# taz.de -- Araber in Israel: An einem Morgen in Nazareth
       
       > Dareen Tatour ist Araberin in Israel. Sie schreibt Gedichte – und wird
       > seit über einem Jahr von der Polizei festgehalten. Ein Missverständnis?
       
 (IMG) Bild: In Nazareth wird Dareen Tatours Prozess vor Gericht verhandelt
       
       NAZARETH/TEL AVIV taz | Es ist morgens um vier, als die Polizei das Haus in
       Reineh stürmt. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und der Muezzin hat
       noch nicht zum Morgengebet gerufen. Dareen Tatour trägt einen Schlafanzug,
       als man ihr die Handschellen anlegt, ihr langes braunes Haar fällt auf ihre
       Schultern. Das weiße Kopftuch, das sie in der Öffentlichkeit trägt, liegt
       neben ihrem Bett.
       
       Die Polizisten packen Laptop und Handy ein und schieben Dareen Tatour aus
       der Tür. Sie geben dem Vater keine Antwort, als er fragt, warum seine
       Tochter verhaftet wird; sie erlauben ihm nicht, sie zu begleiten. Sie
       führen Dareen Tatour am Zitronenbaum der Familie vorbei in das Polizeiauto
       und fahren mit ihr ins Hauptquartier in Nazareth.
       
       Es ist der Oktober 2015, gerade beginnt in Israel das, was später
       „Messerintifada“ genannt wird. Eine neue Welle der Gewalt, die bis heute
       andauert. Fast täglich greifen Araber Juden an, mit Messern und Scheren,
       mit Steinen, mit Autos. Allein im Oktober sterben elf Menschen, achtzig
       werden verletzt – 620 Angriffe zählt der israelische Geheimdienst.
       
       Die Überfälle treffen Polizisten und Soldaten, aber auch Leute in ihrem
       Alltag: an Bushaltestellen, in Shoppingmalls, auf dem Weg zum Gebet in der
       Jerusalemer Altstadt.
       
       Es steckt keine Organisation hinter diesen Angriffen, sondern
       Einzelpersonen, oft Jugendliche oder Kinder. Viele von ihnen werden von
       israelischen Sicherheitskräften erschossen. Das Außenministerium
       beschuldigt „Terroristen und radikale Islamisten“, die Jugendlichen
       aufzuhetzen; sie ermunterten sie mit ihren Reden, Juden zu töten.
       
       ## „Ich bin der nächste Schahid“
       
       Dareen Tatour, arabische Dichterin, Mitte dreißig, in Israel aufgewachsen,
       wird verdächtigt, eine solche Hetzerin zu sein.
       
       Zwei Tage vor ihrer Verhaftung, am 9. Oktober 2015, haben israelische
       Soldaten eine arabische Frau niedergeschossen, die am Busbahnhof von Afula
       ein Messer gezogen hatte. Dareen Tatour hat ein Video davon auf Facebook
       gepostet. Darin sieht man die Frau, die ein lindgrünes Gewand trägt, vor
       einem Bus, mit dem Messer sticht sie in die Luft. Soldaten kreisen sie ein.
       Einer schießt, sie bricht zusammen.
       
       Später stellt sich heraus, dass sie ihr Kind verloren hatte und psychisch
       krank war. Vermutlich wollte sie niemanden verletzen, gibt die Polizei
       bekannt, höchstens sich selbst.
       
       Unter das Video schreibt Dareen Tatour: „Ich bin der nächste Schahid.“
       Wenige Stunden später stürmt die Polizei ihr Haus.
       
       „Schahid“, was für ein schwieriges arabisches Wort. Es wird im Koran
       verwendet, wörtlich heißt es „Zeuge“. Im übertragenen Sinne steht es für
       einen Menschen, der im Kampf stirbt: einen Märtyrer. Dschihadisten ehren
       mit diesem Wort ihre Selbstmordattentäter.
       
       ## Ein Wort mit vielen Facetten
       
       Aber auch eine Frau, die stirbt, während sie ein Kind gebärt, kann eine
       Schahida sein. Oder ein Mensch, der seinen Besitz verteidigt, während er
       von Feinden angegriffen wird. Es ist ein Wort mit vielen Facetten.
       
