# taz.de -- „Tatort“ aus Kiel: Mit Pizza im Keller gegen Tor
       
       > Die Verfolgungsfahrten im Sonntagabendkrimi sind sehenswert. Auch wenn es
       > wieder einmal um Cybercrime geht, diesmal gibt es keine Kalauer.
       
 (IMG) Bild: Tatort-Kommissar Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) stoßen auf einen grausamen Fund
       
       Wenn schon allein die Verfolgungsjagd der absolute Hammer ist, vom
       Hinterhof ins Einrichtungsgeschäft, mit Abstecher in eine
       Megasportveranstaltung, dann in eine Fitnessstudioumkleide, grandioses
       Jagdfinale inklusive, so ist das ein sicheres Indiz: Dieser Tatort ist
       wirklich sehenswert – und hiermit sei prognostiziert, dass er die Latte für
       den Rest des Jahres ganz schön hoch legt.
       
       Was David Wnendt („Kriegerin“, „Feuchtgebiete“) da als Drehbuchautor (mit
       Thomas Wendrich) und Regisseur vorlegt, gelingt selten beim
       Sonntagabendkrimi: Die Story ist packend und hart, jovial und
       witzig-ohne-haha-Münstertatortkalauer. Borowski (Axel Milberg) und
       Sarah Brandt (Sibel Kekilli) untersuchen einen Auftragsmord, organisiert
       übers Darknet, das erste Opfer ist ausgerechnet ein Polizist: der Leiter
       der Cybercrime-Abteilung der Kieler Kripo.
       
       Aber anders als sonst, wenn sich zuletzt Tatorte mit diesem, na,
       Internetdings und Digitalkram befasst haben (man denke an die
       Bremen/Stuttgart-Folgen „HAL“ und „Echolot“ im Herbst), ist das hier
       herrlich unverschwurbelt. Ja, es wird gehackt und mit typisch Wnendt’schen
       Comics erklärt, wie Darknet und Tor-Browser funktionieren.
       
       Und ja, die lächerlich unterbesetzte Zweimann-Cybercrime-Abteilung sitzt im
       Keller, mit Pi-T-Shirt und Pizzalieferdienstbutton und Vorurteilen
       gegenüber der Programmierkompetenz von Frauen. Aber das Digitale ist eben
       nur Vehikel für eines der ältesten Motive: Gier. Und im Hintergrund stets
       das Plingplong eines Walzers.
       
       Auch wenn es ein, zwei Storyfäden gibt, die nicht aufgehen: Wie Maximilian
       Brauer den zarten Auftragsmörder spielt, haut einen um. Und zum ersten Mal
       schleicht sich der Gedanke ein: Schade, dass Kekilli als Sarah Brandt
       aufhört. Echt gutes Team, die beiden.
       
       Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war vom
       „Thor-Browser“ die Rede. Gemeint ist jedoch der [1][Tor-Browser].
       
       19 Mar 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.torproject.org/projects/torbrowser.html.en
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Haeming
       
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