# taz.de -- Urteil wegen Protesten in Ägypten: Freispruch für Mubarak
       
       > Hunderte Menschen starben 2011 bei den Protesten auf dem Tahrir-Platz.
       > Der damalige Diktator ist nun von der Verantwortung freigesprochen
       > worden.
       
 (IMG) Bild: Anhängerinnen des früheren Präsidenten am Tag der Urteilsverkündung
       
       KAIRO dpa | Ägyptens oberstes Gericht hat Ex-Präsident Husni Mubarak vom
       Vorwurf freigesprochen, an der Tötung von Hunderten Demonstranten bei den
       Aufständen gegen seine Herrschaft mitschuldig zu sein. Das berichtete die
       staatliche Nachrichtenseite Al-Ahram am Donnerstag. Dem 88-Jährigen war
       vorgeworfen worden, während der Massenproteste 2011 für den Tod von mehr
       als 800 Menschen mitverantwortlich gewesen zu sein. Das Urteil kann nicht
       mehr angefochten werden.
       
       Tagelange Massendemonstrationen vor allem auf dem Kairoer Tahrir-Platz
       hatten den langjährigen Präsidenten im Februar 2011 zum Rücktritt
       gezwungen. Der Sturz des autokratischen Herrschers galt als einer der
       größten Erfolge des „Arabischen Frühlings“. Mit dem Urteil endet ein
       jahrelanger juristischer Streit um die politische Verantwortung Mubaraks
       für die vielen Todesfälle.
       
       Der Berufungsprozess hatte ursprünglich im November 2015 begonnen, war aber
       wegen des schlechten Gesundheitszustandes von Mubarak und aus
       Sicherheitsgründen mehrfach vertagt worden. Mubarak soll schwer krank sein
       und lebt seit Jahren in einem Kairoer Militärkrankenhaus.
       
       Am Donnerstag erschien er das erste Mal seit Beginn des Prozesses vor dem
       Gericht. Mubarak beteuerte erneut seine Unschuld, wie die Nachrichtenseite
       Al-Ahram meldete. Auf die Frage des Richters zu den Vorwürfen antwortete
       Mubarak: „Das ist nicht passiert.“
       
       ## Die Strafe wegen Untreue ist verbüßt
       
       In einem ersten Prozess wegen der Tötung von Demonstranten war Mubarak 2012
       zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hob das Urteil
       jedoch auf und ordnete ein neues Verfahren an. Ein Strafgericht ließ die
       Anklage danach fallen. Allerdings entschied das oberste Berufungsgericht
       später, dass das Verfahren wieder aufgenommen werden müsse.
       
       Bereits Anfang 2016 hatte ein ägyptisches Gericht eine dreijährige
       Haftstrafe gegen den Ex-Langzeitherrscher und seine zwei Söhne wegen
       Korruption bestätigt. Die Angeklagten hatten nach Ansicht der
       Staatsanwaltschaft Millionenbeträge veruntreut und damit Luxus-Residenzen
       gekauft. Diese Strafe haben sie aber bereits abgesessen.
       
       Aus Sicherheitsgründen war die Sitzung am Donnerstag in die Kairoer
       Polizei-Akademie im Osten Kairos verlegt worden, die zum ägyptischen
       Innenministerium gehört. Es war das erste Mal, dass das Berufungsgericht in
       seiner mehr als 80-jährigen Geschichte außerhalb des Justizgebäudes
       verhandelte.
       
       2 Mar 2017
       
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