       Dareen Tatour nennt auf Facebook den 16-jährigen Palästinenser Mohammed
       Abu Khdeir einen Schahid, der 2014 starb, weil ihn drei jüdische
       Jugendliche kidnappten, misshandelten und in einem Wald verbrannten.
       
       Als sie schreibt: Ich bin der nächste Schahid, liest die israelische
       Polizei: Ich bin die nächste Attentäterin. Dareen Tatour aber meint: Ich
       bin das nächste Opfer. Auch ich bin Araberin, auch ich trage Kopftuch. Das
       nächste Mal schießen die Polizisten vielleicht auf mich. Mein Leben ist
       verwundbar. So erklärt es ihre Anwältin.
       
       In einem hebräischen Satz klingt das arabische Wort immer nach Terror.
       „Willst du eine Terroristin sein? Bist du die nächste Schahida?“, fragt ein
       israelischer Polizist Dareen Tatour, als sie an diesem Sonntagmorgen im
       Oktober 2015 auf die Polizeistation in Nazareth gebracht wird. „Du siehst
       aus wie eine Terroristin.“
       
       Dareen Tatour versucht sich auf Hebräisch zu erklären. Aber niemand hört
       ihr richtig zu. Der Polizist lässt sie ins Gefängnis bringen.
       
       ## Eine radikale Minderheit
       
       Es geht hier nicht nur um Dareen Tatour, sondern auch darum, wie Israel
       seine arabischen Mitbürger behandelt, immerhin 20 Prozent der Bevölkerung.
       Sie sind Israelis, aber sie gehören nicht richtig dazu, denn sie sind keine
       Juden.
       
       Der Staat begegnet ihnen mit Misstrauen, oft auch mit Ablehnung. Denn, das
       lässt sich nicht leugnen, ein Bruchteil von ihnen ist bereit, den jüdischen
       Staat und seine Bürger mit Gewalt zu bekämpfen. Je nachdem, wo man
       politisch steht, schätzt man diesen Bruchteil als größer oder kleiner ein.
       
       Es ist das alte Problem: Eine radikale Minderheit lässt die friedliche
       Mehrheit schlecht aussehen.
       
       Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum der israelische Staat inzwischen
       recht erfolgreich darin ist, Selbstmordattentate zu verhindern. Ein Grund
       ist die kompromisslose Härte, mit der die israelischen Sicherheitsbehörden
       gegen mutmaßliche Terroristen vorgehen. Aber allzu oft agiert der Staat
       dabei grobschlächtig, der Nebeneffekt der Macht: Niemand schaut so genau
       hin.
       
       Zehn Tage sitzt Dareen Tatour im Gefängnis, bis sie erfährt, was ihr außer
       dem „Schahid“-Posting noch vorgeworfen wird.
       
       ## Frauen können alles werden
       
       Dareen Tatour wurde 1982 geboren. Sie wächst in Reineh bei Nazareth auf,
       einem arabischen Dorf in Israel, umgeben von Olivenbäumen. Ihre Mutter ist
       Hausfrau, ihr Vater Schreiner; er baut im Erdgeschoss des Hauses Küchen,
       sie kocht und zieht Dareen und ihre vier Brüder groß. Als ein Lehrer Dareen
       fragt, was sie werden will, sagte sie: Schriftstellerin.
       
       Nach der Schule beginnt sie ein Informatikstudium. Nebenbei jobbt sie.
       Schließlich wechselt sie das Fach und studiert Regie, Fotografie und
       Journalismus. „Frauen können heute alles werden: Informatikerinnen,
       Fotografinnen, Künstlerinnen“, sagt sie, als wir uns ein Jahr nach ihrer
       Verhaftung in ihrem Elternhaus treffen, wo sie immer noch lebt. „Die
       arabische Gesellschaft verändert sich. Ich wünsche mir diesen Wandel. Ich
       möchte, dass Europa sieht, wie wir palästinensischen Frauen uns
       emanzipieren.“
       
       Mit 27 veröffentlicht sie ihren ersten Gedichtband. Sie füllt Album um
       Album mit Fotografien, die ihre Gedichte fortschreiben. Irgendwann beginnt
       sie Filme zu drehen: über palästinensische Flüchtlinge, die in ihre
       verlassenen Dörfer in Israel zurückkehren. Sie filmt eine alte Frau, die
       mit einem Gehstock über einen Acker humpelt und Überreste ihres Hauses
       sucht.
       
