# taz.de -- Kampf gegen Masern: Berlin pikst zu selten
       
       > In der Stadt werden zu wenig junge Menschen gegen Masern geimpft. Die von
       > der WHO angestrebte Ausrottung der Krankheit wird so verfehlt.
       
 (IMG) Bild: Der Schutz gegen Masern reicht noch nicht aus: Blick in den Impfpass
       
       BERLIN (dpa) | Berlin hat beim Kampf gegen Masern auch im Jahr 2016 die
       Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfehlt. „Wir nähern uns der
       Elimination nicht wirklich an“, sagte der Leiter der Arbeitsgruppe
       Infektionsschutz beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), Dirk
       Werber. Gemäß dem WHO-Ziel der Ausrottung dürfte es pro Jahr weniger als
       einen Fall pro eine Million Einwohner geben – in Berlin also maximal 4 und
       bundesweit nicht mehr als 80. Tatsächlich erkrankten 2016 aber allein in
       Berlin rund 80 Menschen, wie aus Daten des Lageso hervorgeht.
       
       „Das sind viel zu viele Fälle“, sagte Werber. Berlin habe damit in
       Deutschland erneut die meisten Masern-Fälle in Relation zur Einwohnerzahl.
       Bundesweit lag die Zahl der gemeldeten Masernerkrankungen nach Daten des
       Robert Koch-Instituts (RKI) bei rund 300 im Jahr 2016.
       
       Der amerikanische Kontinent hingegen hat sich Ende September für masernfrei
       erklärt. In den USA sind Masernimpfungen für Kinder vorgeschrieben, sie
       müssen in Schule und Kindergarten vorgewiesen werden. Bei den Impfquoten
       von Kindern bei der Schuleingangsuntersuchung schneide Berlin gar nicht so
       schlecht ab, sagte Werber. Mit 92 Prozent sei man bundesweit nicht
       abgehängt, aber noch unter dem Ziel von 95 Prozent geimpften Kindern.
       
       Werber betonte: „Ein wesentliches Problem hier sind nicht geimpfte
       Erwachsene.“ Der Experte hält diese Menschen in der Regel nicht für
       Impfgegner – vielmehr stünden sie dem Thema Masernimpfung eher gleichgültig
       gegenüber.
       
       Nicht ausreichend geimpft sind laut Werber gerade junge Erwachsene mit
       alternativen Lebensentwürfen, die in ihrer Kindheit nicht zweifach geimpft
       wurden. Viele von ihnen ziehe es in die dicht besiedelten Innenstadtteile
       wie Neukölln, Kreuzberg und Schöneberg, wo sich Menschen leicht gegenseitig
       anstecken. Es handle sich um grundsätzlich Gesunde – da sie üblicherweise
       nicht zum Arzt gehen, könnten Impflücken lange unentdeckt bleiben.
       
       Immerhin hatte das Masern-Jahr 2016 nicht das Ausmaß des Vorjahres: 2015
       hatte Berlin den Negativ-Rekord seit Einführung der Meldepflicht erreicht –
       mehr als 1200 Menschen steckten sich mit dem hochansteckenden Virus an, ein
       Kleinkind starb.
       
       Ein größerer Ausbruch in diesem Spätsommer, ausgehend von einem Reisenden,
       habe die große Anfälligkeit Berlins offengelegt, sagte Werber: „Der Mann
       hat wegen seiner Krankheit das Hotel nicht verlassen, bevor er ins
       Krankenhaus kam.“ Dennoch infizierten sich zwei Hotelangestellte und trugen
       das Virus in der Stadt weiter. Da es sich um einen seltenen Virenstamm
       handelte, sei nachweisbar, dass auch Menschen in Brandenburg, Sachsen,
       Niedersachsen und Baden-Württemberg an dem eingeschleppten Erreger
       erkrankten, so Werber.
       
       Masern waren bis zur Einführung der Impfung als Kinderkrankheit weit
       verbreitet. Wer die Krankheit einmal durchgemacht hat, ist dagegen immun.
       Allerdings können die Masern sehr schwere Folgeerkrankungen hervorrufen.
       Gefürchtet ist die chronische und tödliche Masern-Gehirnentzündung SSPE
       (Subakute sklerosierende Panenzephalitis).
       
       1 Jan 2017
       
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