# taz.de -- Gambias widerspenstiger Präsident: Der Diktator sitzt in der Falle
       
       > Gambias Präsident Jammeh erkennt seine Wahlniederlage nicht an. Die
       > Regionalmacht Nigeria droht deshalb mit Einmarsch und lockt mit Asyl.
       
 (IMG) Bild: Will nicht gehen: Gambias Präsident Jammeh
       
       COTONOU taz | Wird es doch noch der Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt?
       Wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit am 19. Januar scheint Gambias
       Langzeitherrscher Yahya Jammeh, glaubt man seiner jüngsten
       Fernsehansprache, nun doch wieder versöhnliche Töne anzuschlagen. Zwar
       kritisiert er in Bezug auf die Wahlen vom 1. Dezember – die er erst
       anerkannte, um sich dann zu weigern, sie als verloren anzusehen – weiterhin
       „Fehler im Wahlverlauf“. Allerdings sagt er auch, niemand solle für sein
       Verhalten in der heißen Wahlphase zwischen November und Januar verhaftet
       oder bestraft werden. Außerdem erklärt er sich bereit für einen Dialog
       unter einem Vermittler zwischen ihm und Adama Barrow, dem mutmaßlichen
       Gewinner der Präsidentenwahl.
       
       Je näher der Termin rückt, an dem Jammeh sein Amt an Barrow übergeben soll,
       desto mehr hat sich die Lage zugespitzt. Gambias Armee bekundete ihre
       „volle Loyalität“ für den Noch-Präsidenten. Auf der anderen Seite wetzte
       die Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)
       die Messer und drohte mit einem militärischen Eingreifen.
       
       Jetzt erhöht Nigeria, das mit Abstand gewichtigste Ecowas-Land, den Druck
       immer mehr. Für die Öffentlichkeit recht überraschend kündigte Nigerias
       Parlament am Mittwoch an, am Donnerstag über Asyl in Nigeria für den
       Präsidenten aus Gambia zu debattieren. Am Donnerstag berichtet die
       Onlinezeitung Premium Times, dass nigerianische Truppen bereit stünden, um
       Jammeh vom Rücktritt zu überzeugen. Zum Einsatz kommen könnten sie am 19.
       Januar. Ein Offizier wird zitiert mit den Worten: „Wir sind bereit. Die
       nigerianische Armee ist stark und professionell.“ Außer Nigeria dürfte auch
       Senegal, dessen Staatsgebiet Gambia vollständig umschließt, längst für ein
       Eingreifen bereitstehen. Jammeh hat den großen Nachbarn immer wieder mit
       Grenzschließungen und plötzlichen Mautgebühren genervt.
       
       Nigerias Plan, Jammeh loszuwerden, ist wohl schon länger in Vorbereitung.
       Am vergangenen Dienstag hatte der oberste Gerichtshof in Gambias Hauptstadt
       Banjul die Entscheidung über Jammehs Wahlanfechtung auf Mai vertagt. Doch
       sie waren gar nicht vollzählig: Mehrere Richter waren vergangenes Jahr von
       Jammeh abgesetzt worden oder waren aus Gambia geflohen, so dass der
       Vorsitzende des obersten Gerichts Ersatzrichter in Nigeria anforderte. Aber
       nach Berichten nigerianischer Onlinemedien weigerte sich Nigerias oberstes
       Gericht bereits im Dezember, dieser Bitte nachzukommen: Ein Richter aus
       Nigeria könne erst ab Mai nach Banjul kommen.
       
       Jammeh betont nun, er wolle so lange auf das Urteil über seine Klage gegen
       die Wahlen warten. Damit kann er nun Zeit gewinnen – oder aber die Geduld
       der anderen westafrikanischen Staaten endgültig zum Platzen bringen. So
       wirtschaftlich und politisch unbedeutend Gambia ist, bis Mai will niemand
       eine unklare Situation hinnehmen.
       
       Wie es weitergeht, könnte sich am heutigen Freitag entscheiden, wenn
       Nigerias Präsident Muhammadu Buhari sowie drei weitere hochrangige
       Ecowas-Politiker nach Gambia reisen und mit Jammeh sprechen. Die
       Zusammenkunft war eigentlich für Mittwoch geplant gewesen. Jammeh ließ sie
       auf Freitag verlegen. Eventuell, um über Asyl in Nigeria nachzudenken.
       
       13 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Gambia
 (DIR) Nigeria
 (DIR) ecowas
 (DIR) Yahya Jammeh 
 (DIR) Gambia
 (DIR) Yahya Jammeh 
 (DIR) Senegal
 (DIR) Gambia
 (DIR) Gambia
 (DIR) migControl
 (DIR) Gambia
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Machtwechsel in Gambia: Mit langem Anlauf zum Abtritt
       
       Yahya Jammeh ist abgewählt, geht aber einfach nicht. Jetzt hat die
       Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas das Ultimatum verlängert.
       
 (DIR) Präsidentschaftswechsel in Gambia: Letzte Chance für friedliche Lösung
       
       Die Ecowas stellt dem abgewählten gambischen Präsidenten Jammeh ein
       Ultimatum. Wenn er nicht bis Freitagmittag sein Amt räumt, beginnt die
       Intervention.
       
 (DIR) Nach der Wahl in Gambia: Senegal will militärisch eingreifen
       
       Sollte der abgewählte gambische Präsident nicht aufs Amt verzichten, könnte
       Senegals Militär eingreifen. Das sei auf dem Weg zur Grenze.
       
 (DIR) Nach der Wahlniederlage in Gambia: Der Autokrat setzt auf Krawall
       
       Statt die Macht abzugeben, verhängt Präsident Jammeh den Ausnahmezustand.
       Nigeria rüstet für ein Eingreifen, Touristen fliegen aus.
       
 (DIR) Nach der Wahl in Gambia: Der Präsident bleibt renitent
       
       Im Januar soll er die Macht an den Wahlsieger übergeben. Das sieht
       Gewaltherrscher Yahya Jammeh immer noch nicht ein.
       
 (DIR) EU-Gelder für afrikanische Staaten: Flüchtlinge aufhalten, um jeden Preis
       
       Milliarden fließen nach Afrika, wenn dafür keine Menschen nach Europa
       kommen. Aber wie viel bezahlt die EU für den Grenzschutz-Service?
       
 (DIR) Präsidentenwahl in Gambia: Rückzug vom Rückzug als Rätsel
       
       In Gambia widerruft der abgewählte Präsident Yahya Jammeh das Eingeständnis
       seiner Niederlage. Er will von der Macht nicht lassen.