       Sie wird zu Filmfestivals und Ausstellungen eingeladen, im Norden Israels,
       in Jordanien. Ein alter Mann erkennt das Haus wieder, aus dem er einst
       geflohen ist. Er weint und schenkt ihr seinen Haustürschlüssel.
       
       Eine starke Geste: Der Schlüssel ist ein wichtiges Symbol der
       Palästinenser. Er steht dafür, dass die arabischen Flüchtlinge, die 1948
       geflohen sind, nach Israel und in ihre alten Häuser zurückkehren wollen.
       Viele Menschen, die damals geflohen sind, heben ihre alten Schlüssel
       weiterhin auf.
       
       ## Dinge vergessen
       
       Als das Geld fehlt, unterbricht Dareen Tatour ihr Studium und jobbt an der
       Rezeption eines Schönheitssalons. Aber sie schreibt weiter Gedichte. Über
       ihre Sehnsucht nach einem Palästina, das es nicht mehr gibt. Aber auch über
       unglückliche Liebe.
       
       „Wie du wünschst, / ich werde es vergessen, / unsere Geschichte, die jetzt
       Vergangenheit ist / und die Träume, die einmal unsere Herzen gefüllt haben.
       / Ich werde Dinge vergessen, oh Liebe meines Lebens, / Dinge, die wir
       gesagt haben, / Gedichte, die wir auf die Wände unserer Herzen geschrieben
       haben / und in Farben ausgemalt, / Bäume, unter denen wir saßen, / und die
       Namen, die wir einritzten.“
       
       Als Dareen Tatour gerade genug Geld zusammen hat, um ihr Studium
       fortzusetzen, kommt die Polizei und verhaftet sie. Im Gefängnis erfährt
       sie, dass sie wegen Anstiftung zur Gewalt angeklagt ist – und wegen
       Unterstützung einer Terrororganisation.
       
       Sie hatte ein Statement des Islamischen Dschihad auf Facebook geteilt, in
       dem die Terrororganisation zu einer neuen Intifada aufrief. Der Hauptgrund
       für ihre Verhaftung ist aber, dass sie ein Gedicht geschrieben hat.
       
       Sie hat eine Videocollage gebastelt und auf YouTube hochgeladen. Darin
       sieht man Szenen aus dem Westjordanland. Palästinensische Jugendliche, die
       gegen israelische Soldaten kämpfen. Reifen brennen, Flammen lodern, eine
       palästinensische Flagge zuckt im Wind, israelische Soldaten jagen ein Kind.
       Die Videosequenzen sind unterlegt mit dramatischer Orchestermusik, dazu
       liest Dareen Tatour ein Gedicht vor, das sie geschrieben hat.
       
       ## Widersetzt euch
       
       „Immer wenn ich ein Gedicht schreibe, überlege ich mir ein Bild dazu“, sagt
       sie, als wir in ihrem Jugendzimmer in Reineh durch eines ihrer Fotoalben
       blättern: viele verlassene Häuser – und ein Vogel, der nach oben fliegt.
       „Ich habe das Gefühl, dass Bilder meine Gedichte – und meine Gedichte die
       Bilder fortschreiben.“
       
       Während im Video israelische Soldaten ein Haus stürmen, hört man Dareen
       Tatours Stimme:
       
       „Widersetzt euch, meine Leute, widersetzt euch ihnen. / In Jerusalem
       kleidete ich meine Wunden ein und beatmete meine Trauer / und trug die
       Seele in meiner Hand / für ein arabisches Palästina.“
       
       Ein Mann mit Palästinensertuch schwingt eine Steinschleuder, während sie
       spricht. Ihre Stimme klingt wütend und traurig.
       
