Votum
       
       Die politischen Gegner und die Presse nutzen das Bündnis aus Neu und Alt,
       um Angst zu schüren. Podemos antwortete darauf nur zögerlich.
       Spitzenkandidat Pablo Iglesias wirkte wie an die Leine gelegt. Er gab sich
       moderat, um die Wählerschaft nicht zu erschrecken, bot den Sozialisten eine
       Koalition an, anstatt sich gegen deren Angriffe zu verteidigen. Hinzu kam
       die Verunsicherung der Wähler durch die Brexit-Abstimmung in Großbritannien
       nur zwei Tage vor dem spanischen Urnengang.
       
       Nach wie vor ist es eine erstaunliche Leistung für eine nur zwei Jahre alte
       Partei, mit 71 Abgeordneten im spanischen Parlament zu sitzen. Unidos
       Podemos ist stark genug, um eine gute Oppositionsarbeit zu machen,
       Vertrauen zu gewinnen und vor allem jenseits von Parolen eine echte
       politische Alternative aufzuzeigen.
       
       Wenn sie bei Podemos jetzt aus den Fehlern lernen, ist der Kampf um den
       Einzug in den Regierungspalast Moncloa nur aufgeschoben, aber nicht
       aufgehoben.
       
       27 Jun 2016
       
       ## LINKS
       
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