# taz.de -- Evakuierung aus Ost-Aleppo: Blockade scheint vorbei zu sein
       
       > Tausende Menschen warten in Ost-Aleppo. Nun konnten einige die Stadt mit
       > Bussen verlassen. Der Sicherheitsrat der UN will Beobachtungsmission
       > entsenden.
       
 (IMG) Bild: Die Evakuierung wurde gestoppt, nachdem Busse in Brand gesetzt wurden. Einige Bewohner Ost-Aleppos erreichten auf eigene Faust die Türkei
       
       ALEPPO afp/rtr/ap | Die Evakuierung von Menschen aus den letzten
       Rebellengebieten der syrischen Stadt Aleppo ist am Sonntagabend in
       begrenztem Umfang wieder angelaufen. Rund 350 Menschen hätten die
       kriegszerstörte Stadt in fünf Bussen verlassen können, berichteten ein Arzt
       und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
       
       Die türkische Regierung ließ verlauten, rund 4500 Menschen seien bislang am
       Montag aus dem Osten Aleppos gebracht worden. Außenminister Mevlüt
       Cavusoglu teilte am Montag auf Twitter mit, dass bisher insgesamt 12 000
       Personen aus der nordsyrischen Stadt in Gebiete unter Oppositionskontrolle
       gekommen seien.
       
       Der UN-Sicherheitsrat hat indes die Entsendung einer Beobachtermission ins
       syrische Aleppo beschlossen. Das Gremium votierte am Montag einstimmig für
       eine entsprechende Resolution. Die Beobachter sollen die
       Evakuierungsaktionen aus dem bislang von Rebellen gehaltenen Ostteil der
       Stadt überwachen und über die Lage der noch verbliebenen Bewohner
       berichten.
       
       In den Rebellenvierteln Ost-Aleppos warten tausende Menschen bei
       Minusgraden auf ihre Evakuierung in sichere Gebiete. Die Aktion geriet in
       den vergangenen Tagen immer wieder ins Stocken, erst am späten
       Sonntagnachmittag hatten Aktivisten eine Aussetzung der Evakuierung bis auf
       Weiteres verkündet.
       
       Die 350 Bewohner, die dann trotzdem aus Aleppo herausgebracht wurden, seien
       in einem „schrecklichen Zustand“, sagte Ahmad al-Dbis, der Chef einer
       Gruppe Mediziner und Freiwilliger, die die Evakuierungen in einem
       Rebellengebiet westlich von Aleppo koordiniert. „Sie haben nichts gegessen,
       sie haben nichts getrunken, die Kinder sind erkältet, sie konnten nicht auf
       die Toilette gehen.“
       
       Nach Angaben der Beobachtungsstelle hatten sich auch Russland und die
       Türkei für die Abreise der 350 Menschen aus Aleppo stark gemacht: Beide
       Länder hätten bei der syrischen Regierung darauf gedrängt, den Buskonvoi
       durch die Kontrollpunkte an der Straße durchfahren zu lassen. Die
       oppositionsnahe Beobachtungsstelle verfügt über ein Netz aus Informanten in
       Syrien, von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen.
       
       Nach Angaben von Aktivisten waren bereits rund 8500 Menschen aus den
       zerstörten Stadtvierteln gebracht worden, darunter 3000 Kämpfer. Am Freitag
       brach die syrische Armee die Evakuierungen jedoch ab. Seither gab es
       Verhandlungen, auch um zugleich die Menschen aus zwei schiitischen Dörfern
       zu evakuieren, die von Rebellen belagert sind. Die Vereinten Nationen
       schätzen, dass sich noch rund 30.000 Menschen im Osten Aleppos aufhalten.
       
       ## Brennende Busse
       
       Als am Sonntag mehrere Busse für die Evakuierungen aus diesen beiden Orten
       Fua und Kafraja vermutlich von islamistischen Rebellen in Brand gesteckt
       wurden, wurden die geplanten Evakuierungen nach Angaben der
       Beobachtungsstelle zunächst ausgesetzt.
       
       Der UN-Sicherheitsrat in New York will nach Angaben von Diplomaten am
       Montag voraussichtlich über eine gemeinsame Resolution zur Entsendung von
       Beobachtern nach Aleppo abstimmen. Der Einigung gingen vierstündige
       Verhandlungen voraus, nachdem Russland zunächst mit einem Veto gegen die
       von Frankreich eingebrachte Vorlage gedroht hatte.
       
