# taz.de -- Snapchat geht ab: Teure Schnappschüsse an der Börse
       
       > Der Bildchen-Verschickdienst Snapchat spielt an der Wallstreet 3,4
       > Milliarden Dollar ein. Die App ist beliebt, weil die soziale Kontrolle
       > gering ist.
       
 (IMG) Bild: Neue Börsenwette in New York
       
       BERLIN taz | Obwohl die US-Firma Snap mehr Verlust als Umsatz macht, legte
       sie einen phänomenalen Start an der New Yorker Börse an der Wall Street
       hin. Dank der Smartphoneanwendung Snapchat sammelte das Unternehmen rund
       3,4 Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro) ein – mit dem Verkauf von nur
       15 Prozent der Anteile.
       
       Es ist eine Wette auf die Zukunft, die manche Händler mit Skepsis
       betrachten. Snapchat muss noch beweisen, ob es ein tragfähiges
       Geschäftsmodell ausbildet. Augenblicklich ist die App bei ihrer Zielgruppe,
       den 16- bis 24-Jährigen, sehr beliebt. Angeblich 60 Prozent nutzen Snapchat
       in den USA. Auch in Europa sind es Millionen.
       
       Der Reiz besteht darin, Fotos zwischen Smartphones zu verschicken, die nach
       Ablauf von ein bis zehn Sekunden beim Empfänger wieder verschwinden. Die
       jungen Leute können ihre Smartphoneschnappschüsse mit Bildchen, Symbolen
       und Krickelkrakel veredeln, wodurch sie noch lustiger werden.
       
       Weil die Bildchen sofort im digitalen Orbit verglühen, wird Schwachsinn
       verschickt, den man sich sonst nicht zu posten traute. Die soziale
       Kontrolle ist gering. Likes und öffentliche Kommentare wie bei Facebook
       gibt es bei Snapchat nicht. Text spielt kaum eine Rolle. Die Jugendlichen
       stehen nicht ständig unter dem Druck, von außen bewertet zu werden.
       
       Wie andere kostenlose Internetanwendungen auch muss Snapchat Geld mit
       Werbung verdienen. Das funktioniert etwa so: „Unternehmen haben großes
       Interesse daran, passende Werbung mithilfe sogenannter Geolocationfilter zu
       platzieren“, erklärt Timm Lutter vom Internetverband Bitkom.
       
       Einnahmen mit Werbung 
       
       „Die App auf dem Smartphone erkennt dabei den Ort, an dem sich der Besitzer
       aufhält, beispielsweise eine Bar oder ein Kino. Diese stellen sofort
       Informationen zur Verfügung, mit denen der Smartphonekunde versendete Fotos
       garnieren kann. Die Werbebotschaft erreicht so seine Freunde“, sagt Lutter.
       
       Diese Werbung funktioniert in den USA schon gut, auch hierzulande dürfte
       sie sich verbreiten. Gegenwärtig stellt Snapchat bereits regelmäßig neue
       Filter zur Verfügung, um die Fotos zu verändern. Für die Nutzer in Berlin
       gibt es spezielle Berlin-Filter, selbst für einzelne Schulen existieren
       zugeschnittene Angebote. Steht man auf dem Schulhof, kann man bestimmte
       Symbole nutzen, die nur dieser Schule zugeordnet sind.
       
       Zur Zeit soll Snapchat 158 Millionen aktive Nutzer haben. In jüngster Zeit
       ging der Zuwachs jedoch zurück, weil Facebook ähnliche Funktionen in seine
       Programme Whatsapp und Instagramm einbaute. So ist die Frage auch, ob
       Snapchat sind gegen diese Konkurrenz behaupten kann.
       
       3 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
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