       „Ich will nicht der friedlichen Lösung erliegen, / niemals meine Fahnen
       streichen, / bis ich sie von meinem Land vertrieben habe. Widersetzt euch,
       meine Leute, widersetzt euch ihnen. / Widersetzt euch dem Raub der Siedler.
       / Und folgt der Karawane der Märtyrer. / Zerreißt die schändliche
       Verfassung, / die uns entehrt und demütigt / und uns daran hindert, wieder
       Gerechtigkeit zu erfahren.“
       
       Die israelischen Sicherheitsbehörden sind wachsam im Herbst 2015, sie
       wollen weitere Attentate verhindern. Es ist ein Balanceakt zwischen
       Sicherheit und Freiheit: Wenn sie präventiv vorgehen, riskieren sie,
       Unschuldige festzunehmen. Wenn sie das nicht tun, riskieren sie weitere
       Tote.
       
       ## Zu gefährlich für ihr Umfeld
       
       Dazu kommt, dass Meinungsfreiheit in Israel rechtlich keinen hohen
       Stellenwert hat: Es gibt keine Verfassung, die sie schützt, es gibt nur
       Gerichtsurteile, auf die sich Menschenrechtsanwälte berufen.
       
       So kommt es, dass Dareen Tatour wegen eines Gedichtes ins Gefängnis muss.
       Die Staatsanwaltschaft schreibt in ihrer Anklage: „Die Beschuldigte hat auf
       Facebook und auf YouTube trotz der sensiblen und explosiven öffentlichen
       Stimmung verschiedene Postings veröffentlicht, die zu gewalttätigen oder
       terroristischen Aktionen aufrufen und die gewalttätige Akte und Terrorismus
       loben, dazu ermutigen und sich damit identifizieren.“
       
       Drei Monate bleibt sie im Gefängnis, sie trifft andere Araber, die aus
       ähnlichen Gründen festgehalten werden. Eine von ihnen ist Asra’a Abed, die
       Frau aus Afula, die am Busbahnhof das Messer gezückt hatte. Sie weint.
       Dareen umarmt sie. „Ich bin hier, weil ich ein Bild von dir gepostet habe“,
       sagt sie.
       
       Schließlich wird Dareen Tatour aus der Haft entlassen und unter Hausarrest
       gestellt. 40 Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt, lautet die Auflage –
       sie gilt als zu gefährlich für ihr Umfeld.
       
       Ihr Bruder kündigt seinen Job als Krankenpfleger, mietet eine Wohnung in
       Tel Aviv und schließt sich darin mit Dareen und seiner Verlobten ein. Nach
       einigen Monaten ist Dareen Tatour psychisch angeschlagen. Sie würde lieber
       wieder ins Gefängnis, als weiterhin in dieser Wohnung in Tel Aviv zu
       bleiben, sagt sie. Das Gericht gibt nach und erlaubt, dass sie in ihr
       Elternhaus zurückkehrt.
       
       ## Weiterhin unter Hausarrest
       
       Dann beginnt ihr Prozess. Im Gericht von Nazareth hat sich im November 2016
       morgens um acht eine Gruppe von jüdischen und arabischen Aktivisten
       versammelt. Sie sind da, um Dareen Tatour zu unterstützen. Ein jüdischer
       Aktivist aus Haifa bloggt über den Fall. Er kommt zu jedem Verhandlungstag.
       
       Die Gruppe nimmt auf den Besucherstühlen im Verhandlungsraum Platz. Hinter
       der Richterin hängt eine israelische Flagge, die Fenster sind vergittert.
       
       Dareen Tatour steht im Zeugenstand. Sie presst ihre Lippen aufeinander,
       schaut immer wieder an die Decke. Ihre Stimme ist leise, sie wirkt klein
       und schmal neben ihrem bulligen Übersetzer. Ihre Augenringe sind noch
       dunkler geworden.
       
       Gaby Lasky, eine renommierte israelische Menschenrechtsanwältin, hat den
       Fall vor ein paar Wochen übernommen. Sie hat erreicht, dass Dareen Tatour
       wieder in dem Schönheitssalon arbeiten darf – vor und nach ihren Schichten
       steht sie weiterhin unter Hausarrest.
       
