# taz.de -- Sorge um Doñana-Park in Südspanien: Gefahr fürs Weltnaturerbe
       
       > Der Bau eines Gaslagers bedroht den Doñana-Nationalpark im Süden
       > Spaniens. Er ist ein wichtiger Haltepunkt für Zugvögel.
       
 (IMG) Bild: Pilgertour mit Pferden durch den Nationalpark
       
       MADRID taz | Lkws bringen Rohre, Bagger heben Gräben aus. Im Auftrag des
       Energieversorgers Gas Natural werden seit Wochen rings um den südspanischen
       Nationalpark Doñana mehrere Gaslager gebaut. Dazu werden alte
       Gasförderanlagen genutzt. Wo einst Gas abgepumpt wurde, soll künftig Erdgas
       aus Algerien als strategische Reserve eingelagert werden.
       
       Die konservative Regierung in Madrid hat im März die Genehmigung zum Bau in
       unmittelbarer Nähe des Parks erteilt, der seit 1994 den Titel
       Unesco-Weltnaturerbe trägt. Dabei ist die Regierung von Ministerpräsident
       Mariano Rajoy seit Dezember nur noch übergangsweise im Amt, bis sich das
       Parlament auf eine neue Regierung einigt oder die Wähler ein drittes Mal an
       die Urnen gerufen werden.
       
       Allein die Möglichkeit einer Linksregierung, an der dann auch das Bündnis
       Unidos Podemos (UP) rund um die Antiausteritätspartei Podemos beteiligt
       wäre, führt dazu, dass die Betreiber wie wild bauen. Denn in dem UP-Bündnis
       ist auch Spaniens grüne Partei Equo vertreten. Die Umweltschützer
       protestieren seit Jahren gegen die Pläne, die gerade in aller Eile
       umgesetzt werden.
       
       „Die Gaslager gefährden den Nationalpark Doñana“, ist Juantxo Uralde,
       Equo-Vorsitzender und UP-Abgeordneter im spanischen Parlament, sicher.
       Doñana ist ein Feuchtgebiet an der andalusischen Küste entlang des Flusses
       Guadalquivir. Der Nationalpark ist mit 54.000 Hektar gut halb so groß wie
       Berlin. Er ist ein wichtiger Haltepunkt auf der Route der Zugvögel von
       Europa nach Afrika. Neben über 300 verschiedene Vogelarten leben hier auch
       seltene Tierarten wie der vom Aussterben bedrohte Pardelluchs.
       
       „Die Arbeiten können das Grundwasser verschmutzen und damit den Park
       schädigen. Wenn es um das Grundwasser geht, ist es egal, ob knapp außerhalb
       oder innerhalb des Parks gebaut wird“, sagt Uralde. Derzeit werden zuerst
       mehrere alte Gasförderstellen mittels Fracking völlig geleert, um sie dann
       für die Befüllung vorzubereiten. Insgesamt sollen 70 Kilometer Pipeline
       verlegt und 16 ehemalige Gasförderstellen zu Lagern umgebaut werden.
       
       ## „Verschleierung über tatsächliches Ausmaß des Gaslagers“
       
       „Wir haben keinen genauen Überblick darüber, was da im Einzelnen
       geschieht“, beschwert sich die Verantwortliche für Wasser und
       Landwirtschaft in der spanischen Sektion der Umweltschutzorganisation World
       Wide Fund For Nature (WWF), Eva Hernández. Das Bauvorhaben wurde in
       unzählige einzelne Projekte aufgesplittet und für jedes wurde eigens ein
       Umweltverträglichkeitsgutachten erstellt und ein Genehmigungsverfahren
       eingeleitet. „Das alles dient der Verschleierung über das tatsächliche
       Ausmaß des Gaslagers“, ärgert sich Hernández, deren WWF rund 6.000 Hektar
       Land im Nationalpark besitzt. Deshalb hat der WWF einen Sitz im
       Aufsichtsrat von Doñana inne.
       
       Die Umweltschützer verweisen gerne auf ein anderes Gaslager namens
       „Castor“. Bei „Castor“ ging vieles schief. Die Anlage wurde unter dem
       Meeresgrund vor der ostspanischen Mittelmeerküste gebaut. Als das Lager
       probebefüllt wurde, kam es zu starken Erdbeben. Das Projekt wurde gestoppt,
       Konsumenten und Steuerzahler müssen jetzt für die 1,35 Milliarden Euro
       Baukosten und Entschädigungen für die Betreiber aufkommen.
       
       „Hier in Doñana wurde erst gar kein Erdbebengutachten erstellt“, beschwert
       sich Equo-Chef Uralde. Für ihn ist das Gaslager in Doñana das Ergebnis der
       für Spanien so typischen Vermischung von Wirtschaft und Politik.
       „Drehtüren“ nennen sie das, wenn Politiker in die Wirtschaft gehen. „Der
       frühere sozialistische Regierungschef Felipe González saß gleichzeitig im
       Aufsichtsrat von Gas Natural und in dem des Nationalparks Doñana“, weiß
       Uralde. Das habe so manches erleichtert, ist er sicher.
       
       „Das Gaslager ist nicht die einzige Gefahr für Doñana“, erklärt Hernández
       vom WWF. So soll der Unterlauf des Guadalquivir vertieft werden, damit
       größere Schiffe in den Hafen von Sevilla einfahren können, zum Beispiel
       Kreuzfahrtschiffe. Das bedroht das Flussufer und damit die angrenzenden
       Feuchtgebiete. Außerdem werden die Grundwasserschichten rund um den
       Nationalpark für die Landwirtschaft genutzt. Über 1.000 illegale Brunnen
       bedrohen den Wasserspiegel.
       
       Und oberhalb des Parks soll die Kupfer-, Zink- und Bleimine Aznalcollar
       wieder in Betrieb genommen werden. Sie war 1998 geschlossen worden, nachdem
       die Staumauer für ein Rückhaltebecken mit hochgiftigen Abwässern brach. Die
       Schlammflut kam kurz vor Doñana zum stehen.
       
       14 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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