       Der Kompromiss sieht vor, dass die UNO in Abstimmung mit der syrischen
       Regierung und den Rebellen „das Wohlergehen der Zivilisten“ in Aleppo
       beobachtet. Der Text ruft alle Konfliktparteien auf, humanitärer Hilfe
       einen „vollständigen, unmittelbaren, bedingungslosen, sicheren und
       ungehinderten Zugang“ nach Aleppo zu ermöglichen.
       
       Evakuierungen dürften nur freiwillig erfolgen, die Evakuierten dürften ihr
       Ziel selbst bestimmen, heißt es weiter. Zurückgebliebene Bewohner müssten
       geschützt werden.
       
       US-Botschafterin Samantha Power erwartete für Montag eine einstimmige
       Verabschiedung im Sicherheitsrat. „Im Entwurf verblieben sind all die
       Kernklauseln, um der UNO die Beobachtung zu ermöglichen und um mindestens
       hundert UN-Mitarbeiter abzustellen“, sagte Power.
       
       19 Dec 2016
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Aleppo
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
 (DIR) Evakuierung
 (DIR) UN-Sicherheitsrat
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
 (DIR) Warum so ernst?
 (DIR) Syrien Bürgerkrieg
 (DIR) Pro7
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
 (DIR) Syrien
 (DIR) Aleppo
 (DIR) Syrien
 (DIR) Russland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Syrische Opposition appeliert an UN: „Mehr Gräuel, mehr Extremismus“
       
       Die UN entsendet Beobachter in die von der syrischen Regierung
       zurückeroberte Stadt. Syrische Oppositionelle haben vor allem einen Auftrag
       an sie.
       
 (DIR) Kolumne Warum so ernst?: Die Leere ist vollkommen
       
       Die Berliner Kälte treibt mir die Tränen in die Augen. Alle, die mich
       sehen, denken, ich weine einen Eimer Tränen um Syrien.
       
 (DIR) Beratungen über Syrienkonflikt: Festnahmen nach Mord an Botschafter
       
       Der Mord am russischen Botschafter überschattet die Gespräche zur Lage in
       Syrien. Kurz nach dem Attentat fielen vor der US-Botschaft in Ankara
       Schüsse.
       
 (DIR) taff-Moderator zeigt Syrien-Solidarität: Alles, aber nicht Aleppo
       
       Daniel Aminati macht in seiner Sendung auf den Krieg in Syrien aufmerksam.
       Tausenden gefällt das. Es geht um ein T-Shirt. Und um den „guten Zweck“.
       
 (DIR) Kampf um Aleppo: UN will Beobachter schicken
       
       Der Sicherheitsrat verabschiedet eine Resolution zum Zivilistenschutz.
       Russland verzichtet auf ein Veto. Wer die Resolution durchsetzt, bleibt
       unklar.
       
 (DIR) Anschlag in türkischer Hauptstadt: Russischer Botschafter erschossen
       
       Bei einer Ausstellungseröffnung in Ankara wird der russische Botschafter
       niedergeschossen. Das könnte sich auf die Beratungen über Syrien auswirken.
       
 (DIR) Krieg in Syrien: Die Evakuierung geht weiter
       
       Der UN-Sicherheitsrat stimmt am Sonntag über Beobachter für Aleppo ab.
       Generalsekretär Ban Ki Moon soll humanitäres Personal in die Stadt
       entsenden.
       
 (DIR) Debatte Eingreifen in Syrien: Der Fall Aleppos
       
       Was in Syrien passiert, ist Staatsterrorismus. Der Westen muss handeln, um
       Assad, Russland und Iran in Syrien endlich zu stoppen.
       
 (DIR) Lage in Aleppo: Damaskus stoppt Evakuierung
       
       Die Lage in Aleppos Rebellengebieten ist katastrophal. Zehntausende
       Menschen wollen die Stadt verlassen. Doch Russland erklärt die Evakuierung
       für beendet.
       
 (DIR) Debatte Syrienkrieg: Lasst uns nicht allein!
       
       Unser syrisch-palästinensischer Autor gibt Deutschlands erste arabische
       Zeitung „Abwab“ heraus. Er fordert ein internationales Eingreifen.
       
 (DIR) Rebellengebiet im syrischen Ost-Aleppo: Unklarheit über Evakuierungsaktion
       
       Die Evakuierung in Ost-Aleppo scheint unterbrochen zu sein. Noch immer
       sollen sich Zehntausende Menschen im Rebellengebiet befinden.