       Die Richterin befragt Dareen Tatour zu ihrem Nutzungsverhalten bei
       Facebook. Dareen Tatour erzählt, dass es ihr in der Zeit, als sie die
       Postings geschrieben hat, nicht besonders gut ging.
       
       Sie hatte eine Therapie begonnen, die vieles aufgewühlt hat. Sie stellte
       auf Facebook eine mächtige arabische Familie bloß. Vermutlich hat diese
       Familie der Polizei den Tipp gegeben, dass Dareen Tatour im Internet
       politische Sachen schreibt.
       
       ## Missverständnisse
       
       Wenn man Dareen Tatour trifft, mit ihr spricht, sie lachen hört, dann fragt
       man sich: Wie kann das sein? Warum wird sie seit über einem Jahr
       eingesperrt – eine liebenswürdige, kreative Frau, sie soll gefährlich sein?
       Inzwischen haben Intellektuelle in Israel und auf der ganzen Welt ihre
       Freilassung gefordert, auch die Schriftstellerorganisation PEN
       International hat sich eingeschaltet.
       
       „Der ganze Prozess ist lächerlich“, sagt Ofra Yeshua-Lyth, eine Aktivistin,
       die an diesem Morgen von Tel Aviv nach Nazareth gefahren ist. In
       Prozesspausen eilt sie zu Dareen Tatour, nimmt sie in den Arm, spricht mit
       ihr. „Der Staat will an ihr ein Exempel statuieren. Sie wollen die
       Opposition unterdrücken.“
       
       Im Gerichtssaal schreien sich jetzt drei Frauen an: die Richterin, Gaby
       Lasky und die Staatsanwältin. Es geht um ein arabisches Wort, das sowohl
       „aufstehen“ als auch „kämpfen“ bedeuten kann.
       
       Die meisten jüdischen Israelis, auch in der Polizei oder vor Gericht,
       können kein oder nur etwas Arabisch. Das führt immer wieder zu
       Missverständnissen – und zur Verhaftung von Unschuldigen, weil Sätze falsch
       gedeutet werden.
       
       „Es gibt einige solcher Fälle“, sagt die Anwältin Gaby Lasky. „Meistens
       trifft es arabische Israelis oder Linke.“ Ihr Büro liegt in einer schäbigen
       Straße in Tel Aviv, vor dem Hauseingang reparieren zwei Männer ein Auto.
       
       ## Bis zu acht Jahre Haft
       
       „In Dareens Fall ist es so, dass sich die Staatsanwaltschaft inzwischen so
       sicher ist, dass Dareen zur Gewalt aufrufen wollte, dass wir das Gegenteil
       beweisen müssen. Eigentlich sollte es andersherum laufen: Die
       Staatsanwaltschaft sollte beweisen, dass sie schuldig ist.“
       
       Sie zwirbelt eine graue Haarsträhne zwischen ihren Fingern und zieht daran,
       bis die Haarspitzen abbrechen.
       
       „Was auch verrückt ist: Dass Dareen dem Gericht Arabisch beibringen muss.
       Wir werden jetzt einen arabischen Sprachwissenschaftler vorladen, der die
       verschiedenen Bedeutungen des Wortes Schahid erklärt. Hätte das Gericht das
       früher getan, hätten wir nicht so viel Zeit verschwendet.“
       
       Am 25. Januar 2017 wird der Prozess fortgesetzt, das Urteil wird bald
       erwartet. Es gibt drei Möglichkeiten, sagt Gaby Lasky. „Erstens: Das
       Gericht stellt fest, dass sie nicht schuldig ist. Dann versuchen wir, eine
       Entschädigung einzuklagen. Dareen hätte nicht angeklagt werden sollen.
       Zweitens: Sie wird schuldig gesprochen, aber dem Gericht genügt, dass sie
       bereits drei Monate im Gefängnis saß. Drittens: Sie muss ins Gefängnis.“ Es
       könnten bis zu acht Jahre Haft werden.
       
       22 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffi Unsleber
       
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